Südlich von Senftenberg, am Rande des Lausitzer Braunkohlenreviers, sind sehr reine Quarzsande ausgebildet, die als
GLASSANDE VON HOHENBOCKA
überregional bekannt geworden sind.
Sie wurden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Gruben um die Orte Guteborn, Hohenbocka und Hosena, bei Leippe und Lauta sowie südlich von Wiednitz abgebaut, und bildeten schon bald einen begehrten Rohstoff für die im Aufblühen begriffene Lausitzer Glasindustrie.
Die Glassandlagerstätten lagen fast ausschließlich im Bereich einer eiszeitlichen Endmoräne, deren Kern heute die sogenannte
HOHENBOCKAER HOCHFLÄCHE bildet.
Die Lagerstätten ordneten sich, wie auf der Karte zu sehen, perlenschnurartig auf einer Länge von etwa 12 km vom Koschenberg über Hohenbocka bis nach Guteborn an.
Anfänglich wurden die
SANDE in den umliegenden Dörfern als
SCHEUERSAND für die Stuben verwendet, eine Sitte, die sich auch später noch lange Zeit in den Glasmacherhaushalten hielt.
Bald wurde aber ihre hervorragende Eignung für die Herstellung farbloser
GLÄSER erkannt, da sie in rohstofflicher Hinsicht völlig neue Voraussetzungen für die Glasherstellung boten, vor allem von farblosen und optischen Gläsern.
Der erste Vertrag über den Abbau von Glassanden ist mit dem 23. September 1857 datiert. Ab Mitte der 70-er Jahre des 19. Jahrhunderts erlebte er einen raschen Aufschwung. Es entwickelten sich zwischen Guteborn, Hohenbocka und dem Koschenberg zahlreiche Glassandgruben und weitere Gewinnungsunternehmen.
Für 1874 ist der erste Aufschluss einer Glassandgrube bei Hohenbocka belegt.
1875 wurde bei Johannisthal eine Glashütte errichtet, die erste Hütte, die in der Hohenbockaer Lagerstättenregion ihren Betrieb aufnahm. 1876 wird in Hosena eine weitere Grube durch die Firma Heinrich Weichelt aufgeschlossen.
Begünstigt wurde diese Entwicklung durch den Bau der Eisenbahnstrecken Lübbenau-
Kamenz und Ruhland-Hoyerswerda, die zwischen 1872 und 1874 in Betrieb genommen wurden.
Der Bedarf an Glassanden zur Versorgung der inzwischen im weiteren Umfeld von Senftenberg und Hoyerswerda entstandenen Glashütten stieg enorm.
Der
ABBAU der Glassande begann zunächst dort, wo sie oberflächennah gut zugänglich waren. Besonders günstige Stellen dafür boten die zahlreichen eiszeitlichen Zonen, in denen die Sande bis unmittelbar an die Tagesoberfläche herausgestaucht worden waren.
Der Abbau erfolgte in den Anfangsjahren ausschließlich manuell. In Schubkarren oder in Säcke gefüllt fuhr man den Sand zum
BAHNHOF HOHENBOCKA.
Teilweise lieferte man den Sand auch mit Pferdefuhrwerken direkt zu den näher gelegenen
GLASHÜTTEN, von denen die folgenden nach ihrer Gründung einen hohen Bekanntheitsgrad erlangten:
1863 Emilienhütte bei Särchen (1872 in Annahütte umbenannt)
1863 Glashütte Bernsdorf
1869 Alma~ & Magdalenenhütte in Großräschen
1866 Glashütte Haidemühl
1883 Glashütte Gebrüder Seidensticker in Senftenberg
1892 Glashütte Mansuet Eibenstein in Hosena
In den Anfangsjahren erfolgte noch keine Aufbereitung der Sande. Man baute nur die besten Sandqualitäten ab. Die Legende erzählt, dass man bei der
HANDGEWINNUNG Kupfer- oder Messingschaufeln und hölzerne Schiebekarren verwendet habe, um ja keine färbenden Eisenbestandteile in die Sande kommen zu lassen.
Der
HOHENBOCKAER GLASSAND wurde bald weltbekannt, so dass er zur Herstellung farbloser Gläser Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur bis ins Erzgebirge und Böhmen, sondern sogar weithin nach Russland, Polen Ungarn und selbst über das Meer nach Nordamerika versandt wurde.
Eine Besonderheit stellen die
VERKIESELTEN GLASSANDE
dar, die an zahlreichen Stellen zwischen Guteborn und Hohenbocka anzutreffen sind.
In der Glassandgrube „Heinrichsschacht“, etwa 1 km westlich von Hohenbocka,
bilden sie eine bizarre Felsengruppe, die sogenannte „Hohenbockaer Schweiz“,
im Volksmund als
>BUCK'SCHE SCHWEIZ< bekannt,
die seit 1981 als Flächennaturdenkmal eingestuft ist.
Es wird wohl kaum jemanden in unserer Region geben,
der während seiner Schulzeit dieses Terrain
nicht auf einer Klassenwanderfahrt per Drahtesel erkundete, sich einen Rundblick vom 28 m hohen Aussichtsturm gönnte, ein kleines Geländespiel veranstaltete und abschließend seine Initialen in das weiche Kieselgestein ritzte...

[Quelle: Pressglas-Korrespondenz 2004]