Neues 220 - 2016-03-20

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Matthias
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Neues 220 - 2016-03-20

Beitragvon Matthias » Sa 19. Mär 2016, 09:01

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Harald
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Re: Neues 220 - 2016-03-20

Beitragvon Harald » Sa 19. Mär 2016, 10:45

Schon immer gab und gibt es, sowohl in feinen Restaurants, als auch billigen Kneipen, Möglichkeiten zur aktiven Betätigung. Wenn man mit Freunden am Biertisch sitzt, passiert es oft, dass plötzlich die Gesprächsthemen ausgehen, weil mit steigendem Alkoholpegel die Fähigkeit zur gepflegten Konversation merklich zu wünschen übrig lässt und sich dann zwangsläufig Langeweile breit macht.
Für solche und ähnliche Szenarien gibt es eine ebenso perfekte wie einfache Lösung,
und die lautet:
"LASST UNS KNEIPENSPIELE SPIELEN !"
Bevor FLIPPER für Spielernaturen, KICKER für Fußballfans und DART für Hobby-Schützen die Gasträume eroberten, frönten unsere bequemen Altvorderen in gemütlichen Stammtischrunden diversen KARTEN~ (Skat, Doppelkopf u.a.) und WÜRFELSPIELEN, während die aktiveren Naturen sich dem

BILLARDSPIEL

widmeten - und dabei nicht nur Vertreter des männlichen Geschlechts,
wie man hier sehen kann:

Damen-Billard_resize.jpg

Unklar ist, ob es eher im französischen oder englischem Raum entstand. Hinweise deuten allerdings darauf hin, dass bereits im 13. Jahrhundert Billard-ähnliche Ballspiele gespielt wurden, allerdings draußen und auf freiem Feld. Da die Herrschaften aber natürlich auch bei Wind und Wetter spielen wollten, verlegten sie ihr Spiel irgendwann nach drinnen, und – möglicherweise um Rückenschmerzen vorzubeugen – schließlich auf einen Tisch.
Im 16. Jahrhundert brachte es BILLARD, das unser heutigen Form nun immer ähnlicher wurde, zu großer Beliebtheit und gehörte sogar in vielen europäischen Königshäusern zum guten Ton.
Ende des 19. Jahrhunderts stellten dann auch die "Restaurateure" inmitten ihrer Gaststuben einen BILLIARDTISCH auf, um ihren trinkfreudigen Gästen eine gediegene Unterhaltung zu bieten.
Um dieses Spiel populär zu machen und zugleich den Umsatz in der Gaststätte zu fördern, sorgte man gelegentlich für werbewirksame Auftritte von hochrangigen BILLARD-KÜNSTLERN.
So geschehen auch im Jahre 1909 in SENFTENBERG, wo man Anfang Dezember im >Senftenberger Anzeiger< unter der Schlagzeile

DER BILLARDWELTMEISTER KERKAU
KOMMT ZU UNS !

eine sehr verlockende Ankündigung lesen konnte:

1909_resize.jpg

"Wie bereits telegraphisch gemeldet, trifft der berühmte Berliner Billardkünstler, Weltmeister HUGO KERKAU, am Sonntag, 19. d. M., hier ein. Herrn Restaurateur FRTZ MEISER ist es gelungen, den Weltmeister, welcher gerade von einer erfolgreichen Auslandstournee zurückgekehrt ist, auf mehrere Stunden für Senftenberg zu gewinnen.
Mit spannender Freude erwartet man hier das Kommen des genialen Künstlers, dessen Ruhm in der ganzen Welt verbreitet ist.
Heute nun wird er gleich zweimal, nachmittags ab 5 Uhr und abends ab 9 Uhr, sein wunderbares Talent im BILLARDSAAL des RESTAURANT MEISER vorführen.
Zunächst werden verschiedene Partien ausgefochten, wobei KERKAU den stärksten Spielern der Stadt enorme Vorgaben gewährt.
Zum Schluß gibt der beliebte Meister noch jedesmal staunenswerte Kunst~, Phantasie~ und Scherzstöße zum Besten, welche ganz verblüffend wirken. Weltmeister KERKAU ist Inhaber der höchsten Tournier-Rekords im freien und Grand-Cadrespiel.
Er machte die 4 größten Serien der Welt; die gewaltigste Serie schuf er in Zürich mit 7156 Karambolagen hintereinander, wobei er Benzoline-Billardbälle zum Spiel benutzte. Kein Interessent dürfte versäumen, den sich nun bietenden seltenen Genuß wahrzunehmen und sich für heute Nachmittag oder Abend rechtzeitig Platz zu sichern.
Am Montag früh reist Weltmeister HUGO KERKAU wieder nach Berlin, wo im nächsten Monat das neuerbaute Kerkau'sche Weltcafé
(60 Billards, 2000 Sitzplätze) an der Friedrich~ und Behrenstraße-Ecke dem Verkehr übergeben wird."

Hugo Kerkau 1918.jpg

Am Tag nach dem denkwürdigen Auftritt des HUGO KERKAU wurde folgendes berichtet:

"Die gestrigen zwei Vorstellungen des bekannten Billard-Weltmeisters KERKAU aus Berlin in FR. MEISER'SCHEN RESTAURANT hier fanden das ungeteilte Interesse der verhältnismäßig zahlreich erschienenen Billardfreunde aus Stadt und Land und werden sie gewiß so manchem derselben Ansporn zu weiteren Uebungen gegeben haben.
Beide 'Soireen' verliefen in der Weise, daß in der 1. Partie Herr KERKAU, welcher übrigens den gemütlichen und witzigen Berliner bestens markierte, auf 400 Bälle 2 Gegnern 250 vorgab, so daß auf jeden Gegner nur 75 Bälle kamen, während Herr KERKAU die vollen 400 machen mußte. Das war in ca. ¾ Stunden geschehen, in welcher die beiden Gegner erst auf ca. 30 standen. In der 2. Partie, einer sogenannten Karrépartie mit erschwerten Regeln, wurden auf 150 Bälle zwei Gegnern, welche sich aber nicht an die Regeln zu halten brauchten, 75 vorgegeben. Auch diese Aufgabe erfüllte Herr KERKAU in ungefähr ½ Stunde, während die Gegner es auf nur ca. 25 Bälle gebracht hatten.
In der letzten halben Stunde jeder Vorstellung führte Herr KERKAU dann noch die verschiedensten Kunst~, Phantasie~ und Scherzstöße vor, alles mit musterhafter Sicherheit, welche ungeteilten Beifall erntete.
Wenn es die hiesigen Billardmeister (es kämpften die Herren Radelow, K. Stiebner, Fr. Meiser und Kerk-Senftenberg, Gebr. Beinrodt-Räschen, Jacob-Grube Ilse und Lehmann-Reppist) auch zu keinem Siege brachten, so können sie doch sagen, daß sie mal 'mit KERKAU gespielt' haben und das ist auch etwas wert.
Das zu den Wettkämpfen benutzte Billard stammt aus der Werkstatt des Herrn W. Herrmann in Ortrand; es ist vor länger als 20 Jahren für das damals BRODACK'SCHE RESTAURANT geliefert und zeugte die noch tadellose Beschaffenheit der Banden für die Güte des Materials, welches die vorgenannte Firma heute noch ebenso wie damals zu ihren Erzeugnissen verwendet."

Werbe-PK_resize.jpg

Alle KNEIPENSPIELE haben eines gemeinsam:
es geht vorrangig darum, einen lustigen Abend mit Freunden zu verbringen, in dessen Verlaufe natürlich auch ein paar Biere oder andere Erfrischungsgetränke fließen dürfen.
Ob man nun KARTENSPIELE mehr mag als BILLARD,
ist schlussendlich wohl Geschmackssache.
Fakt ist aber, dass alle Spiele viel Spaß bringen,
und wer BILLARD noch nicht kennt, sollte seine Wissenslücke möglichst bald schließen!
Ich habe es in meiner Studentenzeit gern gespielt.
Heutzutage würde ich mich eher für eine gemütliche Skatrunde entscheiden... ;)


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