KIRCHENBAU
war schon immer eine beachtliche Baumaßnahme für eine Gemeinde, da sie aus
eigenen Finanzmitteln bewerkstelligt werden musste.
Grundlage der Finanzierung war die Kirchensteuer, die damals von der Gemeinde selbst erhoben und verwaltet wurde. Diese angesichts der hohen Kosten für ein Kirchgebäude zu erhöhen, wurde in den meisten Fällen verworfen.
Dass der Kirchenbau dennoch möglich wurde, verdankte man vor allem den zahlreichen
SPENDERN, die mit großen und kleinen Summen den Baufonds auffüllten.
Das waren überwiegend kleine, oft aber auch namhafte private
BEITRÄGE von kirchlich interessierten Gemeindegliedern.
Großes Glück hatte die Gemeinde, wenn sie
MÄZENE [Geldgeber] fand,
die emotional bereit und finanziell in der Lage waren, um sich an den Baukosten zu beteiligen. Das taten sie meist sehr gern, denn weithin sichtbare
KIRCHTÜRME galten schon immer der
IMAGEPFLEGE der Herrschenden und Vermögenden.
Im Zuge der Industrialisierung unserer Region waren es vor allem die großen
UNTERNEHMEN, allen voran die
ILSE AG.,die sich bei Kirchenbauten einbrachten.
Für Groß-Koschen sprang eine 1875 gegründete
GESELLSCHAFT in die Bresche,
wovon der >Schlesisch-Sächsische Anzeiger< berichtete:
(Diese Zeitung war Vorläufer der >Elsterchronik< und somit auch des >Senftenberger Anzeiger<)
7.07.1875
"Wie erzählt wird, ist der KOSCHENBERG bei Senftenberg verkauft worden. Es soll eine Gesellschaft zusammengebracht werden, auf deren Kosten der Berg in großartiger und gründlicher Weise ausgebeutet, namentlich ein großer STEINBRUCH in rationeller Weise betrieben werden kann. Die Producte des Berges aber sollen auf einer eigenen Bahn, welche auch schon vermessen ist, nach dem BAHNHOF HOHENBOCKA befördert und damit in den Weltverkehr eingeführt werden."
2.10.1875
"Am 2. October ist der STEINBRUCH des KOSCHENBERGES für 20,000 Thaler an eine Berliner Gesellschaft mit Anzahlung des halben Kaufgeldes verkauft worden, der Rest wird in 5 Jahren gezahlt und bis dahin mit 5 Procent verzinst.
Außerdem zahlen die Käufer 200 Thaler zum KIRCHENBAU und liefern die erforderlichen Steine (erste Qualität) unentgeltlich.
Vom Güterschuppen der Kamenzer Bahn aus wird eine Zweigbahn bis zum Steinbruch gebaut, das nöthige Terrain dazu ist schon erworben.
Man hat es hauptsächlich auf den harten blauen Granit abgesehen, den man nach Berlin schaffen will."
Im Artikel des >Senftenberger Anzeiger< vom 9.11.1882 über die
KIRCHEN-EINWEIHUNG,
bei der sich
"trotz der ungünstigen Witterung Gäste von Fern und Nah zahlreich versammelt hatten und sich die Zahl der Zuhörer auf 500 Personen belaufen hat, hundert andere, die vergeblich in der Thurmhalle ein Stehplätzchen suchten und zur Umkehr gezwungen waren nicht mitgerechnet" wurde natürlich auch auf die Geschenke einzelner Gemeinde-Mitglieder, die
"HEILIGEN GERÄTHE" :
vasa sacra (heiliger Kelch), Crucifix, Bibel etc. hingewiesen.
Abschließend lesen wir:
"Was wir nun noch über das schmucke, von dem Baumeister Herrn Friedrich Schneider aus Cottbus in Granitbruchstein vom Koschenberge in gothischem Styl ausgeführte, mit schönem Thurm und herrlich klingenden Glocken u.s.w. versehene Kirchlein, bei welchem wir nur bedauern, daß der Thurm nicht anstatt mit Kugelknäufen mit gothischen Kreuzblumen gekrönt ist, sagen könnten, fassen wir kurz dahin zusammen:
'Wie lieblich ist doch diese deine Wohnung, Herre Zebaoth!'
Möge sie der Kirchgemeinde Groß-Koschen, die sich durch diesen Bau ein prächtiges Denkmal gesetzt hat, zum bleibenden Segen gereichen.
Das helfe Gott !"
Naja, zu meckern gibt es eben immer was...
Aber da wir gerade bei
GESCHENKEN waren:
Auch im groß aufgemachten Bericht der >Elsterchronik< vom 12.09.1932 über das 50jährige
JUBILÄUM der ev. Kirche zu Großkoschen ist davon die Rede:
"Alsdann überbrachten die Vertreter benachbarter Verbände und Gemeinden die Grüße und Geschenke an die feiernde Gemeinde.
Als erster sprach Superintendent Lehnerdt...und wies auf das Geschenk des Kirchenkreises, zwei schöne KOKOSLÄUFER, hin mit dem Wunsche, daß diese beiden Läufer recht bald durch die vielen Füße fleißíger Kirchenbesucher abgenützt sein möchten.
Kantor Platta...überreichte das Geschenk der Kirchengemeinde Lauta, einen schönen ABENDMAHLSKELCH.
Eisenbahnobersekretär i.R. Krüger...überbrachte die mündlichen und schriftlichen Segenswünsche seiner Kirchengemeinde Hosena (kein Geschenk ?)
Hauptkassierer Noll wünschte im Namen der Kirchengemeinde Lautawerk der Gemeinde Großkoschen Gottes reichen Segen und überreichte dabei als Geschenk weiße mit Kirchenspitzen versehene AUFLAGEDECKEN auf die bunten Bekleidungen des Altars.
Nicht genannt sein wollende Spender hatten schon vorher ihre Gaben der Kirchengemeinde zukommen lassen, einige in barem Gelde,
einer auch dadurch, daß er zwei sehr schöne, mit Leder gepolsterte BRAUTSTÜHLE überwies."
Mit einem kräftigen
>VERGELT'S GOTT!<
...und der Frage, die einem eifrigen Kirchgänger damals auf den Nägeln brannte, möchte ich meine heutige
KIRCHENBAUGESCHENKBETRACHTUNG abschließen:
Erwiderung eines eifrigen Kneipengängers:
"Selber schuld. Warum stehen denn auf dem Dorfplatz KIRCHE & KNEIPE immer so dicht beieinander ? Für die treffliche Predigt sorgt übrigens meine Frau, wenn ich nachts heimkehre!