Neues 218 - 2016-03-06

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Matthias
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Neues 218 - 2016-03-06

Beitragvon Matthias » Sa 5. Mär 2016, 09:49

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Harald
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Re: Neues 218 - 2016-03-06

Beitragvon Harald » Sa 5. Mär 2016, 11:50

Sommerfest 1924_resize.jpg
Auf der Suche nach dem Anlass des im Film sichtbaren, bunt gemischten Aufzuges in den Straßen von Senftenberg, fielen mir im >Senftenberger Anzeiger< von 1924 Werbeanzeigen und ein kleiner Artikel über ein
SOMMERFEST
auf, welche durchaus passen könnten. Immerhin feierte die Freiwillige Feuerwehr in jenem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Außerdem trugen die marschierenden Damen & Herren im Film durchweg luftige Sommerhüte !
Natürlich ist dies nur eine Vermutung, denn im Vereinsleben unserer Heimatstadt fielen eigentlich in jedem Jahr selbstredend die "Floriansjünger" durch ihre besonders überschäumende Feierlaune auf.
Diesbezüglich fällt mir beim Wort FEUERWEHR stets & ständig
der tschechische Film >ES BRENNT, MEIN SCHATZ !< des berühmten Regisseurs
Milos Forman ein, der sehr grotesk den pannenreichen Feuerwehrball in einer tschechischen Kleinstadt schildert, welcher nach und nach außer Kontrolle gerät.

Der Feuerwehrball_resize.jpg

Derartiger Kontrollverlust war beim SOMMERFEST der Senftenberger Freiwilligen Feuerwehr nun wahrlich nicht zu erwarten, denn hier war immer alles bestens organisiert.
Vor allem wurde die Bevölkerung gezielt zur Teilnahme an diesem Ereignis aufgerufen:

"Die gesamte Einwohnerschaft wird nochmals auf das Herzlichste eingeladen. So, wie die FEUERWEHR der Einwohnerschaft zu jeder Stunde zur Verfügung stehen muß, so hoffen die braven Feuerwehrmänner, daß an diesen Festtagen auch recht zahlreiche Beteiligung von Seiten der EINWOHNERSCHAFT zu erwarten ist."


Dass dieser AUFRUF auf großen Widerhall stieß, war am 7. Juli 1924 im Lokalanzeiger zu lesen:

"Der letzte Sonntag war ein echter FEUERWEHRTAG; feierte doch unsere Wehr ihr SOMMERFEST. Dieses nahm am Sonnabend abend mit einem schönen ZAPFENSTREICH seinen Anfang, dem ein FESTABEND im Gesellschaftshause folgte. Ein schönes Programm wurde geboten. Neben kernigen Ansprachen des Herrn Oberführers Giese und des Herrn Bürgermeister Seedorf wurde von der Kapelle Hartmann KONZERT geboten. Reichen Beifall erntete Frau Jentsch für ihren mit Eifer vorgetragenen Prolog. Angenehme Abwechselung boten die Gesangsvorträge des Gesangvereins >Frohsinn< und die turnerischen Vorführungen des Männerturnvereins.
Eine große Anzahl von Kameraden erhielten Auszeichnungen für langjährige treue Dienste in der Wehr. Herrn Ehren-Branddirektor Fritz Herrmann wurde für seine große Treue ein seltenes Erinnerungszeichen überreicht.
Der FESTABEND verlief in schönster Harmonie.
Am Sonntag morgens fand eine REVEILLE [Weckruf] statt.
Der FESTZUG am Nachmittag gestaltete sich zu einem imposanten Bilde.
Im Schützenhaus fand dann KONZERT und SCHIESSEN statt, bei dem Herr Buhlke die Königswürde und die des Marschalls Herr Lammla erlangte.
Aus der Beteiligung der Einwohnerschaft an dem Feste konnte man mit Freuden feststellen, wie groß die Sympathie für unsere Wehr ist, die stets bereit steht, in Not und Gefahr zu helfen.
Erwähnenswert ist noch, daß unsere Wehr nächst der Forster die größte freiwillige Wehr in der Provinz Brandenburg ist. Mögen die Bestrebungen der Wehr weiter von dem Geiste getragen sein, wie es bisher der Fall war, dann wird nur Gutes aus der Tätigkeit entsprießen."
Fw-Ball_resize.jpg

Dass unsere örtliche Feuerwehr aber nicht nur bei BÄLLEN, sondern auch bei BRÄNDEN immer einsatzbereit war,
zeigt der folgende Bericht vom 24. Dezember 1924 (Heiligabend):

"Heute morgen gegen 4 Uhr wurde der BRANDDIREKTOR durch die Feuerwehrnachtglocke geweckt und ihm von einem Polizeibeamten mitgeteilt, daß in einem SCHUPPEN auf dem GRUNDSTÜCK der KATHOLISCHEN KIRCHE ein FEUERSCHEIN bemerkt wurde.
Der Branddirektor begab sich, da nach Angabe des Polizeibeamten es sich nur um ein ganz geringes Feuer handeln sollte, mit dem Gerätemeister Jentsch mit zwei Minimax-Apparaten ausgerüstet, zur Brandstelle.
Um die Einwohner nicht erst durch die Alarmsirene aus der Ruhe zu stören, wurde von einer ALARMIERUNG vorläufig abgesehen.
Beim Abrücken mit den Minimax-Apparaten kam ein Mitglied der Feuerwehr, welches bei der Eisenbahn angestellt ist, mit der Meldung entgegen, daß es sich nicht um eine Baubude handelt, sondern daß es ein SCHUPPEN des KATHOLISCHEN PFARRAMTES sei, der in BRAND geraten war. Zur Vorsicht wurde der Hydrantenwagen mitgenommen, damit, falls das Feuer größere Dimensionen annehmen sollte, gleich genügend Löschgerät zur Verfügung sei.
Beim Eintreffen auf der Brandstelle hatte das FEUER bereits größere AUSDEHNUNG angenommen, sodaß sofort mit einer Schlauchleitung der Brand von innen bekämpft werden mußte.
Der Schuppen war bis zum Dach mit einer auseinandergenommenen ORGEL der KIRCHE vollgestellt und standen alle diese Teile in FLAMMEN. Durch das energische Eingreifen des Branddirektors und des Gerätemeisters sowie des Feuerwehrmannes Wehrban und des Polizeibeamten Burchardt konnte das Feuer sehr bald GELÖSCHT werden. Der MATERIALSCHADEN ist bedeutend, da die ORGEL vollkommen vernichtet ist.
Das Feuer ist durch VORSÄTZLICHE BRANDSTIFTUNG entstanden. Es war dem Täter sehr leicht möglich, zu diesem betreffenden Schuppen zu gelangen. Darum, Haus~ und Grundstücksbesitzer, schließt eure Türen bzw. haltet eure Gehöfte geschlossen und bewacht dieselben."

Minimax_resize.jpg

Bei dem im Artikel erwähnten MINIMAX handelt es sich um die 1902 patentierte SPITZTÜTE, den ersten massenfähigen Feuerlöscher, dessen Name ein MINImum an Gewicht, Preis und Aufwand, sowie ein MAXimum an Einfachheit und Leistungsfähigkeit versprach.

Trotzdem: schade um die schöne Orgel... :cry:


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