Neues 240 - 2016-08-07

[Matthias]

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[Harald]

Wir schauten kürzlich abermals,
bei diesem Volkes-Fest,
ein großes FEUERWERK mit Pracht,
daß bei ganz still und heit'rer Nacht
man sehen konnt' auf's Best.

Mit zwölf großen Raketen war
der Anfang gleich gemacht;
sie fuhr'n mit größtem Sausen doch
zweimal wie Kirchthürm' hoch,
mit hellem Glanz und Pracht.

Zwölf flogen bald drauf wieder auf,
mit ein'n Kanonenschlag,
die in der obern Luft geschwind
mit einem Knall zerplatzet sind,
viel Sternlein fielen nach.

Ein jeder, der nah dabei war,
mußt sich vorsehen gut,
wenn oben herab fiel ein Brand,
hätt' manchem er sein Rock verbrannt
und manchem gar sein Hut.

Den Abschluss eines jeden großen Volksfestes bildete von alters her das sogenannte

LUSTFEUERWERK

- "ein zur Lust oder zum Vergnügen angezündetes Feuer, welches besonders in der Feuerwerks-Kunst aus Salpeter, Schwefel und Kohlen zusammengesetzten brennbaren Körpern bestand, welche zu allerhand künstlichen Lustfeuern zusammen gesetzt und zur Nachtzeit angezündet wurden."
Vor allem die von zahlreichen Raketen und Böllern erzeugten kunstvollen Figuren riefen bei den Zuschauern viele "Aaahs und Ooohhs" hervor.
Kein Wunder also, dass auch die Senftenberger Bürger bei solchem Spektakel in Verzückung gerieten, zumal sie durch Inserate im >Senftenberger Anzeiger<, wie hier anlässlich der Jubelfeier der Schützengilde, schon im Vorfeld mit dem vollen FEUERWERKSPROGRAMM vertraut gemacht wurden:

Schon am darauffolgenden Tag konnten alle "Nichtdabeigewesenen" eine ausführliche Nachbetrachtung dieses grandiosen Höhepunktes lesen:

"Der gestrige Freitag gestaltete sich zu einer würdigen Krönung der Schützenfestlichkeiten, weit mehr noch durch das PRACHTVOLLE RIESENFEUERWERK als durch das ideale Hochsommerwetter.
Es schien zwar, als ob in Anbetracht der schwülen Temperatur und des zeitweise bewölkten Himmels ein Gewitter im Heraufziehen begriffen war, die Befürchtung erwies sich jedoch zu Aller Genugtuung als grundlos.
Und so braucht man sich nicht darüber zu wundern, daß bereits am Nachmittag lebhaftes Verkehrstreiben im Schützenhaus-Garten, wo das Stadtorchester konzertierte, und besonders auf dem Rummelplatz flutete, das dann nach 7 Uhr zu einer ungeheuren Verkehrswelle wurde, die nach allen Seiten hin brandete und sämtliche Bierzelte überflutete.
Das war mit diesem Gedränge auf dem Platz und in den Zelten (mindestens 1500 Personen) unstreitig der bis jetzt stärkste Betrieb bei den Schützenfestlichkeiten.
Natürlich war der Magnet in erster Linie das angekündigte RIESENFEUERWERK. Man stellte da allerdings die Besucher auf eine ziemlich lange Geduldsprobe, denn sie mußten mit dem Beginn der 'Sensation' bis ¾10 Uhr warten. Umso angenehmer aber dafür dann die Ueberraschung.
Was soll man von dem wirklich großzügigen und vielseitigen FEUERWERK viel sagen ?
Kurz und bündig, es war wirklich ein
RIESEN~ & PRACHTFEUERWERK mit historischem Charakter,
ein FEUERWERK, wie es in dieser Aufmachung den Senftenbergern noch nicht geboten worden sein soll. Darüber herrschte Einstimmigkeit.
Alle nur denkbaren Formen und Variationen der Pyrotechnik wurden da vollgelungen zum Abbrennen gebracht, von den einfachsten RAKETEN,
SONNEN, SCHLANGEN, FONTÄNEN etc. bis zu der großen historischen DEKORATION am Schluß, die zu ganz besonderer Verwunderung herausfordern mußte.
Dieses RIESENFEUERWERK dauerte über eine halbe Stunde und hielt alles in Bann. Nach Schluß verließen zwar Viele den Rummelplatz, ein großer Teil bevölkerte ihn aber noch bis spät Abends."

Natürlich konnte nicht jeder Verein bei Jubelfeiern drauflos knallen, ohne sich vorher eine POLIZEYLICHE GENEHMIGUNG einzuholen. Darauf wurde schon vor 200 Jahren ausdrücklich hingewiesen, wie hier im >Münchener Anzeiger< von 1804:

"Es dienet zur Nachricht, daß um einen sehr billigen Preis zu haben sind verschiedene LUSTFEUERWERKS - Stücke, sowohl kleine als große von allen Gattungen, zu einem LUSTFEUERWERKE, welches in einem jeden Garten, oder sonst anständigem Platze,
(mit Genehmigung der Polizey) nach Belieben, und ohne gänzlichen Nachtheil, rangirt werden kann. Man erbiethet sich auch, den Käufern gehörigen Unterricht zu geben, wie ein solches LUSTFEUERWERK nach Ordnung und mit Vergnügen kann abgebrannt werden; auch kann es den Liebhabern auf dem Lande nach Belieben, gut und sicher gepackt, geliefert werden."

Allgemein scheint sich in der heutigen Zeit kaum noch jemand daran zu halten,
denn in den Wohngebieten wird man doch zunehmend durch "private Feuerwerkerei",
die übermütige Zeitgenossen aus allen möglichen & unmöglichen Anlässen veranstalten,
aus dem Schlaf gerissen.
Ich nehme aber kaum an, dass die MAHNUNG,
welche am 4.08.2016 in der >Lausitzer Rundschau< erschien,
irgendwann einmal auf fruchtbaren Boden fallen wird:

OHNE GENEHMIGUNG STEIGT KEINE RAKETE !

"Außerhalb von Silvester dürfen Feuerwerkskörper der Klasse II nur mit einer gebührenpflichtigen Ausnahmegenehmigung des Ordnungsamtes gezündet werden. Anlässe sind z.B. Polterabend, Hochzeit oder Jubiläum.
Der Antrag ist schriftlich 14 Tage vorher abzugeben.
Einen Rechtsanspruch auf Genehmigung gibt es nicht.
Die örtliche Lage und die Waldbrandwarnstufe könnten dagegen sprechen.
Laut dem Landes-Immissionsschutzgesetz muss das Feuerwerk um 22 Uhr abgebrannt sein, in den Monaten Juni und Juli bis 22.30 Uhr."

Und zum Schluss ergeht auch von dieser Stelle nochmals der ernstgemeinte Hinweis, große Vorsicht beim Umgang mit Feuerwerkskörpern walten zu lassen.
Um 1810 stupste man die Erstklässler schon in ihrer SCHULFIBEL darauf..!