Neues 253 - 2016-11-20

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Matthias
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Neues 253 - 2016-11-20

Beitragvon Matthias » Sa 19. Nov 2016, 11:18

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Harald
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Re: Neues 253 - 2016-11-20

Beitragvon Harald » So 20. Nov 2016, 14:33

Sauo Musikkapelle_resize.jpg
Mir bleibt nach dem ausführlichen Bericht des Administrators nur noch, die sehr detailreiche und unterhaltsame Berichterstattung des >Senftenberger Anzeiger< vom 21. Oktober 1909 zu zitieren:

"Von allen Festen, welche in unserer Gemeinde je gefeiert worden sind und jemals gefeiert werden, ist wohl das am vergangenen Montag das schönste gewesen. Unter zahlreicher Beteiligung der Gemeinde, begünstigt vom prächtigsten Wetter, fand am 18.d.M., einem in doppelter Beziehung für uns denkwürdigen Tage die

EINWEIHUNG UNSERER NEUEN SCHULE

statt. Um 2 Uhr versammelten sich die Kinder mit ihren Lehrern, der Schulvorstand, die Gemeindevertretung, Vertreter der Behörden und Werke vor dem alten Schulgebäude.
Der Königliche Kreisschulinspektor Herr Oberpfarrer H i n t e r s a t z
nahm vor versammelter Gemeinde durch Gebet Abschied von dem 25 Jahre als SCHULHAUS dienenden Gebäude, worauf gemeinschaftlich 'Unsern Ausgang segne Gott' gesungen wurde. Unter Vorantritt der Sauo'er Musikkapelle setzte sich nun der stattliche Festzug nach dem NEUEN SCHULHAUSE in Bewegung, indem das alte Lutherlied 'Ein feste Burg ist unser Gott' gesungen wurde.
In schöner und erhabener Sprache, gestützt auf ein Psalmwort hielt Herr Oberpfarrer unter Hinweisung auf die Bedeutung des Tages die WEIHEREDE. Glücklich kann sich die Gemeinde schätzen, die durch göttliche Vorsehung durch so reiche unterirdische Schätze in eine so günstige pekunäre [finanzielle] Lage versetzt worden ist, daß sie ein so stattliches Gebäude ohne Erhöhung des so niedrigen Steuersatzes ausführen konnte. Gottesfurcht, Frömmigkeit und Vaterlandsliebe sollen auch in der NEUEN SCHULE gepflegt und gefördert werden. Arbeitslust, Arbeitsfreude und Gehorsam mögen auch fernerhin Lehrern und Kindern auf dem Wege der Pflicht treue Begleiter sein.
Nicht für die Schule, sondern fürs Leben sind die Kenntnisse und Fertigkeiten, welche die Schule bietet, bestimmt.
Nachdem die Kinder der 1. Klasse den PSALM 23 vorgetragen, erfolgte die Uebergabe des Schlüssels durch den Ortsvorsteher an den Kreisschulinspektor, welcher die Tür des neuen Hauses aufschloß, daß nun einer BESICHTIGUNG unterzogen wurde:
Es ist ein stattlicher, imposanter Bau, der wärmenden Mittagssonne zugekehrt, mit großen, hellen, leicht zu lüftenden Klassenzimmern, und großen, bequemen Wohnungen für die Lehrer. Die Bewohner des Ortes können der Gemeindevertretung nur dankbar für dieses schöne Gebäude sein; und namentlich gebührt dieser Dank den Herren Ortsvorsteher Noatnick, Roick sen., Melchior und E. Sochorick, welche der Baukommission angehörten und Zeit und Mühe hergegeben haben, um die Ausführungen des Baues zu überwachen.
Herr Photograph M e y e r war erschienen, um die Festversammlung im Bilde festzuhalten.
Die Schulkinder, welche nun zum ersten Male ihren Spielplatz betraten, wurden hier auf Kosten der Gemeinde gespeist und getränkt.
'Nun danket alle Gott' schloß die erhabene Feier.
Im Bratschick'schen Lokal fand zum Schluß eine FESTTAFEL statt, an der sich ca. 40 Personen beteiligten. Herr Oberpfarrer brachte das Kaiserhoch aus, in das mit Begeisterung eingestimmt wurde.
Herrn Bratschick sei Dank für das schmackhafte Mahl und das köstliche Naß. Freier TANZ und freier TRUNK schlossen den denkwürdigen Tag, von dem jeder ungezwungen bekennen muß:
ES WAR EIN SCHÖNER FESTTAG."

Sauo_Lettner_resize.jpg

Zweifellos war bei diesem Ereignis auch
Herr LOUIS Hugo Rudolf LETTNER (*28.09.1874) zugegen.
Laut Personalakte trat er am 1. April 1895 als 20-jähriger Junglehrer seinen Dienst an der EVANGELISCHEN VOLKSSCHULE SAUO an, arbeitete sich zu deren Rektor hoch und blieb ihr bis zum Eintritt ins Rentnerleben am 1. Oktober 1936 treu.
Ob er sich der Meinung eines ebenfalls alt gedienten Lehrers anschloss,
der in der >Pädagogischen Zeitung< von 1889 auf die Frage "Was ist ein Volksschullehrer ?"
humoristisch wie folgt antwortete, ist nicht bekannt:


Sauo schukllasse_resize.jpg

Ein VOLKSSCHULLEHRER ist ein

aus dem Volke gekommenes, zu oft noch beklommendes,
Lieblosigkeit tragendes, im Schulstaub sich plagendes,
mit Rohheit sich schlagendes, Mißkennung beklagendes,
von Humanitätseifer umlohtes, fürs Strafen bedrohtes,
viel Arbeit übernehmendes, den Hunger bezähmendes,
viel Stickstoff einziehendes, zum Sauerstoff fliehendes,
Banknoten entbehrendes, die Schulden abwehrendes,
sein Schicksal beklagendes, nach Besserung fragendes,
im Staat hintangesetztes, vom Volk oft verletztes,
vom Undank laut zeugendes, zur Freiheit hinneigendes,
für Fortschritt begeistertes, durch Pech oft verkleistertes,
viele Sprößlinge zählendes, mit Sorgen sich quälendes,
vom Glück vergessenes, auf Hoffnung versessenes,
auf Erd' nie gepriesenes, zum Himmel verwiesenes
MENSCHENKIND.

Als zeitweiliger Ortsvorsteher verfasste Rektor Lettner eine Schul~ und Dorfchronik und prophezeite schon in den 1920-er Jahren die Zukunft von SAUO wie folgt:
"Das Dorf ist durch die Kohle ringsumher aufgeblüht und wird durch die Kohle untergehen."
In den Jahren 1971/72 vollendete sich das vorausgesagte Schicksal des Ortes: die Abbaggerung wurde zur Gewissheit... :cry:

Sauo Ortsschild_resize.jpg


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