Bevor vom zukünftigen >TIERPARK< gesprochen wurde, war bei den Stadtverordneten von Senftenberg interessanterweise erst einmal nur von einer
ERWEITERUNG DES STADTPARKS die Rede.
In der Magistratsvorlage hieß es dazu:
"Es liegt im Interesse des Verkehrs in der Stadt, Möglichkeiten zu schaffen, die unsre Nachbarn im Kohlenrevier bewegen, uns aufzusuchen. Diese Anregung hat allerseits Anklang gefunden und wir sind diesem Ziele näher gerückt, indem wir einen Teil des alten SCHLOSSTEICHES mit einem Wildgatter versehen und diesen bereits mit Hirschen, Rehen und allerhand Vögeln besetzt haben."
Wie nun die schrittweise
EINRICHTUNG DES TIERPARKS
erfolgte, konnte ich dem >Senftenberger Anzeiger< von 1931 entnehmen:21.Mai 1931"Die Arbeiten zur Fertigstellung des
TIERPARKS im Stadtpark scheinen rüstig vorwärtszuschreiten. Erfreulicherweise ist aus den Kreisen der Einwohnerschaft die finanzielle Mithilfe in Anbetracht der Umstände reichlich eingegangen, so daß berechtigte Aussichten bestehen, hier einen Anziehungspunkt zu schaffen, der neben seinem belehrenden Wert auch verkehrsfördernd wirken wird.
Die jetzt vorgesehene Form dürfte noch nicht endgültig sein, da ihrer völligen Ausgestaltung die schwere Wirtschaftslage Beschränkung auferlegte. Inzwischen ist mit einem führenden Gartenfachmann engere Fühlung genommen worden, nach dessen Vorschlägen im Rahmen des Vorhandenen der Ausbau erfolgen soll. An der jetzigen Schaffung sind einige Herren G.K.T. (Geflügelzüchterverein) hervorragend beteiligt.
Ihr schätzenwerter Rat bei der sachgemäßen Anlage des
ZIERFLÜGELGEHEGES findet allseitig Anklang, zumal deren weitverzweigte Verbindung mit Ziergeflügelzüchtern beitragen dürfte,
die Anschaffungskosten zu ermäßigen.
Nach erfolgter Uebersiedlung des Gymnasiums in den bevorstehenden Neubau ist in Aussicht genommen, auch das
KOMMANDANTENHAUS auf dem äußeren
SCHLOSSHOF für die Zwecke des Tierparks nutzbar zu machen. Vorgesehen ist, darin eine
VOGELKUNDLICHE SAMMLUNG mit lebenden und präparierten Vögeln und ornithologischen Seltenheiten anzulegen und in den unteren Räumen eine
MILCHTRINKHALLE einzurichten.
Kürzlich sind von Junkers Luftbilddienst im Auftrage der Stadt
BILDER hergestellt worden. Es empfiehlt sich, den Erlös aus dem Verkauf dieser Bilder für die Ausgestaltung des Tierparkes zu verwenden.
Auch der Erlös aus dem Verkauf noch herzustellender
POSTKARTEN könnte dem gleichen Zweck dienen."
28.Mai 1931"Die kürzlich vorgenommene
BEGUTACHTUNG des hiesigen
STADTPARKS hat, wie jetzt bekannt wird, ein günstiges Ergebnis gezeitigt.
Es sind auf Grund des Gutachtens verschiedenen
AUSHOLZUNGEN vorgenommen worden, die einen harmonischen Uebergang zum
TIERPARK ermöglichen. Die baulichen Arbeiten, so die Errichtung des
WILDHÄUSCHENS an der Südseite des Walls aus dem bei der Ausholzung gewonnenen Material, schreiten rüstig vorwärts, während der Bau der
UMZÄUNUNG etwas ins Stocken geraten ist.
Sicherlich wird sich dieser Mangel schnell beheben lassen, so daß die
UEBERGABE DES TIERPARKS an die Oeffentlichkeit nicht mehr lange auf sich warten lassen wird."
11.Juni 1931"Die Arbeiten zur Ausgestaltung des
TIERPARKS im Rahmen einer Vergrößerung unsres Stadtparks stehen vor ihrer Vollendung.
Sie sind soweit gediehen, daß morgen vormittag die
BESETZUNG mit Hirschen und Rehen vorgenommen werden kann. Eingesetzt sollen vorläufig ein schwarzer Edelhirsch, ein Damhirsch und ein beschlagenes Muttertier werden; ein weiteres Muttertier, das bereits vor einigen Tagen ein prächtiges Kälbchen gesetzt hat, wird später dem Bestande einverleibt. Weiterhin werden ein Rehbock und eine Ricke noch in den TIERPARK und ein Paar schwarze Schwäne in den Stadtparkteich eingesetzt.
Die vorgesehene
BESETZUNG des Vogelgeheges mit der Einsetzung eines Waschbärenpärchens muß vorläufig noch zurückgestellt werden, da das
VOGELGEHEGE noch seiner Vollendung harrt.
Für das Wassergeflügel ist inzwischen am Ostufer des Stadtparkteiches ein
SCHUTZHÄUSCHEN hergestellt worden.
Alle für den
TIERPARK notwendig gewesenen Baulichkeiten sind aus dem beim Ausholzen des alten Parks entfallenden Holz hergestellt worden. Die Außenwände tragen das natürliche Rindenkleid, wodurch ein schöner, anheimelnder Eindruck erzielt wurde.
Die Hirsche tragen, der Jahreszeit entsprechend, noch nicht das stattliche Geweih; sie befinden sich, wie der Waidmann zu sagen pflegt, 'im Bast'. d.h. das Geweih ist noch nicht voll ausgewachsen, ist klobig und stellenweise noch weich. Trotzdem wird der Anblick des edlen Wildes viel Freude bereiten und den Jugendlichen und Kindern viel Interessantes bieten."
13.Juni 1931"Die
BESETZUNG DES TIERPARKS am gestrigen Vormittag hatte eine große Anzahl von Zuschauern angelockt. Die Besetzung ging glatt vonstatten. Beim Fang erlitt der Hirsch eine Beschädigung des rechten Hinterlaufs, der jedoch bald verheilt sein wird und keine größeren Folgen haben dürfte.
Das kurz vorher eingesetzte Rehpärchen legte von Anfang an große Zutraulichkeit an den Tag. Unbeschadet der vielen neugierigen Augen und der Rufe der Verwunderung hielt es sich dicht am Zaun auf, und bereitete Jung und Alt viel Freude.
Ueber die Besitzverhältnisse des Wildes erfahren wir noch, daß dieses noch im Besitz vom Forstverwalter Heusohn-Zschipkau verbleibt.
Auch das Schwanenpärchen, durch die neue Umgebung noch etwas verschüchtert, trägt sehr zur Belebung des großen
STADTPARKS bei.
Um Bestrafungen wegen unberechtigter Befahrung des Stadtparks zu vermeiden, hat die Polizei auf dem
SPIELPLATZ, links vom Haupteingang, einen
FAHRRADSTAND errichten lassen, wo gegen geringes Entgelt Fahrräder aufbewahrt werden."
20.Juli 1931"Für die Einrichtung der Vogelkäfige und die Ansiedlung im
WILDPARK an der Wildtränke sollen etwa
30 NISTHÖHLEN für verschiedene Vogelarten angeschafft werden."
Da im städtischen Etat nur 1000 RM zur ERWEITERUNG DES STADTPARKS speziell für die bessere gärtnerische Gestaltung eingeplant waren, setzte man überwiegend auf ZUWENDUNGEN Dritter.
Sie beliefen sich bis Juli 1931 auf exakt 4140, 87 RM, was nach heutiger Kaufkraftumrechnung immerhin 27.453,97 Euro entspräche.
Die Senftenberger Bürger waren also durchaus spendabel, auch wenn einige Stadtverordnete damals gehässig äußerten, jene täten es nur, um lukrative Aufträge für ihre Firmen abzuschöpfen...
