40 JAHRE KATHOLISCHE KIRCHGEMEINDE SENFTENBERG
Die ersten
GLAUBENSBOTEN in unserer Heimatregion waren
BENEDEKTINERMÖNCHE,
die einst König Karl der Große (lebte von 768 bis 814) zur Christianisierung der Wenden geschickt hatte. Mit der Gründung des Bistum Meißen entstand hier der Mittelpunkt des katholischen Lebens in der Lausitz. Kurz vor der
REFORMATION waren allein an der
PETER & PAUL – KIRCHE in Senftenberg 20 Geistliche tätig. Nachdem sich im Jahre 1539 die Reformation in unserer Stadt endgültig durchsetzte, erlosch das katholische Leben für mehr als 300 Jahre und erst im Jahre 1871 wurde die religiöse Versorgung der Senftenberger
KATHOLIKEN wieder planmäßig aufgenommen.
Anfangs fanden allerdings nur vierteljährlich (!)
GOTTESDIENSTE statt, ab dem Jahre 1887 dann wenigstens allmonatlich einmal im
HOTEL BARANIUS. Diese waren stets gut besucht und waren auch für das Wirtschaftsleben der Stadt bedeutsam, da die auswärtigen Besucher ihre „christliche Sonntagspflicht“ gleich mit der Besorgung ihrer Einkäufe verbanden. So waren bis in die späten Abendstunden der Hof bei
BARANIUS und die angrenzenden Straßen mit Fuhrwerken aller Art besetzt und dieser lange Aufenthalt der Auswärtigen war zweifelsohne für die Senftenberger Geschäftsleute von Vorteil.
Dass die
KATHOLIKEN IN SENFTENBERG & UMGEBUNG eher eine Minderheit darstellten, geht schon allein daraus hervor, dass, obwohl fast jedes Dörfchen eine eigene Kirche besaß, nur
3 KATHOLISCHE KIRCHEN darunter waren: die Pfarrkirche Peter & Paul
in
SENFTENBERG (1) , die Bonifazius-Kirche in
SEDLITZ (2) und die Barbarakirche
in
HÖRLITZ (3) , in der ich einige Jahre als Ministrant dem damaligen Pfarrer F r o s t
„zur Hand ging“, was wohl vor allem auf die Karl-May-Bücher in der Kirchenbibliothek zurückzuführen war…Mir war allerdings rätselhaft, weshalb so viele Katholiken allsonntäglich in großer Regelmäßigkeit zum Gottesdienst kamen, obwohl zwei Drittel des gesprochenen und gesungenen Wortes in
LATEIN erklangen, was ja die wenigsten verstanden…
Dass die
KATHOLIKEN allerdings auch gern feiern, zeigte sich sehr deutlich in den
JUBILÄUMSFEIERLICHKEITEN
von denen der >Senftenberger Anzeiger< ausführlich berichtete:
DER SAMSTAG
„Der 11. Lausitzer Katholikentag und das 40jährige JUBILÄUM der hiesigen katholischen Pfarrgemeinde nahmen durch einen feierlichen EMPFANG vor dem im Schmuck eines riesigen Lichtkreuzes stehenden Gotteshause ihren Anfang…
In der dicht von Andächtigen gefüllten KIRCHE wurde anschließend Gottes Segen für das große Werk herabgefleht, wozu der Kirchenchor und das Stadtorchester eine stimmungsvolle musikalische Umrahmung boten.
Ein FACKEL~ & LAMPIONZUG durch die Calauer Straße, Karl~, Sternstraße und Spremberger Straße mit Ansprachen auf dem Kirchgrundstück, die ausklangen mit einem Glückauf auf die Stadt Senftenberg, und ein FEUERWERK beendeten den offiziellen Teil des Empfangsabends.“
DER SONNTAG
„…wurde eingeleitet durch eine feierliche MESSE.
Den Höhepunkt des Katholikentages bildete das PONTIFIKALAMT auf dem SCHLOSSHOFE…Etwa 100 VEREINE nahmen mit ihren Fahnen an dem Gottesdienst in der freien Natur teil. Im Schloßhof und auf den Wällen standen die Menschen dichtgedrängt. Während des feierlichen Amtes hallten VOLKSGESÄNGE mit Musikbegleitung zum Himmel empor und mächtig erscholl zum Schluß die LOBHYMNE >Großer Gott, wir loben dich<.“
DER FESTZUG
„Gegen 3 Uhr traten in der Nähe der PFARRKIRCHE die Organisationen zu einem riesigen FESTZUGE an. Im Festzuge mit drei MUSIKKAPELLEN (das Stadtorchester, die Bergkapelle Marga, die Stahlhelmkapelle Sedlitz mit Tambourkorps) wurden auf zwei ROLLWAGEN die originellen Nachbildungen des alten Senftenberger Kirchleins und der neuen, 1925 erbauten massiven Kirche mitgeführt.
Große Aufmerksamkeit erregten auch die drei studentischen ABORDNUNGEN im Wichs vom Kartellverband katholisch-deutscher Studentenverbindungen aus Dresden, Leipzig und Berlin.
Viele BERGNAPPEN in Uniform marschierten ebenfalls im Zuge, der auf dem Markte vor den geistlichen und weltlichen Würdenträgern auf der Tribüne vorbeimarschierte und sich durch die Kreuzstraße und Gartenstraße zum GESELLSCHAFTSHAUSE bewegte.“
FESTVERSAMMLUNG
„Der große Saal des GESELLSCHAFTSHAUSES vermochte die Teilnehmer bei weitem nicht zu fassen. Die Stadtkapelle konzertierte. Die Würdenträger wurden beim Eintritt in den SAAL mit brausenden Hochrufen empfangen. Der Cäcilienverein ließ den Lobgesang >Groß ist der Herr< erschallen. Ortspfarrer v. T e s s e n entbot in launigen Worten Willkommen den zahlreichen Festteilnehmern, insonderheit dem Reichskanzler a.D. Dr. M a r x , dem Vater der katholischen Schulorganisation, auf den er ein dreifaches Hoch ausbrachte.
Er würdigte die Bedeutung des KATHOLIKENTAGES für die Diaspora und nahm Gelegenheit, Bürgermeister L i n d e m a n n besonders zu danken für das Verständnis, das er den Belangen der katholischen Schule am Orte entgegenbringt…
Zum Schluß dankte der Reichskanzler a.D. allen Besuchern des Katholikentages für ihr Erscheinen, den Festrednern, allen, die zum Gelingen des FESTTAGES beigetragen haben, und besonders der Gemeinde Senftenberg für die freundliche Aufnahme.
Mit dem Gesang des Deutschlandliedes schloß der FESTAKT.“
Natürlich ging auch diesmal nicht alles reibungslos vonstatten, denn:
„Am Sonnabend abend mußte ein angetrunkener Mann, der in die KATHOLISCHE KIRCHE eindringen wollte, um die Andacht zu stören, in Polizeihaft genommen werden.“
„Ein schwerer VERKEHRSUNFALL ereignete sich Sonntag vormittag in der CALAUER STRASSE. Dort veranstalteten Kirchgänger einen nicht genehmigten UMZUG. Der 13-jährige Knabe Fred Rasch aus der Weinbergstraße wollte, als der Zug sich in Höhe eines Hauses der Calauer Straße befand, die Straße überqueren und wurde im gleichen Augenblick von einem hiesigen Personen-Kraftwagen erfaßt und zu Boden gerissen. Der Junge wurde von dem Führer des Wagens in das Knappschaftskrankenhaus gebracht, wo mehrere Knochenbrüche und andere Verletzungen festgestellt wurden. Nach den bisherigen Ermittlungen trifft den Wagenführer keine Schuld an dem bedauerlichen Unglücksfall.“
Hier offenbart sich die große Liebe der Senftenberger Bürger zu
FESTUMZÜGEN sehr deutlich, denen nicht einmal mehr die offiziellen
AUFZÜGE reichten und sie deshalb noch zusätzliche in eigener Regie organisierten…
Darauf ein schallendes
>DOMINUS VOBISCUM< (Der Herr sei mit euch)