Neues 227 - 2016-05-08

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Matthias
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Neues 227 - 2016-05-08

Beitragvon Matthias » Sa 7. Mai 2016, 08:37

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Harald
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Re: Neues 227 - 2016-05-08

Beitragvon Harald » Sa 7. Mai 2016, 16:07

Tagebaubrand_resize.jpg
Eigentlich kann man den sehr umfangreichen Ausführungen meines Administrators kaum noch etwas hinzuzufügen. Daher bleibt mir nur noch, den berühmten "Deckel auf den Topf" zu stülpen.
Dazu muss man allerdings vor allem, und dies zum wiederholten Male, dem einstigen
LOKALBLATT >Senftenberger Anzeiger<
großes Lob zollen für seine zeitnahe und ausführliche BERICHTERSTATTUNG zu allen bürgernahen Themen.
Da der Großteil der regionalen Bevölkerung schon immer einen engen Bezug zum BERGBAU hatte, hielt man selbstredend auch bei UNFÄLLEN & KATASTROPHEN in Gruben und Werken alle auf dem Laufenden.
Die sehr detaillierten Berichte über einen Zeitraum von 5 Tagen vom

BRAND IN DER ILSE-GRUBE

sollen dies belegen. Interessanterweise zieht sich die damals wohl schon "legendäre" >MOTORSPRITZE<
wie ein roter Faden durch alle Meldungen:


11. Juli:

"Nach Meldungen, die bei der Leitung der Berliner Feuerwehr eingetroffen sind, ist der zur Bekämpfung des Brandes auf der Ilse-Grube entsandte Berliner Löschzug, bestehend aus MOTORSPRITZE und Schlauchwagen, seit Sonnabend mittag an der Brandstelle tätig.
Das Feuer, das vor einigen Tagen durch Selbstentzündung von Braunkohlenstaub auf dem Tagebau der Grube Marie III der Braunkohlengesellschaft Ilse zum Ausbruch gekommen ist, hat dadurch eine außerordentlich große Ausdehnung erfahren, daß ein einsetzender Wirbelsturm die glimmenden Teile des an und für sich ungefährlichen Entzündungsbrandes angefacht und auf andere Gruben übertragen hat.
Nach Eintreffen der Berliner Wehr wurde der bis dahin an der Brandstelle arbeitende Dresdener Löschzug abgelöst.
Die Löscharbeiten gestalten sich äußerst schwierig, da die nächsten Wasserentnahmestellen 700 bis 800 Meter von den brennenden Gruben entfernt sind. Wie die Ilse Bergbau AG. entgegen anders lautenden Nachrichten mitteilt, war von ihren Gruben nur der Tagebau Eva am Freitag voriger Woche in Brand geraten, und dieser Brand wurde mit den eigenen Vorrichtungen gelöscht. Größere Grubenbrände sind bei der Ilse-Gesellschaft nicht ausgebrochen."

13. Juli:

"Den vereinten Bemühungen der Berliner Feuerwehr und der Löschmannschaften der von dem Grubenbrand betroffenen Werke ist es gelungen, eine weitere Ausdehnung des Feuers zu verhindern und die Bekämpfung des Brandes so erfolgreich durchzuführen, daß mit einer vollständigen Ablöschung in Kürze gerechnet werden kann.
Am Sonntag weilte Branddirektor Reichel aus Berlin an der Brandstelle, um die Löschaktion der Berliner Feuerwehr, die inzwischen durch eine weitere MOTORSPRITZE verstärkt worden war, selbst zu organisieren.
Da die nächsten Hydranten zu weit von der brennenden Grube entfernt lagen, ließ er durch die beiden MOTORSPRITZEN die über das Braunkohlenfeld verteilten Rohre einer Wasserleitung unter Druck halten und durch kleine Trupps von Löschmannschaften und Bergarbeitern von den zahlreichen Anschlußstellen der Leitung aus die Ablöschung der brennenden Braunkohle in Angriff nehmen.
Auf diese Weise gelang es auf der Grube Marie III der Anhaltischen Kohlenwerke, deren Tagebau in seiner vollen Ausdehnung von 1 Kilometer Länge und 500 Meter Breite brannte, das Feuer stark einzudämmen, während auf den benachbarten Gruben der Ilse-Gesellschaft, die nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren, die Löschaktion bereits vor ihrem Abschluß steht.
Der angerichtete Materialschaden ist sehr groß, da die Flammen die in dem Tagebau befindlichen Feldbahnanlagen, Lichtkabel, Bagger usw. zerstört haben. Die Aufräumungs~ und Wiederinstandsetzungsarbeiten, an denen sich die gesamte Belegschaft beteiligt, sind, soweit dies möglich ist, bereits im Gange, um eine längere Stilllegung des Grubenbetriebes zu vermeiden."

Fw 1922_resize.jpg

15. Juli:

"Die Grubenbrände, welche in voriger Woche infolge der Hitze und des Windes ausgebrochen waren, sind von den beiden MOTORSPRITZEN des Bergbauvereins gelöscht worden. Zunächst wurde am Donnerstag der Schuppenbrand auf Grube Henriette in wenigen Stunden abgelöscht und der Brand im Tagebau der Grube Eva konnte bis zum andern Tage bewältigt werden. Dann nahm man den Brand auf der Grube Pfännerschaft in Angriff, worauf die zweite MOTORSPRITZE den Brand in der Grube der Anhaltischen Kohlenwerke bekämpfte. Bei dieser Löscharbeit wurde die Mithilfe der Berliner und Dresdener SPRITZE hinzugezogen, die aber nicht so erfolgreich eingreifen konnten wie die SPRITZEN der Bergbauvereine. Diese werden von Senftenberger Feuerwehrleuten, insbesondere vom Gerätewart Jentsch intakt gehalten und haben hervorragend zur Bekämpfung beigetragen, weil sie auf dem Gebiete der Grubenbrände eine große Erfahrung besitzen.
Der Schaden ist ein erheblicher, da die Maschinen in den Gruben außer Betrieb sind."

15. Juli: (Zusammenfassender) BERICHT ÜBER DIE BRÄNDE IM SENFTENBERGER REVIER

"...Allgemein möchten wir hier bemerken, daß TAGEBAUBRÄNDE mit Aussicht auf raschen Erfolg nur dadurch bekämpft werden können, daß die FEUERSPRITZEN in den Tagebau hineingeschafft werden, was mit außerordentlichen Schwierigkeiten verknüpft ist.
Hierzu sind besonders konstruierte SPRITZEN erforderlich, wie sie ein Teil der Gruben und der Niederlausitzer Bergbauverein besitzt. In den meisten Fällen sind auch außerordentlich lange Schlauchleitungen nötig, über die in der Regel die üblichen Ortsfeuerwehren nicht verfügen.
Nach der Bekämpfung des Feuers auf der Grube Eva wurde die gleiche SPRITZE nach der Grube Berta der Niederlausitzer Kohlenwerke gebracht und bekämpfte dort nach etwa 2 Tagen einen ausgedehnten Brand nieder. Erneutes Aufflackern des Feuers machte jedoch ihre Anwesenheit noch weiter erforderlich. Erst am Morgen des 11. Juli war die Gefahr für die Grube Berta beseitigt.
Der schwerste Brand war auf der Grube Marie III der Anhaltischen Kohlenwerke am Abend des 6. Juli ausgebrochen. Zur Unterstützung der Löscharbeiten des Werkes rückte eine zweite SPRITZE des Niederlausitzer Bergbauvereins aus, wurde noch in der Nacht in den Tagebau gebracht und nahm wirksam die Bekämpfung des Feuers auf.
Auch hier waren etwa 1800 Meter Schlauch erforderlich. Eine weitere MOTORSPRITZE der Braunkohlen~ und Brikettindustrie AG., die ebenfalls in dem Tagebau Aufstellung fand , leistete der SPRITZE des Niederlausitzer Bergbauvereins wirksame Hilfe.
Um diesen größten Brand rasch zu löschen, wurde noch eine AUTOMOBILSPRITZE der Dresdener Feuerwehr herbeigerufen, die bis Sonnabend früh ebenfalls an den Löscharbeiten teilnahm.
Diese SPRITZE sowie die beiden SPRITZEN der am Sonnabend und Sonntag eintreffenden Berliner Feuerwehr konnten wegen ihrer Bauart als AUTOMOBILSPRITZE nicht in die Grube hineingeschafft werden, sondern mußten außerhalb der Grube Aufstellung nehmen, wodurch für diese SPRITZEN besonders lange Schlauchleitungen erforderlich wurden, ein Umstand, der ein rasches Bekämpfen der Brände erschwerte.
Es soll selbstverständlich nicht verkannt werden, daß auch diese SPRITZEN einen großen Anteil an der Bekämpfung des Feuers hatten, das erst im Laufe des 12. Juli endgültig erlosch.
Ein weiterer Tagebaubrand suchte noch die Grube Friedrich Ernst der Halleschen Pfännerschaft heim, dessen sich das Werk mit eigenen Mitteln in einigen Tagen erwehren konnte.
Wenn der Schaden, den die Werke erlitten haben, zum Teil recht beträchtlich ist, so sind doch die darüber erschienenen Mitteilungen stark übertrieben. Auf den betroffenen Gruben ist der Betrieb teilweise schon wieder aufgenommen, teilweise wird er nach Beendigung der Aufräumungsarbeiten in den nächsten Tagen in Gang kommen."

FwZeitung_resize.jpg

Ich wollte diese lückenlose BERICHTERSTATTUNG nicht nur den damals beteiligten tapferen FEUERWEHRLEUTEN widmen, sondern gleichzeitig den heutigen FEUERWEHREN von Senftenberg & Umgebung historisches Faktenmaterial für ihre internen CHRONIKEN in die Hand geben.
Und wenn dann noch ein Leser dieser Zeilen ausruft:
"Mein Opa war damals auch beim Löscheinsatz dabei...irgendwo muss ich auch noch Fotos davon haben..."
- dann würden sich die Macher dieser Webseite sehr freuen, sie bei passender Gelegenheit HIER vorstellen zu können...
;)


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