Ein denkwürdiges Jubiläum beschert uns das Jahr 2017, nämlich:
110 JAHRE >HEIMATSMUSEUM SENFTENBERG<
Alles begann am 3. Oktober 1907, als man in der an diesem Tag anberaumten Stadtverordnetensitzung den Punkt 5 der Tagesordnung aufrief:
„Beim Magistrat war seitens des
Herrn Lehrer M i n g a u die Ueberlassung des historischen
PULVERTURMES auf dem Schloßwall zur Benutzung für Sammlungen von Altertümern, welche auf die Geschichte hiesiger Stadt Bezug haben, beantragt und sympathisch aufgenommen worden.
Auch Kollegium erkennt dies an und tritt dem Beschlusse des Magistrats genehmigend bei.“
Bereits zwei Wochen später, am 18. Oktober 1907, wurden der Senftenberger Bürgerschaft im >Senftenberger Anzeiger< die Beweggründe zur Schaffung eines „HEIMATSMUSEUMS“
(damals noch mit eingefügtem „S“ geschrieben) dargelegt:
„Rastlos schnell eilt unsere Zeit dahin, fortwährende Aenderungen schaffend, Altes verwerfend, Neues wirkend. Das
ALTE, oft
SCHÖNE, verschwindet, kommt aus der Mode, um nach Jahrzehnten wieder ans Tageslicht gezogen zu werden…
Wäre es nicht dankbar, planmäßig daran zu gehen, hier in Senftenberg eine SAMMLUNG zu schaffen, wie es an vielen Orten schon geschehen ist?
Cottbus, Lübbenau, Forst, Guben besitzen bereits
MUSEEN für Altertümer – HEIMATSMUSEEN.
Senftenberg mit seiner wechselvollen Geschichte, seinem veränderten Erwerbsleben, seiner an kulturhistorischen Objekten reichen Umgebung hat noch kein derartiges Institut. So manches
VOLKSALTERTUM könnte der Vergessenheit entrissen und für unseren Ort erhalten geblieben sein, das von umherschwärmenden Händlern leider fortgeschleppt worden ist.
Aber trotzdem ist unsere Stadt und Umgebung nicht so abgegrast, daß nichts mehr zu finden wäre…Es muß und wird auch bei uns dahin kommen, daß, wenn sich jemand solcher
SAMMLUNGSGEGENSTÄNDE entäußert, er sie lieber im
HEIMATSMUSEUM pietätvoll aufbewahrt wissen will, als daß sie in die Hände der Antiquitätenhändler kommen…
Gleichzeitig wurde offenbart, was wohl einem derartigen MUSEUM vonseiten der Bevölkerung überwiesen werden könnte. Die Auflistung der Objekte kann auch heute noch als Fingerzeig für schon be~ bzw. noch entstehende HEIMATSTUBEN dienen:
Natürlich war man sich dessen bewusst, dass (1) die lange Reihe sammelnswerter Objekte damit noch lange nicht erschöpft wäre und (2) ein verantwortungsvoll handelndes Gremium vonnöten sein wird.
Man einigte sich darauf, dass sich „ein demnächst ins Leben zu rufender >GESCHICHTSVEREIN< die PFLEGE des neuen MUSEUMS besonders angelegen sein lassen soll.“
Dass es hierfür allerdings noch zwei volle Jahre dauern sollte, war wohl nicht abzusehen. Nichtsdestotrotz wurden aber schon bald darauf erste nennenswerte archäologische Fundstücke auf dem SCHLOSSPARKGELÄNDE und in RAUNO geborgen:5. August 1908
„Bei den jetzt vom Vorstand des hiesigen
>VERSCHÖNERUNGS-VEREINS< auf dem sumpfigen Terrain neben dem nördlichen
SCHLOSSWALL in der Nähe des sog. ‚Ausfalls‘ behufs neuer Parkananlagen vorgenommenen
ERDARBEITEN sind eine Anzahl
ALTERTÜMLICHE FUNDSTÜCKE an das Tageslicht befördert worden.
So wurde eine gut erhaltene dolchähnliche Waffe, ein Säbel, ein Hakenspieß, eine Streitaxt mit eisernem Stiel, verschiedene alte Gefäße aus Stein und Ton, auch gut erhaltene eichene Pfähle etc. gefunden.
Aus welcher Zeit die Gegenstände stammen, bedarf noch sachkundiger Feststellung; jedenfalls würden dieselben eine erwünschte Bereicherung des vor kurzem durch Herrn Lehrer Mingau begründeten städtischen
ALTERTUMS-MUSEUMS bilden.“
11. November 1908
„Unser kleines
ALTERTUMS-MUSEUM, das im
PULVERTURM auf dem Schloßwall untergebracht ist, hat eine wertvolle Bereicherung erfahren.
Von
Herrn Kantor P a u l i t z in Rauno sind der Sammlung ca. 15 Urnen überwiesen worden. Diese prähistorischen Objekte, sämtlich in der Nähe von Rauno gefunden, sind Zeugen einer Zeit vor 2000 Jahren. Mit Ehrfurcht betrachten wir die Gefäße, die zum Teil noch Aschen~ und Knochenreste alter Semnonen enthalten. Bewundernswert ist die Kunstfertigkeit, die jene Gegenstände ohne die heutigen Hilfsmittel nur mit der Hand geformt hat.
Auch die vor einigen Monaten bei Arbeiten des Verschönerungs-Vereins im Sumpf des Schloßwallgrabens gefundenen alten Waffen und Gefäße, die auf ein Alter von etwa 200 Jahren geschätzt werden, sind sehenswert. Möchten sich mehr für das allgemeine Interesse begeisterte Personen finden, die
ALTERTUMSGEGENSTÄNDE dem heimischen Museum zuführen. Besichtigung ist gern gestattet. Die Verwaltung hat z.Z. Herr Lehrer Mingau.“
Am 2. November 1909 war es dann endlich soweit:„Am gestrigen Tage fand in R. Gutmann‘s Vereinssaal die Gründung eines
>GESCHICHTSVEREINS< von Senftenberg und Umgebung statt.
Dieser Verein, der sich die Pflege der heimatlichen Geschichte angelegen sein lassen will, soll im Bunde mit dem
HEIMATSMUSEUM die Liebe zur Heimat und ihren alten Schätzen erwecken und pflegen…
Während sonst jeder prähistorische Fund dem Märkischen Museum in Berlin zugeführt wurde, geht das Streben jetzt dahin, der
HEIMATSAMMLUNG zu erhalten, was aus der
HEIMAT stammt.
Das
ORTSMUSEUM hat nicht weniger Daseinsberechtigung als das
PROVINZIALMUSEUM, wo Hunderte ja Tausende derselben Formen in Kellerungen lagern und vermodern…
Dem neuen
VEREIN traten sofort 25 Herren als Mitglieder bei.
Den Vorstand bilden die Herren:
Dr. Klomp, Rendant Jurisch, Lehrer Mingau, Direktor Schmidt, Hauptlehrer Paulitz-Rauno, Rendant Schiemenz.
Jeder derselben nimmt gern weitere Anmeldungen entgegen.
Der jährliche Vereinsbetrag ist auf 2 Mark festgesetzt.“
Schon in kurzer Zeit gehörte eine beachtliche Sammlung heimatkundlicher Sachzeugen zum Bestand dieser kulturhistorischen Einrichtung,
die anfänglich als HEIMATSMUSEUM,
ab 1945 als KREISMUSEUM,
nach der Wende als HEIMATMUSEUM
und heute als MUSEUM SCHLOSS & FESTUNG SENFTENBERG
ihr ununterbrochenes Domizil innerhalb der Festungsanlage hat.
Besonders erwähnenswert ist die reiche Sammlung regionaler urgeschichtlicher Exponate.
Übrigens:
Gegenwärtig laden im Schloss spannende Ausstellungen zu einer Zeitreise durch die Geschichte von Stadt, Land und Industrie in Senftenberg und der Lausitz, sowie diverse Sonderausstellungen ein. Entdecken Sie die älteste Feuerwehr Senftenbergs, eine sorbische Bauernstube, kostbares Kircheninventar oder die größte Weinpresse der Region!
Ein BESUCH lohnt sich zu jeder Jahreszeit – und nicht nur bei schlechtem Wetter!
