Neues 232 - 2016-06-12

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Matthias
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Neues 232 - 2016-06-12

Beitragvon Matthias » Sa 11. Jun 2016, 08:09

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Harald
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Re: Neues 232 - 2016-06-12

Beitragvon Harald » Sa 11. Jun 2016, 08:39

1947_resize.jpg

Möglicherweise zeigt die im Jahre 1947 zum
>FEST DER LAUSITZ< in Umlauf gebrachte Postkarte
den berühmtesten RITTER der Ober~ & Niederlausitz

HANS (JOHANNES) VON POLENZ

Er ist die bedeutendste Persönlichkeit des
"FESTEN HAUSES von SENFTENBERG"
und darüber hinaus eine der interessantesten Figuren der Niederlausitzer Geschichte des 15. Jahrhunderts.
Viele Heimatforscher unserer Lausitz beklagten schon immer, dass es äußerst schwierig sei, ein lückenloses Lebensbild von ihm darzustellen,
da Urkunden nicht sehr zahlreich vorhanden und die geschichtliche Überlieferungen unzureichend und sehr unzuverlässig sind.
Ich belasse es deshalb auch nur bei einigen Fakten,
die ihn als GRANDIOSEN FELDHERRN charakterisieren.
Im >Senftenberger Anzeiger< von 1882 fand ich unter der Überschrift
>DER EISERNE POLENZ< ein längeres GEDICHT, welches die Heldentaten des kühnen Ritters aus Senftenbergs Vorzeit feiert:

"Was jubeln Hornesstimmen wohl durch den wüsten Bruch ?
Was saust wie wilde Immen [Bienen] daher in tollem Zug ?
JUNG POLENZ ist's, der Kecke, der laut den Wald durchfährt,
der ungefüge Recke mit sieggewalt'gem Schwert !"

Tatsache ist, dass HANS VON POLENZ schon in jungen Jahren wegen seiner Rittertugenden bei Rittern und Fürsten hochgeachtet war.
ER diente ab 1407 als Marschall am Hofe Markgraf Friedrichs des Streitbaren von Sachsen; gehörte also zu dessen "lieben Getreuen und Heimlichen". ER fürchtete keine Gefahr, scheute keine Anstrengungen und war äußerst wagemutig und unternehmungslustig und gelangte auch bald zu Wohlstand und Reichtum, der es ihm ermöglichte, als selbsternannter "Wohltäter" vielen verschuldeten Adeligen zu helfen, indem er ihnen ihre Güter ganz oder zum Teil abkaufte.
Auf diese Weise kam er irgendwann auch in den Besitz unseres Städtchens SENFTENBERG.

WAPPEN & SIEGEL_ Hans von Polenz_resize.jpg

Als Landvogt der Nieder~ und Oberlausitz hatte er viel beim "Hauen & Stechen" zu schlichten, so z.B. auch den 1421 von Gewaltausbrüchen begleiteten Streit zwischen den Städten Lübben und Lübbenau um die Benutzung des Spreewaldes.
Sein auf den ersten Blick wenig ritterlich wirkendes WAPPEN zeigt in Blau einen mit rotem Balken belegten silbernen FLÜGEL. Auf dem Helm mit rechts rot- und links blau-silbernen DECKEN ein rot-blau bekleideter Mannesrumpf mit silbernem Kragen und einer oben mit drei Pfauenfedern besteckten roten Kappe.

Hussiten_resize.jpg

Zu Beginn der HUSSITENKRIEGE hatte sich Polenz bei der Eroberung der Burg Vysehrad für den böhmischen Kaiser Sigismund großen Ruhm erworben, indem er eine KRIEGSLIST anwandte. Als sich Zenko von Wartenberg, ein Anhänger der Hussiten, der diese Burg befehligte, vom Schloss entfernte und sich auf eine ziemlich weite Reise begab, bekam auch Hans von Polenz davon Wind. Er legte Kleidung an, wie sie Zenko zu tragen pflegte und wurde mit mehreren als dessen Dienstleute verkleideten Bewaffneten in das Schloss eingelassen. Er überwältigte dessen Besatzung und unterwarf das Schloss wiederum dem Kaiser.
Als Dank dafür wurde er von ihm zum Obristen (Oberst beim Militär)
und Münzmeister des Kaisers ernannt und bekam die
"vesten und güter mit namen Senftenberg, Finsterwalde und Salgast mit allen und jeglichen ihren zugehörungen von der Crone zu lehen gereicht"...
Als es ihm gelang, die Hussiten, die das Schloss Karlstejn belagerten, in die Flucht zu schlagen, umstrahlte ihn neuer Ruhm. Die Görlitzer erwiesen ihm hohe Ehren, indem sie ihn beschenkten und mit bestem Wein bewirteten sowie Tanz mit den Rittern, Gästen und Knechten veranstalteten...
Als im Jahre 1431 allerdings seine eigene BURG, das Senftenberger Schloss östlich der Stadt im Laugk, vom hussitischen Heer geschleift und zerstört wurde, war "der große Feldherr" außer Haus, nämlich "auf Dienstreise" beim Kurfürsten von Sachsen und anschließend auf dem Reichstag zu Nürnberg. Die Stadt selbst hatten die Hussiten wohl nicht erobern können, weil sie wirklich fest war und von den Bürgern tapfer verteidigt wurde. Möglich ist aber auch, dass man durch eine angemessene Geldsumme die Angreifer zum Abzug bewogen hat.

Unser Chronist PAULITZ, der die Lebensgeschichte des HANS VON POLENZ ausführlich beschrieb, sagte zum Schluss:

"Hans von Polenz war einer der ausgezeichnetsten Männer seiner Zeit.
Als einsichtsvoll und in den Geschäften der Landesverwaltung wohl erfahren, war er sehr oft der Ratgeber seines Landesherrn und eine hochwichtige Persönlichkeit in beiden Lausitzen in einer Reihe von mehr als 30 Jahren hindurch.
Durch sein einsichts~ und mühevolles Walten zum Heil und Segen dieser Lande hat er sich in der Geschichte beider Landschaften ein ehrenvolles Denkmal gesetzt für alle Zeiten, und die Stadt SENFTENBERG kann stolz darauf sein, daß er, um dessen Gunst sich Kaiser, Könige und Fürsten bewarben, auch einer der Ihrigen war."

Das GEDICHT bescheinigt ihm am Ende völlig überraschend einen geruhsamen Tod, nicht auf dem Schlachtfeld, sondern im Bett,
wo ihn "ein unsichtbarer Feind von hinnen riß":

"Und unverletzt, von keinem Pfeil erreicht,
ist ER ohn' einz'gen Weheruf erbleicht,
ja, wie ein Thurm durch unterird'sche Flammen,
sank er in seiner Harnischpracht zusammen."

Und so hat er letztlich
"wie auch verkannt bei Leibesleben,
ein Bild echt deutscher Tapferkeit gegeben."


Der eiserne Polenz_resize.jpg


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