Neues 236 - 2016-07-13

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Matthias
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Neues 236 - 2016-07-13

Beitragvon Matthias » Mi 13. Jul 2016, 17:33

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Harald
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Re: Neues 236 - 2016-07-13

Beitragvon Harald » Mi 13. Jul 2016, 18:24

Schulkinder_resize.jpg
"Für einen großen Theil Deutschlands beginnen jetzt die
GROSSEN SCHULFERIEN.
In verschiedenen Gegenden, wo die Mithilfe der Kinder bei der Ernte erwünscht resp. nothwendig ist, kommt die freie Zeit erst später und so wird es wohl kaum dahin kommen, daß einmal im ganzen Deutschen Reiche überall zu gleicher Zeit keine Schule ist..."

So konnte man es auch schon im Jahre 1901 im >Senftenberger Anzeiger< lesen.
Die gestaffelte Ansetzung der SOMMERFERIEN wurde jedoch - wider Erwarten - in der ehemaligen DDR abrupt unterbrochen, als FERIENANFANG & ~ENDE für alle Bezirke auf den gleichen Termin gelegt wurden und das neue Schuljahr stets am 1. September begann, sofern der Tag nicht auf einen Sonntag fiel.

Heute staunt man ein wenig darüber, dass sich in puncto FERIENSTIMMUNG nach mehr als 100 Jahren nicht viel verändert hat, Eine Kolumne von 1902 lädt zum Vergleich ein:

"FERIEN ! Ein Zauberwort. Mag der erwachsene Mensch dem alten Sprichwort >Arbeit macht das Leben süß< auch noch so viel Glauben schenken, wenn er, nachdem die 'große Glocke' die letzte Schulstunde geschlossen, die Knaben und Mädchen tollend auf die Straße stürzen sieht, im beseligten Gefühl, daß nun endlich, endlich FERIEN sind, dann muß er sich doch langsam von dieser Ansicht bekehren, dann muß eigentlich in ihm auch die Meinung erstehen, daß es doch noch etwas Süßeres giebt, als die Arbeit, nämlich das NICHTSTHUN !
Es sind ja, Gott sei Dank, nicht nur die FAULPELZE, die sich auf die FERIEN freuten und ihren Anfang herbeisehnten. Liegt doch in allen Menschen der unbezähmbare Wunsch nach Ruhe und Freiheit.
Glücklicherweise hat auch die Schule diesem menschlichen Bedürfniß Rechnung getragen. Sehr berechtigt ist die Mahnung des Dichters:
>Wollen, daß die junge Schaar nicht soll scherzen, jubeln, tollen, - dies, Ihr Alten, heißt: das Jahr ohne Frühling haben wollen !<"

Ferien_resize.jpg

Was mich allerdings ein wenig verwundert, ist die Tatsache, dass damals, zeitgleich mit dem FERIENBEGINN, auch ernste ERMAHNUNGEN an die Eltern ergingen - so geschehen im >Senftenberger Anzeiger< vom Juli 1901:

"Mitten in die großen Ferien hinein fällt der ERLASS des Kultusministers, der die SCHULPFLICHT und die BESTRAFUNG DER SCHULVERSÄUMNISS einheitlich für den Bereich der ganzen preußischen Monarchie regelt.
Da rücken Lust und Schmerz, Freude und Ernst, wie so häufig im Leben, wieder einmal ganz dicht zusammen.
Während die SCHULJUGEND voll ausgelassener Lust in vollen Zügen die Köstlichkeiten der FERIENZEIT schlürft, da klingt die ernste Stimme mahnend und warnend an ihr Ohr:
regelmäßig und pünktlich zur Schule kommen, jede unentschuldigte SCHULVERSÄUMNISS wird bestraft. 'Ernst ist das Leben, und heiter sein, ist Kunst', parodirt es wohl manch Einer und manch Eine nach Friedrich Schiller. Und doch wie nothwendig ist die strenge Zucht; was Besseres können die Eltern den Kindern heut zu Tage nicht mit auf den Lebensweg geben, als eine ausreichende Schulbildung.
Gewiß können wir uns Fälle denken, in denen es den Eltern schwer wird, ihre Kinder, die schon arbeiten und mitverdienen helfen können, zur Schule zu schicken; wie oft und wie gern werden nicht ältere schulpflichtige Geschwister zur Beaufsichtigung der Kleinen und Kleinsten zu Hause behalten, während Vater und Mutter auf Arbeit gehen. Aber die Kinder der Schule fernzuhalten, ist schließlich doch die schlimmste Kapitalvergeudung, der sich Eltern schuldig machen können.
Durch regelmäßigen SCHULBESUCH werden ihre Kinder in den Stand gesetzt, im Leben einmal weit günstigere Stellungen einzunehmen,
als ihnen ohne einen solchen erreichbar sind. Die paar Jahre Schulzeit vergehen ja so geschwind, man muß sich da helfen und einrichten.
Das Wohl ihrer Kinder fördern die Eltern am besten, wenn sie streng und gewissenhaft gegen sich selbst wie gegen die ihrer Erziehung Empfohlenen auf den regelmäßigen Besuch der Schule achten; der Unterschied zwischen den Fleißigen und den Säumigen tritt später klar zu Tage."

Erwähnt werden muss unbedingt, dass kurz vor Eintritt in die SOMMERFERIEN allerorts große KINDERFESTE veranstaltet wurden, wie das folgende Inserat von 1901 aus meinem "Heimatort" beweist.
Auf keinen Fall durften die damals sehr populären "Kindervergnügen" fehlen:
SACKHÜPFEN, WETTRENNEN & WURSTSCHNAPPEN.

Kinderfest_resize.jpg

Heute setzt man bei KINDERFESTEN auf modernere,
jedoch gleichermaßen überstrapazierte "Dauerbrenner":
HÜPFBURG, BASTELSTRASSE & KINDERSCHMINKEN... :?


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