Einmal im Jahr geht es drunter und drüber,
denn einmal im Jahr sind wir alle verrückt.
Und dann wird man geküsst und küsst immer wieder,
man schunkelt, man lacht und sagt ganz entzückt:
"Du darfst mich lieben für drei tolle Tage,
du musst mich küssen, das ist deine Pflicht !
Du kannst mir alles, alles Schöne sagen,
nur nach dem Namen frag' mich bitte, bitte nicht !"
FASTNACHT
ist der dem Aschermittwoch vorhergehende Dienstag, der schon im Mittelalter gern mit Schmaus, Spiel, Tanz und Mummenschanz besonders festlich begangen wurde; zur Schadloshaltung für den in der Fastenzeit geforderten Verzicht auf weltliche Vergnügungen.
Heute bedeutet
FASTNACHT für viele den Abschluss einer Zeit oft schrankenloser Lustbarkeit.
Die
FASTNACHTSZEIT wurde von jeher von
MASKENBÄLLEN oder ähnlichen Lustbarkeiten bestimmt. Vielerorts wurden solche auch als
KOSTÜMBALL oder
KOSTÜMFEST propagiert, d.h. alle Gäste erschienen je nach Vorgabe entweder vollständig kostümiert oder lediglich maskiert, aber in Abendkleid und Frack.
Gelegentlich waren auch unmaskierte Gäste als "Zaungäste" zugelassen, die allerdings meist einen höheren Eintrittspreis zahlen mussten.
Man verkleidete sich, um unerkannt neue Bekanntschaften zu knüpfen.
Neben den gediegenen
MASKENBÄLLEN der >geschlossenen Gesellschaft< veranstaltete man auch allgemeine
VOLKSMASKENBÄLLE, die vorzugsweise von Arbeitern und Personen der dienenden Klasse besucht wurden. Die weiblichen Masken suchten sich dabei gern Herren aus und ließen sich von diesen an das Büffet führen und bewirten. Dieser Brauch scheint sich bis in die Gegenwart erhalten zu haben. Dabei warnte man schon 1876 recht bildreich vor den >Gefahren der Faschingslust<:
"Der MASKENBALL ist ein Tummelplatz der Faschingslust und des prickelnden Witzes, ein keckes Stelldichein verborgener Liebe, wo mit üppigen Worten getändelt und mit gefährlichen Geheimnissen gespielt wird.
Hinter den SCHWARZEN MASKEN verbergen sich brennende Sinne, verlangende Augen, auf den Zungen Scherzworte und lüsternes Geflüster, nebenher stille Winke, verstohlener Händedruck - alles bunt durcheinander in phantastischen Farben, kichernd, lachend, lärmend, alles sinnlich aufgeregt und im hellen Rausch der Freuden..."
Eine detailreiche Schilderung der
MASKENBÄLLE im Allgemeinen & Besonderen lieferte der >Senftenberger Anzeiger< im Februar 1925:
MASKERADE
"Abenteuerliche Gestalten schleichen jetzt allabendlich durch die Straßen. Ritter in klirrenden Rüstungen, holde Frauen in Gretchentracht, Mephistos, Zigeunerinnen, Mönche, Bürgergardisten aus der guten alten Zeit, Pierrots, Blumenmädchen, feurige Spanierinnen, Toreros, Indianer, Wildwestmädchen, Cowboys und hundert andere.
Ganz gruselig wird dem einsamen Passanten, dem dergleichen Spuk begegnet, bis ihm einfällt, daß wir ja jetzt allmählich in die Zeit der Masken und Bälle hineinkommen.
Und welch' reiche Auswahl gibt es da !
Presseball, Filmball, Kunstgewerbeball, Malerball, Lumpenball, Bö-Bu-Ba (auf deutsch: Böser Bubenball), Ball der Vereinigten Schornsteinfeger, der Vegetarianer, der Hebammen.
Die Liste ist nicht abzusehen. Aber schön sind sie doch, alle, alle, alle diese
MASKENBÄLLE
Da wogt und walzt und steppt die bunte Menge der MASKEN, Dominos, Smokings, Fräcke und Gesellschaftskleider durcheinander. Lockend, werbend, hinreißend tönt unermüdlich die Musik. Tanzeifer, Freude und mitunter auch der Alkohol lassen die Gesichter wie dunkelrote Rosen blühen. Wer Magenfreude und edle Flüssigkeiten liebt, der drängt ans Buffet oder sitzt in fröhlicher Tafelrunde.
Und durch den ganzen Raum spinnen unsichtbare Fäden von Mensch zu Mensch. Fäden der Zuneigung, der Freundschaft, der Liebe, aber auch der Eifersucht, der Abneigung, mitunter des Hasses.
>Frühmorgens, wenn die Hähne krähn<, gewöhnlich aber noch viel später, endet das Treiben. Nach allen Richtungen schwirren die Paare und Gruppen auseinander, die einen eng aneinander geschmiegt, die andern mit ostentativen Abstand, manche schon mit einem riesigen Kater belastet, andere noch in fröhlichster Rauschlaune.
Im leer gewordenen Saal aber fegen die Scheuerfrauen zusammen, was übrig blieb vom Glanz und Flitter einer fröhlichen Nacht in derZEIT DER MASKEN & BÄLLE."
Eigentlich gönnt sich diese Zeit ja keine Pause, denn ein weiser Mann konstatierte einmal:
"Das Leben ist wie ein Maskenball,
keiner zeigt sein wahres Gesicht..."
Er hat's voll erfasst...
