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Neues 221 - 2016-03-27

Verfasst: Fr 25. Mär 2016, 12:52
von Matthias
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Re: Neues 221 - 2016-03-27

Verfasst: Fr 25. Mär 2016, 20:08
von Harald
Gruß a.d. Kronprinz_resize.jpg
Die stets beschworene Treue zum KAISER drückte sich in Senftenberg mehr oder weniger darin aus, dass für eine stinknormale Gastwirtschaft in der Spremberger Straße der Name >ZUM DEUTSCHEN KAISER< gewählt wurde, obwohl zu keinem Zeitpunkt ein Abkömmling des Herrscherhauses, geschweige denn der Kaiser persönlich, auch nur einen Fuß in dieses Haus gesetzt hatte.
Die beiden Gasthäuser der Ilse AG. in Marga und Bückgen trugen die glorifizierende Bezeichnung >KAISERKRONE<, und hier reichte die Gästeliste wenigstens schon mal bis zu den sog. "Schlotbaronen".
Das Hotel >KRONPRINZ<,von dem hier die Rede ist, hatte natürlich auch nicht den Anspruch auf Einmaligkeit, denn "KRONPRINZ-liche" Übernachtungsmöglichkeiten gab es in fast jeder deutschen Großstadt.
Bleibt also nur die Frage:
Um welchen KRONPRINZ handelte es sich nun eigentlich ?
Eine Zeitungsmeldung vom 8. Mai 1882 bringt uns auf die richtige Spur:

Kronprinz Geburt_resize.jpg

Klein-Wilhelm wurde also als erster Sohn des späteren Kaiser Wilhelm II. geboren und erhielt nach dem Tode seines Urgroßvaters Kaiser Friedrichs III. im Jahre 1888 den offiziellen Titel

KRONPRINZ DES DEUTSCHEN REICHES
UND VON PREUSSEN

Kronprinz W. 1 - 9 - 18 - 27 Jahre_resize.jpg

Als Sternstunde bei seiner Geburt betrachtete die kaisertreue Gesellschaft die Tatsache, dass das "erhabene Kaiserhaus"
im greisen Urgroßvater, dem Heldenkaiser Friedrich III.,
im Großvater, Kaiser Wilhelm I.,
im Vater, dem späteren Kaiser Wilhelm II. (bis dato Kronprinz)
sowie dem neugeborenen Kronprinzen Wilhelm
in VIER Generationen vertreten war.
Uns genügt aber zu wissen,
dass es zum Zeitpunkt der Eröffnung des >HOTEL KRONPRINZ< im Jahre 1898 nur diesen einen Prinzregenten, nämlich KRONPRINZ WILHELM, am preußischen Königshof gab.
Ich verzichte auf einen ausführlichen >Lebenslauf< und möchte stattdessen eine interessante Passage aus seinen >Erinnerungen< (1922) zitieren,
da sie als Beweis für den zeitlosen Slogan dienen könnte:

>ALLE MENSCHEN SIND GLEICH,
NUR MANCHE SIND GLEICHER !<

Kronprinz [5 J.]_resize.jpg

"Wenn ich auf die Tage meiner KINDHEIT zurückblicke, so ist es mir, als täte sich eine versunkene Welt voll Glanz und Sonne wieder vor mir auf.
Unser ELTERNHAUS in Potsdam und Berlin - wir alle haben es nicht weniger geliebt als jedes andere von Liebe und von Fürsorge umhegte Kind das seinige. Und auch die Freuden unserer ersten Kindheit sind sicherlich die gleichen gewesen wie die Freuden jedes fröhlichen und aufgeweckten DEUTSCHEN JUNGEN.
Denn ob die Kindersäbel des einen aus Holz und der des anderen aus Blech ist, und ob das Schaukelpferd richtig mit Kalbsfell überzogen oder nur mit bescheidener Ölfarbe getigert ist, das ist im Grunde für Kinderherzen gleich - und die Symbole der kleinen MÄNNLICHKEIT,
der Säbel und das Pferd, geben das stolze Glück.
Auch dieselben dummen Streiche haben wir gemacht wie jeder BRAVE DEUTSCHE JUNGE - nur daß wir dabei vielleicht bessere Teppiche und teurere Möbel verdarben als manche anderen.
Und das habe ich auch immer wieder gefunden:
es gibt Entwicklungsstufen unserer Phantasie, in denen JEDER JUNGE, ob er nun Königskind ist, oder ob er aus dem Bauernhofe, aus einem Bürgerhause oder einem Arbeiterquartiere kommt, etwa die gleichen kühnen Abenteuer sucht, die gleichen genialen Erfindungen macht:
Vorstöße auf weitläufige geheimnisvolle Bodenräume und in muffige Keller, Erlebnisse mit flott aufgedrehten und dann, wenn sich die Wasserflut ergießt, nicht wieder zugehenden Hydranten, mit heimlichen Schneeballangriffen auf höchst ehrenwerte und peinlich korrekte Staatsbeamte, die dann mit einem Male all ihre abgeklärte Würde lassen und puterrot: 'VERFLUCHTER LAUSEJUNGE !' schreien..."

Machen Sie sich selbst einen Reim drauf...

"Möge des neugeborenen Prinzen Leben gnadenreich sich gestalten vom Anfange bis zum spätesten Ende !"
schrieb man damals im >Berliner Tageblatt<.
Nun ja:
sein Patenonkel war ja kein geringerer als der österreichische Kaiser Franz Joseph I.
Im Jahre 1905 heiratete der Kronprinz die Herzogin Cecilie zu Mecklenburg (Namensgeberin des berühmten >Cecilienhof< in Potsdam) und arbeitete eifrig am Fortbestand des Hohenzollernstammes:
immerhin gingen 4 Söhne und 2 Töchter aus der Ehe hervor.
1918 musste sein Vater abdanken, er selbstredend gleich mit.
Beide flohen Hals über Kopf nach Holland ins Exil, den Filius zog es allerdings schon 1923 wieder nach Berlin zurück. Er wurde in der Folgezeit zum sprichwörtlich "braunen Kaiser", denn bei der Reichspräsidentenwahl 1932 zeigte er seine Freude über die Kanzlerschaft Hitlers und meinte, dem "genialen Führer Adolf Hitler" müsse man die notwendige Zeit für "gewisse Aufräumarbeiten" lassen, sein Kampf gegen den Kommunismus werde "für die ganze Welt geführt, die ihm noch danken werde.“

Kronprinz & Hitler1933_resize.jpg

Sprach's, und trat dem Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) bei.
Wohin allerdings diese "Aufräumarbeiten" führten, hat das deutsche Volk erleben müssen.
Der "Nicht-KAISER" , dafür "ewige KRONPRINZ" und Namensgeber des Senftenberger Hotels, starb 1951 im Alter von 69 Jahren.
Ich glaube nicht, dass er für sich die Zeilen aus einem uralten KAISERLIED beanspruchen darf, die da lauten:
Wenn einst nach vielen, vielen Jahren
das deutsche Volk vergang'ne Zeiten schaut,
so denkt es ernst der Wunderbaren,
die kühn das große Reich erbaut.