Neues 261 - 2017-01-15

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Matthias
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Neues 261 - 2017-01-15

Beitragvon Matthias » So 15. Jan 2017, 12:58

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Harald
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Re: Neues 261 - 2017-01-15

Beitragvon Harald » So 15. Jan 2017, 17:44

HEIMATGESCHICHTE NICHT ISOLIERT BETRACHTEN

Die eingangs vom Administrator getroffene Feststellung, dass
"es bezüglich historischem Originalmaterial in der Chronikstube Sedlitz sehr schlecht bestellt ist",
trifft wohl so oder ähnlich auf alle händeringend Material suchenden Personen und Gruppen zu, die sich mit der Heimatgeschichte befassen. Immer mehr Menschen verspüren neuerdings den Wunsch, das Leben ihrer Vorfahren zu erforschen, was sich in der deutlichen Zunahme von Heimat~ und Geschichtsvereinen manifestiert.
Nicht nur in den ländlichen Gemeinden schließen sich interessierte Personen zusammen, um sich der Erforschung, Dokumentation und Bewahrung der dörflichen Historie zu widmen. Auch die Senftenberger Heimatforscher streben nach einem gescheiterten >BEIRAT FÜR HEIMATGESCHICHTE< eine Neubelebung mit dem >VEREIN FÜR HEIMATPFLEGE 1909 e.V.< an, um die städtische Vergangenheit in Wort & Bild festzuhalten.
Nun ist aber HEIMATFORSCHUNG beileibe kein >antiquierter Kram< für einige nostalgisch angehauchte Sonderlinge, sondern eine echte Herausforderung, der sich alle Heimatkundler bewusst sein sollten.
Leider hapert es noch an der KOOPERATION und dem informellen DATENAUSTAUSCH. Mit Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten, die sich durch die digitale Computerwelt eröffnen und die meisten inzwischen über Internet verfügen, bietet es sich geradezu an, dass man miteinander korrespondiert, Daten austauscht und somit "historische Wissenslücken" problemlos schließt.

Ich denke, dass unsere WEBSEITE diesbezüglich der absolute Vorreiter ist, denn sowohl die Vorstellung der POSTKARTEN mit Einführungstext, als auch meine KOMMENTARE bieten historische Fakten an, die wir nach zeitaufwändiger Recherche & Aufbereitung allen Interessierten vorbehaltlos zur Verfügung stellen.
Leider hüten manche "Kollegen" ihre Dokumentationsschätze wie einen "heiligen Gral", zu dem es nur schwer, meist überhaupt keinen Zugang gibt...


Nun aber zum THEMA:

Volksschule Sedlitz 1938_resize.jpg

Wie aufschlussreich und überaus wertvoll für die Forschungsarbeit allein schon der >SENFTENBERGER ANZEIGER< und seine "Schwester", die >ELSTERCHRONIK< sind, soll nun an den MITTEILUNGEN & BERICHTEN zur SCHULEINWEIHUNG
bewiesen werden. Die Postkarte wurde übrigens 1938 verschickt:

17.08.1928 GEMEINDEVERTRETERSITZUNG

"Dienstag abend fand im Gasthaus Zahn eine Sitzung der Gemeindevertretung statt, die trotz der Wichtigkeit der Tagesordnung nur von 14 Mitgliedern besucht war. Folgende Beschlüsse wurden gefaßt: ...
(4) Die Erd~ und Maurerarbeiten für den SCHULBAU wurden vergeben. Es lagen mehrere Angebote vor, die sich zwischen 33.010,84 RM. und 45.96,68 RM. bewegten. Bei einem noch höheren Angebot war das Material einbegriffen. Nach sehr langen Verhandlungen erhielt
der hiesige Maurermeister S c h u l z e den Zuschlag für 39.000 RM."

22.04.1930 GEMEINDEVERTRETERSITZUNG

"Im Vereinszimmer von Semch tagte kürzlich die Gemeindevertretung.
Alle Vertreter nahmen an der Sitzung teil, die kurz nach 20 Uhr vom Gemeindevorsteher Vogel eröffnet wurde...

Punkt 5: SCHULEINWEIHUNG
Die Einweihung findet am 23.04. vormittags ½12 Uhr statt. An dieser Feier werden u.a. Vertreter der Regierung, die Gemeindevertretung, das Lehrerkollegium, der Schulvorstand und die Schuldeputation, der Elternbeirat, ein Vertreter der Ilse, Bergbau AG. und die Handwerksmeister, die den Bau ausgeführt haben, teilnehmen.
Nach dem abgelaufenen Programm findet anschließend für die geladenen Gäste eine Besichtigung der Schule statt.
Die Kosten für die Feier sind in hochherziger Weise gestiftet worden.
Am folgenden Tage, bei der EINSCHULUNG, ist für die Kinder eine kleine Kaffeetafel gedacht. Die dadurch entstehenden Kosten von zirka 100 RM. wurden einstimmig bewilligt.
Um jedem einzelnen die Möglichkeit zu geben, die Schule zu besichtigen, wird diese am Sonntag nach der Einweihung von nachmittags 2 Uhr geöffnet sein."

elsterchronik_resize.jpg

"Bei strahlendem Wetter fand heute die EINWEIHUNG der neuen Schule statt. Die Ehrengäste, die Gemeindevertretung und Schuldeputation, der Elternbeirat und alle am Bau sonst Beteiligten versammelten sich gegen ½12 Uhr vor dem festlich geschmückten Gebäude. Architekt V o g e l, der Erbauer des Hauses, überbrachte die Grüße des Handwerks und gab seiner ganz besonderen Freude Ausdruck, daß fast alle Arbeiten von einheimischen Handwerkern ausgeführt werden konnten. Er übergab den Schlüssel zu Gebäude dem Schulleiter Rektor H o m a n n. Dieser dankte zunächst dem Architekten für seine mühevolle und so wunderbare Leistung, richtete Dankesworte an das Handwerk und versprach für sich und das Lehrerkollegium, im Geiste Pestalozzis in dieser Schule zu wirken.
Die Festversammlung begab sich daraufhin in den Zeichensaal, wo der eigentliche Weiheakt stattfand.
Nach gelungenen Vorträgen des Koar'schen Streichquartetts und einem Kinderchor griff Rektor Homann zu seiner Begrüßungsansprache:
Er begrüßte als Vertreter der Frankfurter Regierung Herrn Oberregierungs~ und Schulrat Padderatz, dem für seine fortgesetzte Mühe für das Zustandekommen des Werkes besonderer Dank gebührt.
Er hieß ferner willkommen Herrn Regierungsbaumeister Schulz aus Luckau, Herrn Regierungsassessor Beringer-Calau, Herrn Superintendent Lehnerdt und Pastor Petrick-Senftenberg, Herrn Pfarrer von Thessen und Herrn Kaplan Kurz-Senftenberg, den ehemaligen Leiter der Sedlitzer Schule, Herrn Rektor Liebelt-Altdöbern, den Schularzt Herrn Doktor Kunz, den früheren Gemeindevorsteher Herrn Miersch und den jetzigen Gemeindevorsteher Herrn Vogek, die beide mit anerkennungswertem Interesse den Bau gefördert haben, die Schuldeputation, Gemeindevertretung, den Elternbeirat und alle übrigen Gäste.
Die innere Ausgestaltung der Schule trägt den Gedanken der ARBEITSSCHULE und der GEMEINSCHAFTSERZIEHUNG Rechnung. Jede Uebermodernität, aber auch jede Ueberalterung sollen vermieden werden, Fröbels Losung ist auch die des Lehrerkollegiums:
>Laßt uns unsern Kindern leben<.
Nach einem von dem Schüler Spiegel vorgetragenen Prolog ergriff Oberregierungsrat
P a d d e r a t z das Wort zur WEIHEREDE.
Er knüpfte an an das Wort auf Herders Grabstein in Weimar
>Licht, Liebe, Leben<. Licht weckt Freude, Liebe weckt Ehrfurcht, Leben drängt zur Arbeit am Volksstaat. Findet man allzeit fröhliche Schüler, fröhliche Lehrer und den fröhlichsten Rektor, so braucht uns nicht bange zu sein, um unsere Jugend, unsere Heimat und unser Volk.
Er schloß mit einem Hoch auf den deutschen Volksstaat und die Festversammlung sang die erste Strophe des Deutschlandliedes.
Das Koar'sche Streichquartett spielte nunmehr Haydn 'Allegro con Spirito' und dann folgte die Reihe der GLÜCKWÜNSCHE:

Herr Regierungsassessor Dr. B e r i n g e r betonte, daß der Kreis Calau ein besonderes Interesse an modernen Schulbauten hat, weil er der Auffassung ist, daß diese Ausgaben durchaus produktiv sind. Er spricht den Wunsch aus, daß die Kinder in dieser Schule zu wahren Staatsbürgern der Weimarer Verfassung erzogen werden.
Herr Schulrat S c h m i d t gibt seiner ganz besonderen Freude über das nun vollendete Werk Ausdruck. Der Sinn seines Glückwunsches ist, daß in dieser Schule im Geiste moderner Pädagogik für die Wissenschaft und die Bedürfnisse des täglichen Lebens gearbeitet werden möge und daß im Geiste moderner Erziehung Persönlichkeiten herangebildet werden, die sich selbst treu sind und sich in der Treue an der Arbeit vermehren.
Herr Superintendent L e h n e r d t überbringt den Gruß der Kirche und des Kirchenkreises an die Schule und an die Gemeinde Sedlitz, er betont, daß Schule und Kirche historisch und auch heute in ihrer Arbeit eng zusammenhängen und gibt als Geleitwort: >An Gottes Segen ist alles gelegen.<
Herr Pastor P e t r i c k geht auf seine Verbundenheit mit der Gemeinde Sedlitz und ihrem Schulleben ein. Seit 30 Jahren hat er die Entwicklung verfolgen dürfen und für ihn ist heute wirklich ein erhebender Tag.
Herr Pfarrer von T h e s s e n überbringt die Grüße und Glückwünsche der katholischen Kirchengemeinde und betont insbesondere, daß die Zusammensetzung des Lehrerkollegiums in Sedlitz ihm die Gewähr dafür gibt, daß der wahre und echte Geist in diesem Hause walten wird.
Herr Gemeindevorsteher V o g e l schließt sich für die Gemeinde Sedlitz den Grüßen und dem Dank der Vorredner an, er bringt zum Ausdruck, daß die Republik ihren Bürgern nicht nur vermehrte Rechte gegeben hat, sondern auch erhöhte Verantwortung und verstärkte Pflichten.
Die Gemeinde Sedlitz will, daß die Kinder zu aufrechten Bürgern dieses Volksstaats erzogen werden, die in der Arbeit für ihn ihr Lebensziel erblicken.

Mit einem kurzen Wort des Schulleiters und dem gemeinsamen Gesang der dritten Strophe des Deutschlandliedes schloß die eindrucksvolle Feier, an die sich ein Rundgang durch das Schulgebäude anschloß."

Ich habe heute in weiser Voraussicht den Artikel über die EINWEIHUNGSFEIERLICHKEITEN ungekürzt & lückenlos zitiert, weil es sicherlich für die Sedlitzer Heimatforscher interessant ist, WER die REDEN hielt, die GEDICHTE aufsagte, die MUSIK spielte, die GLÜCKWÜNSCHE überbrachte, und so weiter...
Im Jahre 1968 war aus der VOLKSSCHULE längst eine POLYTECHNISCHE OBERSCHULE geworden, an die sich sicher noch viele Sedlitzer (gern) erinnern...

POS Sedlitz_resize.jpg

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Harald
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Re: Neues 261 - 2017-01-15

Beitragvon Harald » Mo 16. Jan 2017, 10:17

Schule Sedlitz 3_resize.jpg
Der Vollständigkeit halber würdige ich natürlich separat auch die
EINWEIHUNG DER EVANGELISCHEN SCHULE IN Sedlitz am 11.10.1901,
und zwar mit bildlicher Darstellung des Gebäudes (inklusive der Gedenktafel an der Giebelseite im Original & restauriert) sowie des Faksimiles eines Berichts aus dem >Senftenberger Anzeiger<, der verhältnismäßig bescheiden ausfiel.

Einweihung Schule 1901.jpg


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