Neues 225 - 2016-04-24

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Matthias
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Neues 225 - 2016-04-24

Beitragvon Matthias » Sa 23. Apr 2016, 09:27

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Harald
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Re: Neues 225 - 2016-04-24

Beitragvon Harald » Sa 23. Apr 2016, 10:48

Pauker & Pennäler_resize.jpg
Als ich 1958 von der 8-klassigen >GRUNDSCHULE< auf die >OBERSCHULE< wechselte, wurde sie weniger ehrfurchtsvoll, eher belustigend >PENNE< genannt.
Wir hießen demzufolge >PENNÄLER< und die Lehrer >PAUKER<.
Dabei schwang sicherlich noch der überlieferte Geist des >Feuerzangenbowle<- Films mit, wobei unser alt gedienter Hausmeister Herr Fürll aber schon nicht mehr >PEDELL< genannt wurde. Auch fehlte der >KARZER< für disziplinlose >LÜMMEL<.
Längst haben diese altmodischen Begriffe ausgedient und über den Köpfen der Eltern und deren mehr oder minder begabten Nachwuchs strahlt nur noch das Wort >GYMNASIUM<.
Dabei bezeichnete es im alten Griechenland zwar auch einen Ort der geistigen, vorrangig aber der körperlichen Ertüchtigung für die männliche Jugend, die sich hier vollkommen nackt (griech.= gymnós) in allerlei Leibesübungen übte.
Dies galt natürlich für unsere Altvorderen schon längst nicht mehr.
Sie verstanden unter GYMNASIUM
"eine Schule, in welcher Knaben und Jünglinge eine wissenschaftliche Vorbildung erhielten, welche vorzüglich den Zweck hatte, dieselben zum Besuche der Universität vorzubereiten."

So auch geschehen im Senftenberger...


REFORM-REALGYMNASIUM ("RATHENAUSCHULE").

Vor dem Umzug in den Neubau fand
DIE LETZTE SCHULFEIER IM ALTEN SCHULGEBÄUDE
statt, über die im >Senftenberger Anzeiger< berichtet wurde:

Jubelfeier_resize.jpg

"Die Feier wurde durch den Schülerchor mit dem Choral >Lobe den Herrn< eingeleitet. Der erste Teil der Feier war dem Gedenken Goethes gewidmet. Studienrat Rückert hielt die Rede, in der er insbesondere den Menschen Goethe würdigte.
Eine von dem Herrn Minister für Wissenschaft, Kunst & Volksbildung übersandte Schülerprämie wurde dem Abiturienten Weise durch den Anstaltsleiter mit Worten der Anerkennung überreicht.
Alsdann nahm Studiendirektor Dr. Nehmer die Abiturienten-Entlassung vor; er gab den 14 Abiturienten in seiner Ansprache das Wort Goethes als Leitstern mit auf den Lebensweg:
>Wer mit dem Leben spielt, kommt nie zurecht;
wer sich nicht selbst befiehlt, bleibt immer Knecht<
und knüpfte daran einige Erörterungen und Mahnungen.
Nachdem er sodann des wegen Erreichung der Altersgrenze aus dem Amte scheidenden Oberschullehrers Mingau gedacht und ihm in Namen der Anstalt einen langen, glücklichen Lebensabend gewünscht hatte,
ging er zu seiner letzten Ansprache im alten Schulgebäude über,
die den Abschied der Anstalt vom alten Schulgebäude betraf.
Nach einigen Darlegungen über das Schulleben während der 20 im SCHLOSS verbrachten Jahre fuhr er folgendermaßen fort:

»Heute gilt es zu scheiden von dieser uns allen so lieb gewordenen Stätte, die uns manche Freude, leider aber auch manches Leid beschert hat. Aber warum verlassen wir denn dieses traute, so überaus herrlich gelegene Heim ? War das SCHLOSS für die erstmalige Nichtvollanstalt kaum ausreichend, so erwies es sich für die Vollanstalt mit ihren Anforderungen, insbesondere auf dem Gebiete der Naturwissenschaften, bei weitem nicht groß genug; das ist der Grund, weshalb wir von hier scheiden müssen. Zahlreich sind die Vorzüge, welche das neue Heim vor dem alten besitzt. Aber in den Becher der Freude mischt sich doch ein Tropfen Wehmut, weil wir Abschied nehmen von einem Orte, mit dem uns so mannigfache liebe Erinnerungen verknüpfen. Und es wäre ein Zeichen der Undankbarkeit, wollten wir uns nicht oft und gern des alten Heims erinnern.
Ja, fürwahr, wenn die Vorzüge des neuen Heims gerühmt werden, so wollen wir doch auch dankbar und offen bekennen:
"Es war auch schön im alten Hause, im alten Schlosse."
Der gute Geist, der hier gewaltet hat, möge mit uns hinüberziehen in das neue Gebäude! Möge unserer SCHULE eine weitere segensreiche Wirksamkeit beschieden sein, mögen recht zahlreiche, edeldenkende und wissenschaftlich geschulte Generationen aus ihr hervorgehen zum Ruhme der Stadt und zum Heile für unser geliebtes deutsches Vaterland ! Und so leb' nun wohl, du liebes ALTES SCHLOSS ! Unsern Ausgang segne Gott !«

Der Schülerchor beschloß die Feier mit dem Abschiedsliede:
>Morgen muß ich fort von hier<. Mit diesem gemeinsamen Schulakt fand die Tätigkeit der RATHENAUSCHULE im alten Schulgebäude ihren Abschluß.
Das Ende dieses Schuljahres bedeutet auch in anderer Bziehung einen besonderen Markstein in der Geschichte der Anstalt;
die SCHULE blickt zum diesjährigen Ostertermin auf ein 10jähriges Bestehen als Vollanstalt zurück."
Grubann 1932_resize.jpg

Noch vor dem Umzug erreichte die Gymnasiasten am 6. April neben der ANKÜNDIGUNG einer Buchhandlung in unmittelbarer Schulnähe auch noch diese, natürlich begeistert aufgenommene AMTLICHE MITTEILUNG:

"Das Provinzial-Schulkollegium hat im Einvernehmen mit der hiesigen Stelle die FERIEN an der Rathenauschule, dem Lyzeum und der Mittelschule wegen des bevorstehenden UMZUGES und noch notwendigen REPARATUREN an Einrichtungsgegenständen bis zum 20. April verlängert. Der erste Schultag ist der 21. April für alle drei Schulen im neuen Schulgebäude in der Hindenburgstraße."

Alle ehemaligen RATHENAUSCHÜLER können mit dem folgenden Artikel aus der Lokalzeitung von 1932 in Erinnerungen schwelgen, vor allem was das >INNENLEBEN< des Schulgebäudes in deren eigener Schulzeit betrifft:

"Die neue RATHENAUSCHULE besteht aus einem GYMNASIUM und einem LYZEUM. Die Gruppierung der Schule ergab sich aus der Funktion des Gebäudes und aus schultechnischen Erwägungen.
RAUMEINTEILUNG

Der Westflügel enthält im allgemeinen die Räume für die Direktion, Verwaltung und Spezialunterrichtsräume.
Diesem Flügel schließt sich ein TURNHALLENBAU an, der so angelegt ist, daß er auch als AULA verwendet werden kann. Er ist so im Grundriß angegliedert, daß das Publikum die Aula benutzen kann, ohne die Schule betreten zu müssen.
Für kleine Theateraufführungen ist eine bescheidene BÜHNE eingerichtet mit einem PODIUM. Das Gestühl zur Aufnahme des Publikums ist beweglich und kann bequem fortgeräumt werden, wenn der Raum als TURNHALLE benutzt wird. Zu beiden Seiten der Bühne ist eine ORGEL eingebaut.
Die Räume, welche für die Benutzung der Turnhalle notwendig sind, sind dem Turnhallenbau direkt angeschlossen (Geräteraum, Umkleideräume für Knaben und Mädchen, Brauseräume, Toiletten und Garderoben).
Der nach Südosten orientierte Flügel nimmt ausschließlich die für den Unterricht notwendigen Lehrklassen auf. Sie sind zur Himmelrichtung so orientiert, daß sie gut belichtet sind. Die Toilettenanlagen für die Kanben und Mädchen sind an beiden Enden des Klassenflügels im Erdgeschoß angeordnet. Sie sind so angelegt, daß eine Geruchübertragung in das Schulhaus unmöglich ist. Außerdem ist eine Querlüftung in beiden Abortanlagen vorgesehen.
In der 1. Etage befinden sich 6 Klassen für das LYZEUM; in der 2. Etage 12 Klassen für das GYMNASIUM. Außerdem sind in dem Gebäude untergebracht:
Im Erdgeschoß 2 Räume für die Biologie, 1 Raum für Nadelarbeit und 1 Tagesraum neben der Küche des Hauswarts für die Schüler, welche während der Mittagszeit nicht nach Hause fahren können.
Ferner in den darüberliegenden Geschossen eine Schüler~ und eine Lehrerbibliothek, Räume für Physik~ und Chemieunterricht und 1 Musikraum.
Im obersten Turmgeschoß ist ein großer Zeichensaal mit offener Terrasse für Zeichenunterricht im Freien und astronomischen Unterricht hergestellt worden.

TECHNISCHE AUSSTATTUNG

Sie ist einfach und solide. Das ganze Haus ist aus Mauersteinen mit einheimischen Verblendern an den Fassaden verkleidet und mit massiven Decken hergestellt. Die Fußböden sind mit Linoleum belegt.
Die Farbe ist so gewählt, daß der Fußboden nicht schnell verschmutzt.
Die Türen sind Sperrholztüren. Die Garderobenwände sind zum besonderen Schutz mit Linoleumbelag ausgeführt. Die Toilettenwände sind aus einheimischen Klinkern hergestellt. Die Fußböden im Erdgeschoß sind mit Fliesen belegt. Die Treppen sind massive Kunststeintreppen.
Das flache Dach ist durch besondere Korkschicht gegen Kälte und Wärme isoliert. Die für den Schulbetrieb technischen Einrichtungen sind in jeder Weise berücksichtigt (Alarmeinrichtungen, Klingelzeichen für Pausen, Uhrenanlage). Das Gebäude wird durch eine Warmwasserpumpenheizung beheizt und das warme Wasser für die Baderäume wird durch eine extra Warmwasseranlage, die im Keller untergebracht ist, geliefert.

Die jetzt fertiggestellte Schule ist als Teil einer großangelegten SCHULANLAGE im Zuge der Laugk~, Hindenburg~ und Gerhart-Hauptmannstraße geplant, die außer dem Gymnasium später noch eine Handels~ und Gewerbeschule und eine Volksbibliothek mit Jugendheim umfassen soll. Das Haus selbst ist mit Rücksicht auf die geringen Mittel, die zur Verfügung standen, in einfachster Weise ausgeführt."

Schülermützen_resize.jpg

Übrigens: da ich selbst LEHRER war, verbinde ich mit dem Begriff >PAUKER< nichts Schlimmes. Das Wort klingt so altmodisch, dass man es ironisch-augenzwinkernd schon wieder einsetzen kann, weil es mit der Realität nichts mehr zu tun hat.
Dafür erinnere mich aber gern der Zeit, als ich angesichts des gerade erst abgeschafften Schüler-Aufstehens beim Betreten der Klasse hin und wieder sagte: "Bleibt liegen !"
:D

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Harald
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Re: Neues 225 - 2016-04-24

Beitragvon Harald » Sa 23. Apr 2016, 16:47

Hindenburgschule 1934_resize.jpg


Eben fand ich noch diese ERFOLGSMELDUNG von 1934 der in >Hindenburgschule< umgetauften >Rathenauschule<, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Schon sehr interessant, was die angehenden Studenten da so gebastelt hatten...
Ich kann mir nicht helfen, aber diese Ausstellung hat für mich eine frappierende Ähnlichkeit mit der >MESSE DER MEISTER VON MORGEN< (MMM) aus seligen DDR-Schulzeiten, oder ? :roll:


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