Neues 294 - 2017-09-24

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Matthias
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Neues 294 - 2017-09-24

Beitragvon Matthias » Sa 23. Sep 2017, 08:44

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Klaus
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Re: Neues 294 - 2017-09-24

Beitragvon Klaus » Sa 23. Sep 2017, 17:05

Es wurde nicht nur mit Geldstrafen gebüßt.
Wer mindere Qualität lieferte, dem wurde schon mal ein Ohr abgeschnitten, wie in den Ortrander Tuchmacherartikeln zu lesen ist.:

2410 ohren abschneiden.jpg


Ja nicht einmal in der Kirche durfte man sich prügeln. Das wurde mit Naturalien bestraft:

2610 schlägerei 1685 in der kirche.jpg

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Harald
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Re: Neues 294 - 2017-09-24

Beitragvon Harald » So 24. Sep 2017, 13:02

Hufschmied_resize.jpg

Der vielfältige und anstrengende Dienst, welcher seit jeher von den PFERDEN gefordert worden ist, machte den Schutz der Füße besonders notwendig, vor allem weil diese oft auf steinigem Boden und harten, künstlichen Straßen unterwegs waren.
Ursprünglich bestand der Schutz, welchen man an den Füßen der PFERDE anbrachte, in einer Art SCHUHE, die aus Binsen~, Bast~, Stroh~ und anderen Geflechten hergestellt und zusätzlich dadurch dauerhafter gemacht wurden, dass man die untere Fläche derselben mit Sohlen aus Leder, Holz oder Metall versah.
Wahrscheinlich war der HUFBESCHLAG mittels Eisen mit Nägeln eine deutsche Erfindung, denn das bislang älteste bekannte Hufeisen wurde im Grab eines Frankenkönigs (+ 481 n.Ch.) gefunden.
Weil das PFERD als wertvollstes HAUSTIER und der HUFBESCHLAG als nützlichste Maßnahme zu dessen Fortbestand angesehen wurde, schärfte man speziell den Kindern in der Dorfschule den folgenden MERKSATZ ein:

„Kein Beruf ist im menschlichen Leben unentbehrlicher als der
HUFSCHMIED.“

Die FIBEL informierte dann über dessen BERUFSBILD:

Fibel 1828_resize.jpg

„Mit Hülfe der KOHLEN, welche der Lehrjunge durch Ziehung des BLASEBALGES in der ESSE glühend machen muß, wird das EISEN und der STAHL geschmeidig, worauf der Schmied es mit der ZANGE ergreift, und aus demselben alsdann mit dem HAMMER auf dem AMBOS Ackergeräthe, Wagenbeschläge und andere grobe Werkzeuge schmiedet.
Seine gewöhnlichsten WERKZEUGE sind verschiedene Hämmer, wovon einige bei vierzig Pfund wiegen, verschiedene Zangen, Feilen, Raspeln, Meisel.
Alle diese Werkzeuge braucht er, um Anker, Klammern, Pflugschaaren, Hauen, Beile, Aexte, Hufeisen, Schaufeln, Ketten, Radschienen, Mistgabeln und andere Dinge zu verfertigen.
Auch versteht er die Pferde zu beschlagen, und beschlägt auch Lastwagen, Bauerwagen, Kutschen, Chaisen und dergleichen mehr.“

Als Grundschüler in den 1950ern konnte ich mir in HÖRLITZ bei „Schmiede-Lehmann“ noch selbst ein Bild machen, wie es in der DORFSCHMIEDE aussieht und zugeht.
Für nachfolgende Generationen ist es nahezu aussichtslos, einem HUFBESCHLAG beizuwohnen, weil (1) stramme ACKERGÄULE äußerst selten sind und (2) grazilen RENNPFERDEN die Eisen in deren Hochsicherheits-Stall von einem „mobilen“ Beschlagschmied angepasst werden.
Allen Eltern & Großeltern empfehle ich deshalb gern das für mich
„beste unterhaltende & belehrende Bilderbuch aller Zeiten“
>ORBIS PICTUS< = Die sichtbare Welt.* (1658)
von Johann Amos Comenius, dem „Vater der Anschaulichkeit“.
Er erklärte die SCHMIEDE IN BILD & TEXT wie folgt:

orbis pictus schmied_resize.jpg

„Der Schmied (1) in der Schmiede (2) bläst das Feuer auf mit dem Blasbalg (3) den er tritt mit dem Fuß (4) also machet das Eisen glühend.
Darnach zieht er es heraus, mit der Zange (5) leget es auf den Ambos (6) und schmiedet es mit dem Hammer (7) da die Funken (8) davon springen.
Und also werden verfertigt die Nägel (9) die Hufeisen (10) die Radschienen (11) die Ketten (12) die Bleche, die Schlösser mit den Schlüsseln, Thür-Angel, u.d.g.
Das glühende Eisenwerk löschet er ab in dem Löschtrog.“

*Das Werk kann als eines der ersten multimedialen Unterrichtsmaterialien und als Vorläufer des modernen Bildlexikons angesehen werden. Die Idee Comenius’ wurde 1995 in der interaktiven Installation >Orbis Pictus Revised< wieder aufgenommen.

Abschließend noch 2 winzige Annoncen von 1889, die zeigen sollen, dass es im Laufe meiner mehrjährigen Recherche in den Jahrgängen des >Senftenberger Anzeiger“ schon mal vorkam, dass bei ca. 100.000 fotografierten Zeitungsausschnitten eben auch einige rein zufällig „abgeschnitten“ wurden, weil ich sie für „weniger wichtig“ hielt…
Das Ende vom Lied:
SCHMIEDEMEISTER FRITZ KLAUA aus JÜTTENDORF musste wohl kaum WERBUNG für seine Werkstatt machen, denn zwei~ & vierbeinige Kunden waren zeitlebens genug vorhanden, aber auf der SUCHE nach Lehrlingen bemühte er doch schon mal das Lokalblatt.
Gottlob, kann man es gerade noch entziffern… ;)

schmiedgesuch_resize.jpg


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