Neues 249 - 2016-10-26

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Matthias
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Neues 249 - 2016-10-26

Beitragvon Matthias » Mi 26. Okt 2016, 18:16

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Harald
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Re: Neues 249 - 2016-10-26

Beitragvon Harald » Do 27. Okt 2016, 13:49

WO MAN SINGT, DA LASS DICH NIEDER !
BÖSE MENSCHEN HABEN KEINE LIEDER.

Die MÄNNERGESANGSBEWEGUNG entstand zu Beginn des 19. Jh. und entwickelte sich danach zu einer bedeutenden musikalischen Massenbewegung.
"Einem reißenden Strome gleich, verbreitete sich der MÄNNERGESANG über das ganze Vaterland; es war bald kein kleines Städtchen, kein Flecken mehr zu finden, wo nicht ein MÄNNERGESANG-VEREIN bestanden hätte."
Das gesellige Zusammensein der Männer nach des Tages Arbeit gewann durch das gemeinsame Singen einen höheren Stellenwert in der Unterhaltung. Wein und Bier nahmen nur noch den zweiten Rang der abendlichen Genüsse ein. Ihr gemeinschaftsstiftender WAHLSPRUCH war:
"Sind wir von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede !"

Auch in unserer Region setzte eine Gründungswelle von MÄNNERGESANGSVEREINEN ein, wobei in den archivierten Ausgaben des >Senftenberger Anzeiger<
der im Jahre 1854 gegründete
MÄNNERGESANG-VEREIN SENFTENBERG
eine Vorreiterrolle einnahm.

MGV 1882_resize.jpg

"Das am vorigen Sonntag Abend im Gutmann'schen Saale abgehaltene Concert des MÄNNER-GESANGVEREINS ist zur vollen Zufriedenheit des besuchenden Publikums ausgefallen.
Es wurde brav gesungen und einzelne Piecen, wie 'Gruß an den Wald', 'Augensprache', Lied für Tenor, das Soloquartett 'Ich weiß ein Blümlein etc.' und besonders hervorzuheben das 'Ständchen mit Baßsolo', wurden vorzüglich vorgetragen.
Das komische Duett: 'Die Einquartierung' that auch seine Wirkung und besonders die Scene, wo der einquartierte Unteroffizier durch Alarmsignal gestört, Schinken, Würste, Brot und Wein zur größten Bestürzung des alten Geizhalses in seinem Brotbeutel verschwinden ließ, erregte allgemeine Heiterkeit.
Der prachtvolle Oceana-Walzer gab dem Concerte einen angenehmen Abschluß und können wir dem MÄNNER-GESANGVEREIN für den genußreichen Abend nur Dank zurufen."

Um überhaupt das Publikumsinteresse für ein KONZERT zu wecken, wurde anfangs auch die PROGRAMMFOLGE im Lokalblatt veröffentlicht, aus der die "Gesinnung" des Chores ersichtlich war.
Beim MGV Senftenberg stand in den Anfangsjahren offensichtlich das VOLKSLIED obenan, was auch bei weiteren Konzerten wohlwollend honoriert wurde:

Programm_resize.jpg

"In dem CONCERTE des hiesigen Männergesangsvereins im Gutmann'schen Saale hat derselbe wieder sein altes Renommee bewährt. Das theilweise sehr musikalische Publikum sprach unverhohlen seine Befriedigung aus. Besonders gefiel im ersten Theile des Programms das zarte Lied 'Mutterliebe', welches sehr präcis vorgetragen wurde, sowie das komische Duett 'Friseur und Dorfbarbier', das sehr natürlich in der Ausführung war...
Ein vollbesetzter Saal lohnte den Sängern die Mühen der Einstudirung sämmtlicher Piècen, und wurde von vielen Seiten die Aeußerung laut, auf das nächste Concert nicht zu lange warten zu lassen."

Dass MÄNNERCHÖRE in Vergangenheit & Gegenwart nicht nur dem Trifolium >WEIN, WEIB & GESANG<, sondern auch der HEIMATLIEBE frön(t)en, beweist der Bericht aus dem >Senftenberger Anzeiger< vom 15. September 1908:

"Am vergangenen Sonntag nachmittags unternahm der hiesige MÄNNERGESANGVEREIN einen schon längst geplanten AUSFLUG nach den Reppister resp. Senftenberger Weinbergen.
Vom Vereinslokal aus benutzte die kleine, fröhliche SÄNGERSCHAR den Wiesenweg und wurde am Ende desselben von seinem treuen SANGESBRUDER Herrn Lehrer Schwarz aus Reppist empfangen, welcher mit kurzer, aber markiger Rede die Sangesbrüder in Reppist's Mauern feierlichst willkommen hieß. Nach kurzer Rast in >Lehmann's Gasthof< ging die WANDERUNG durch das ehemalige Richter'sche Büschchen nach der Diebesschlucht und hinauf nach dem Weinbergskamm. Von diesen Weinbergshöhen erschließt sich den Augen des Wanderers ein ungeahnt schönes Panorama. Man sieht deutlich Neu-Petershain - Welzow, Hoyerswerda, die Kamenzer, Bautzener und Königsbrücker Höhen, Ortrand, Ruhland und unten im Tal Senftenberg und das neue Ilsewerk MARGA liegen.
Ein schöner, breiter Rasenweg führt den ganzen Höhenrücken entlang und begrenzt die eingesunkenen Bruchfelder des dortigen Kohlenreviers, ohne jegliche Gefahr für den Wanderer. Einige an den sonnigen Berghängen noch befindliche Weinkulturen erinnern uns noch an Senftenbergs schöne Vergangenheit, wo in unserer Väter Tagen mancher frohe Zecher durch den Wein zum Sänger wurde.
Es muß ein guter Tropfen gewesen sein, der hier gekeltert wurde, denn mit Begeisterung und Stolz wird berichtet, daß der Wein Alte jung und Kranke gesund gemacht hat.
Weiter ging es dann den alten Raunoer Kirchweg hinab durch das schöne Tal zum Restaurant Viktoriagarten, ein der Neuzeit entsprechend modern eingerichtetes Lokal. Dort fand beim guten Glase Bier und Gesang die schöne Wanderung und der schöne Nachmittag seinen würdigen Abschluß.
Aus aller Munde vernahm man, daß dieser kleine AUSFLUG jedem Beteiligten ungeahnte Freude gemacht hat, denn es befanden sich viele Senftenberger darunter, die diesen schönen Weg noch niemals betreten haben und mancher SÄNGERSMANN wird dadurch veranlaßt werden, diesen Spaziergang oft zu wiederholen."

MÄNNERCHÖRE genießen seit jeher einen sehr guten Ruf bei den Konzertbesuchern:

"Ich kann nicht umhin, zu bemerken, daß ein schöner, langsam vorgetragener, vollstimmiger MÄNNERCHOR etwas so Imposantes, so Würdiges für mich hat, daß ich ihn zur Eröffnung einer Feier vorzugsweise geeignet halte."

Leider mussten zahlreiche Chöre wegen Überalterung und teilweise dramatischen Schwund an Sängern aufgelöst werden. Allein auf unserer regionalen Flur halten wohl nur noch der
CHOR DER BERGARBEITER BRIESKE
und der MÄNNERGESANGVEREIN 1846 RUHLAND
die "männliche" Sängerfahne hoch.
Deshalb grüße ich als passionierter Sänger & Musiker an dieser Stelle alle standhaften SANGESBRÜDER mit einem kräftigen
>LIED HOCH !<


Männerchöre_resize.jpg


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