Allen Senftenbergern, die sich auf eine gute Ortskenntnis berufen und dennoch die Gebäude haben nicht lokalisieren können, sei gesagt:
auch ich habe es nicht gepackt!
Dazu hätten wir uns vielleicht zu einer „Stadt-Tour“ auf das Fahrrad schwingen und gezielt danach Ausschau halten müssen. Dabei wäre uns bei der Suche ganz sicher auch die verschiedenartige Bebauung der
SENFTENBERGER STADTTEILE ins Auge gefallen,
deren geschichtlichen Hintergrund uns Dr. RUDOLF LEHMANN im Jahre 1919 im >Senftenberger Anzeiger< in seiner Betrachtung zur
ENTWICKLUNGSGESCHICHTE & ANLAGE
DER STADT SENFTENBERG
aufzeigt:„Die Anfänge
SENFTENBERGS liegen im völligen Dunkel.
Urkundlich wird der Name zum ersten Male 1290 erwähnt
(Weimar, Sachs. Ernest. Gesamtarchiv Nr. 4787)
Wie die meisten Orte der Niederlausitz wird sich auch
SENFTENBERG im Laufe des 13. Jahrhunderts und unter dem Schutze der Burg zur
STADT entwickelt haben. Von deutschen Kolonisten, die ins
WENDENLAND kamen, wurde die Stadt planmäßig angelegt,
an einem
STRASSENZUG, der in späteren Jahrhunderten von großer Bedeutung für unser Gemeinwesen wurde, an der sog.
LÜNEBURGER LANDSTRASSE, die hauptsächlich den Verkehr von Schlesien und der Oberlausitz nach Magdeburg, Lüneburg, Hamburg und zurück vermittelte. Diese Straße durchquerte den Ort in der Richtung von SO nach NW, ging also durchs
SCHLOSSTOR, die
SCHLOSSSTRASSE hinauf, am
MARKT vorüber, die
KREUZSTRASSE hinab, durchs
KREUZTOR.
Irgendwelche Anlage~ und Bebauungspläne der Stadt aus den Jahrhunderten des Mittelalters sind selbstverständlich nicht vorhanden.
Man kann aber aus dem modernen
STADTPLAN (1910) bei aufmerksamer Prüfung noch die verschiedenen
ENTWICKLUNGSSTUFEN
der BAULICHEN ANLAGE DER STADT
erkennen.
Es sind im ganzen etwa 4 zu unterscheiden:
Zunächst wurde der
MARKT abgesteckt. An seinen südlichen Ecken mündet je eine
HAUPT~ & NEBENGASSE ein –
KREUZ~ & SCHMIEDESTRASSE und
SCHLOSS~ & RATHAUSSTRASSE. An der einen nördlichen Ecke mündet heute die
BAHNHOFSTRASSE ein, vielleicht die frühere
FISCHERGASSE, die nur bis an die
STORCHELSTER führte.
An der anderen nördlichen
MARKTECKE führte ein Durchgang zum
KIRCHPLATZ. Am
MARKT und zwischen diesen
5 STRASSEN entwickelte sich die
ÄLTESTE STADT.
Sie enthielt also 6 HÄUSERBLOCKS mit meist langen, schmalen Grundstücken, zusammen etwa 80. Nehmen wir wir für jedes durchschnittlich 5 – 6 Bewohner an, so läßt sich die
ZAHL DER EINWOHNER Senftenbergs für die Zeit etwa des 13./14. Jahrhunderts auf 400 bis 480 berechnen.
Allmählich vergrößerte sich diese ursprüngliche Anlage und erhielt, da sie wohl gegen Ausgang des Mittelalters ummauert wurde, eine
RINGFÖRMIGE GESTALT. Die kreisförmig um die Stadt laufende
BEFESTIGUNG wurde ja deswegen, wo es anging, gewählt, weil sie für die Verteidigung am günstigsten war. Die
GRENZEN dieser
ERWEITERTEN STADT werden bezeichnet durch die
RITTER~, BURGLEHN~, TÖPFER~ & SALZMARKTSTRASSE.
Dieser Raum enthält ungefähr 150 Grundstücke, also 750 bis 900 Einwohner. Aus alten Akten läßt sich fast die gleiche Einwohnerzahl für das 16. Jahrhundert berechnen.
Mithin wird
SENFTENBERG in der Zeit der
REFORMATION die vorerwähnte Größe der Anlage gehabt haben.
Selbstverständlich werden auch außerhalb dieses Bereichs etliche Häuser gestanden haben.
In der Folgezeit bis zum großen Kriege erweiterte sich die Stadt über den Kreis hinaus bis an die natürlichen Grenzen, die in WN und O Wasserarme, die früher breiter waren, im S der
KLEINE SCHLOSSTEICH, der sich von der
DRESDENER STRASSE bis an die
WOLSCHINKA erstreckt, (vergl. die alte Bezeichnung
>MEIERS TEICH – NEUMARKT<) bildeten. Die Benennung
>AM WALL< erinnert heute noch an die alte
STADTGRENZE.
Dies ist also das
3. ENTWICKLUNGSSTADIUM der Stadtanlage mit annähernd 200 Grundstücken und ungefähr 1000 bis 1200 Bewohnern.
Die Zahlen können nur ganz roh gegeben werden, sie gewähren aber doch beim Fehlen älterer Einwohnerverzeichnisse eine gewisse Anschaulichkeit und entsprechen durchaus den Zahlen, die für ähnliche Städte in gleicher Zeit aufgestellt werden können.
Im 19. Jahrhundert tritt dann
SENFTENBERG in die
4. ENTWICKLUNGSSTUFE ein; es sprengte die alten engen Grenzen und dehnte sich nach allen Seiten aus, hauptsächlich aber nach N, sodaß die
HAUPTVERKEHRSADER der Stadt nicht mehr die von SO nach NW gerichtete
SCHLOSS~ & KREUZSTRASSE bildet, sondern im Zusammenhang mit der politischen Entwicklung, welche die preußisch gewordene Stadt nach Berlin wies, die ungefähr von S nach N laufende
BAHNHOFSTRASSE.“
Dass die Meinungen der einheimischen Bevölkerung über das Aussehen und die Zweckmäßigkeit einzelner GEBÄUDE weit auseinanderdriften, ist nicht neu.
Schon 1921 beklagte der Architekt V o g e l , dass SENFTENBERG eine „an baulich wertvollen Gebäuden und landschaftlichen Schönheiten arme Stadt“ sei und benannte konkret „das ehrwürdige Gotteshaus am Markt mit dem freilich nicht passenden Turm in Zuckerhutform“. Bemerkenswert fand er allerdings „die Torbogen der drei nordwärts gelegenen Häuser, die teilweise in ihren Fluren noch altertümliche Kreuzgewölbe zeigen“ (was uns ja kürzlich am Haus Markt 15 nochmals vor Augen geführt wurde). Dagegen wetterte er wörtlich: „In häßlicher Weise freilich wird der MARKTPLATZ verunschönt durch die drei WOLKENKRATZER, die ihm das alte anheimelnde Gepräge nehmen.“
Ich hätte ja ganz gern mal seine Meinung zum "monumentalen"
GLASPALAST - RATHAUS von heute gehört ?Als kleiner
BONUS noch eine
RÄTSELAUFGABE:
Welche
BAUWERKE sind in den farbigen Kreisen des
SENFTENBERGER RELIEFS zu erkennen ?