Neues 215 - 2016-02-14

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Matthias
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Neues 215 - 2016-02-14

Beitragvon Matthias » Sa 13. Feb 2016, 09:47

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Harald
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Re: Neues 215 - 2016-02-14

Beitragvon Harald » Sa 13. Feb 2016, 09:56

Verw.gebäude 2013.jpg
Verwaltungsgebäude 2013


Die Zeiger der UHR hoch oben am Turm des ZECHENHAUSES
stehen seit langer Zeit still. Von allen vier Seiten sind sie zu sehen, zeigen verschiedene Uhrzeiten an und demonstrieren somit, welche Stunde nach der Wende für das monumentale Bauwerk geschlagen hatte: das Ende seiner eigentlichen Bestimmung.
Durchschritt man einst das große, bogenüberwölbte Entrée, gelangte man in die Eingangshalle, von der es rechter Hand zum ZECHENSAAL ging, welcher bis zu seiner Umfunktionierung der Belegschaft als Versammlungs~, Feier~ und Festraum diente.
Er wurde später in einzelne Geschäftsräume für die Sportler & diverse Vereine aufgeteilt. Gleich rechts von der Eingangshalle lag der Bereich des Werkdirektors mit Kasse und Buchhaltung sowie für die Produktion die Bereiche Markscheiderei, Hauptmechanik, medizinisches Bad und im Keller schließlich noch das Hauptmagazin und das Ersatzteillager.
Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich die

WASCHKAUE.


luftbild.jpg
Luftbild Verwaltungsgebäude Marga


Ursprünglich bezeichnete eine KAUE einen Überbau über einen Schacht oder Stollen, der ihn vor Regen und Wind schützte.
Später bezeichnete man damit den Umkleide~ und Waschraum der Bergleute.
Während diese in früheren Zeiten meist gleich in ihrer Arbeitskluft zur Schicht erschienen bzw. sich in dieser auch auf den Heimweg begaben, schuf man später die Möglichkeit, sich der stark verschmutzten Arbeitskleidung im Betrieb zu entledigen. Um ein Verschmutzen der privaten Hauskleidung weitestgehend zu vermeiden, wurden SCHWARZKAUEN (für die Arbeitskleidung) und WEISSKAUEN (für die private Kleidung) mit dazwischen liegenden DUSCHRÄUMEN eingerichtet. In den Brikettfabriken unserer Region (von MEUROSTOLLN weiß ich es mit Sicherheit und von MARGA ist es ja auf den Fotos zu erkennen) existierten sogenannte GEMISCHT~ oder EINHEITSKAUEN, in welchen der Kleidertausch unmittelbar vollzogen wurde.
Durch die Mitte der Kaue führte ein Hauptgang und zu beiden Seiten befanden sich Umkleidebereiche mit Holzpritschen als Sitzflächen.
Jeder Bergmann besaß nur einen KLEIDERAUFZUG und konnte sich
dort umziehen, die "guten Sachen" zu einem Bündel zusammenpacken, in Metallkörbe ablegen und diese mittels Leine oder Kette hoch zur KAUENDECKE, dem sprichwörtlichen "KAUENHIMMEL" hieven, während er in die "Arbeitsklamotten" kroch.
Das herabreichende Ende der Leine wurde mit einem Schloss gesichert, dessen Schlüssel der Eigentümer mit sich führte.
Auf die Hakenabstände musste man keinen großen Wert legen, da durch den Schichtbetrieb ein gegenseitiges Beschmutzen ausgeschlossen wurde. Entweder hingen nur "schwarze" oder ausnahmslos "weiße" Sachen friedlich vereint an der Decke.
Die Aufbewahrung der Kleidung unter der Decke hatte verschiedene Vorteile: sicher vor Diebstahl, platzsparend, relativ staubarm und die Kleidung wurde gelüftet und konnte trocknen.
Zu den Duschräumen ging man nackt, wo man sich wusch und "buckelte", d.h. man wusch sich gegenseitig den Kohlenstaub vom Rücken. Der jeweilige KAUENWART kümmerte sich um Handtücher, Waschpaste & Seife, sowie um Sauberkeit und Ordnung in der KAUE.

waschkaue.jpg
Waschkaue


Mit jener "Amtsperson" hatten auch wir Bergarbeiterkinder allwöchentlich am späten Samstagnachmittag zu tun. Der von uns liebevoll nur BADEMEISTER genannte, gutmütige, alte Herr ließ uns dann in die WASCHKAUE ein, damit wir wenigstens einmal in der Woche ein heißes Brausebad nehmen konnten - was wir auch ausgiebig genossen, bis nach einem maximal 1-stündigen kollektiven Duschvergnügen der Warmwasserhahn zugedreht wurde.
Da die Werkswohnungen meist keine Bäder besaßen, diente in den Sommermonaten die WASCHKÜCHE den Arbeiterfamilien als BEHELFSBADEZIMMER.
Im großen Waschkessel erwärmte man das Wasser, mit dem anschließend die gesamte Kinderschar in den auf dem Boden stehenden, großen Zinkwannen nacheinander "abgebadet" wurde.
Anfangs nur im Winter, später aber zu jeder Jahreszeit, wurde das BRAUSEBAD in der WASCHKAUE dem WANNENBAD in der WASCHKÜCHE vorgezogen, vor allem, weil sich ab einem bestimmten Alter das Schamgefühl breit machte.
Als angehender Konfirmations-Kandidat teilte man die Wanne doch nicht mehr mit "kleinen Piepeln" oder gar kleinen "Zopfträgerinnen"...


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