Neues 296 - 2017-10-08

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Matthias
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Neues 296 - 2017-10-08

Beitragvon Matthias » Sa 7. Okt 2017, 08:27

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Harald
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Re: Neues 296 - 2017-10-08

Beitragvon Harald » So 8. Okt 2017, 12:52

Denkmal 2_resize.jpg
KRIEGERDENKMÄLER

wurden zur Erinnerung und Ehrung von in Kriegen Gefallenen errichtet.
Die erste patriotische Welle zu deren Errichtung wurde nach dem „glorreichen Sieg über den Erbfeind Frankreich“ 1870/71 ausgelöst.
Vorrangige DENKMALTYPEN waren damals noch schlichte Obelisken und Findlinge, von Siegesgöttinnen, der Germania oder Heiligenfiguren gekrönt. Das EISERNE KREUZ war selbstredend allgegenwärtig und auch der ADLER als ruhmreiches Wappentier durfte nicht fehlen.
Soldaten und Waffen dienten ebenso zur Dekoration.
Es entstand eine regelrechte >Denkmalindustrie<, was sich nicht immer positiv auf die künstlerische Gestaltung auswirkte.
Die KRIEGERDENKMÄLER des Ersten Weltkrieges waren dann längst nicht mehr so überschwänglich wie ihre Vorgänger, denn in Anbetracht der vielen Kriegstoten war es nur noch in kleinen Gemeinden möglich, die Gefallenen namentlich aufzuführen. Bei den Denkmaltypen dominierten trauernde, kämpfende oder gefallene Soldaten und trauernde Hinterbliebene. Besonders eingerichtete LANDESBERATUNGSSTELLEN bemühten sich, den Denkmal-Wildwuchs vergangener Jahrzehnte einzudämmen und so wurden eindringliche MAHNUNGEN laut, die u.a. auch im >Senftenberger Anzeiger< veröffentlicht wurden:

„Die KRIEGEREHRUNGEN IN STADT UND LAND
haben neuerdings einen weiteren Impuls erhalten durch die rastlose Tätigkeit, welche die brandenburgische Provinzialberatungsstelle für Kriegerehrungen überall entfaltet hat.
Die Gemeinden sind wiederholt angewiesen worden, sich der Hilfe der Beratungsstelle zu bedienen, bevor sie an die Ausführung derartiger DENKMÄLER gehen.
Obwohl viele Gemeinden demgemäß verfahren haben, so ist doch eine verhältnismäßig recht große Anzahl von Fällen festzustellen, in denen Gemeinden auf eigene Faust, ohne die dazu berufenen Stellen anzugehen, DENKMÄLER & GEDENKZEICHEN errichtet haben…
In vielen Gemeinden ist man sich noch nicht klar darüber, daß jede – auch die kleinste – EHRUNG für unsere Gefallenen eine KÜNSTLERISCHE AUSGESTALTUNG erfahren muß, denn sie soll ja ein würdiges Gedenkzeichen unserer für das Vaterland gefallenen KRIEGER auch für die künftigen Geschlechter darstellen und auch ein Zeichen unseres künstlerischen Geschmacks sein.
Es sei daher auch an dieser Stelle auf den Wert einer gesunden und künstlerischen KRIEGERGEDÄCHTNISEHRUNG hingewiesen.
Die hierfür berufenen Stellen werden noch viel zu wenig in Anspruch genommen und oft erst dann, wenn es zu spät ist, wenn bereits ein fester PLAN für die Ausgestaltung des DENKMALS gefaßt oder seine Ausführung schon in Auftrag gegeben ist.
Hoffentlich genügt dieser Hinweis, um das Interesse an diesen Fragen zu wecken und zu fördern.
Die Gemeinden, Kirchenbehörden, Kriegervereine und Denkmalkomitees werden auch erneut darauf hingewiesen, daß jedes GEFALLENENDENKMAL luxussteuerpflichtig ist, wenn nicht die o.g. Stelle eine entsprechende freistellende Bescheinigung ausgestellt hat.“


Neben den bereits erwähnten KRIEGERDENKMÄLERN in BRIESKE-DORF und RAUNO wurde am 26.11.1922 auch ein 3m hoher und 4 t schwerer Gedenkstein in der Ortsmitte von REPPIST gegenüber der Schule aufgestellt, von dessen Einweihung unsere Lokalzeitung wie folgt berichtete:

KD Reppist_resize.jpg

„Am Sonntag, 26. November (Totensonntag), fand auch in unserer Gemeinde endlich die EINWEIHUNG DES GEDENKSTEINS für die Gefallenen des Weltkrieges 1914/18 statt. Wenn auch mancherlei Befürchtungen über den Verlauf des Festes vorhanden waren, so nahm dieses doch einen sehr schönen und ernsten Verlauf.
Das PROGRAMM der Einweihung war kurz folgendes:

- Einleitung durch den Gesang des >Männergesangvereins 1912 Reppist< Mag auch die Liebe weinen‘;
- Prolog, gesprochen von Frl. Anni Lehmann;
- Ansprache des Herrn Hauptlehrers Schwarz;
- Gesang des MGV ‚Wie sie so sanft ruhn‘;
- Weiherede des Herrn Oberpfarrer Hintersatz;
- Kranzniederlegung der Leidtragenden und Abordnungen;
- Uebergabe des Denkmals zur Pflege und zum Schutz an die Gemeinde durch Herrn Hauptlehrer Schwarz;
- Gesang des MGV ‚Dir will ich diese Lieder weihen‘

Gerade der TOTENSONNTAG war für diese FEIER wie geschaffen.
Aufgebracht wurden die ganz enormen Kosten einesteils durch Sammlungen in der Gemeinde, den noch fehlenden Betrag haben sich in hochherziger Weise die umliegenden Werke zu decken bereit erklärt.
Allen Gebern sei an dieser Stelle nochmals herzlichst gedankt.
So mag auch nun dieses Denkmal ein EHRENSTEIN für die gefallenen Helden und ein WAHRZEICHEN für kommende Geschlechter sein.“

Nachdem der Ort 1974 dem Bergbau weichen musste, wurde das DENKMAL für lange Zeit eingelagert und hat nunmehr auf dem Senftenberger Waldfriedhof seinen neuen Standort gefunden.

Auch die Gemeinde HÖRLITZ kann auf ein KRIEGERDENKMAL verweisen, das zuerst in der Nähe der alten Schule Hörlitz-Dorf, dann an der Hauptkreuzung Schipkauer Straße stand (heute auf dem örtlichen Friedhof zu finden ist), und wohl damals auch zum Spielplatz mutierte, was wiederum verständlicherweise dem ortsansässigen Kriegerverein sehr missfiel:

KD Hörlitz_resize.jpg

„Nach mühevoller Arbeit tatkräftiger Männer war es gelungen, den aus der Gemeinde HÖRLITZ im Weltkriege gefallenen Helden eine GEDÄCHTNISSTÄTTE zu errichten, dank der Mitarbeit und Unterstützung der Einwohner und der umliegenden Werke.
Leider wird heute, kaum nach einem Jahr, das DENKMAL nicht beachtet, besonders durch die Schuljugend, die in der Nähe des Denkmals ihre Belustigungen im FUSSBALLSPIEL und sonstigem SPIEL treibt.
Es ist mehrfach beobachtet worden, daß der Fußball oft in die UMZÄUNUNG des Denkmals hinüberfliegt und unter den ANLAGEN Schaden anrichtet. Besonders noch, wenn der BALL von der Jugend herausgeholt wird, wird rücksichtslos auf den Anlagen herumgetreten.
Es ist bei uns doch wohl gewiß PLATZ genug vorhanden, wo die Kinder ihre Belustigungen abhalten können; es braucht doch nicht am DENKMAL zu sein.
Die Eltern werden gebeten, künftig ihren Kindern das Spielen am Denkmal zu verbieten; sollte dies nicht der Fall sein und alle WARNUNGEN außer Acht gelassen werden, so werden in Zukunft die Eltern für den entstandenen SCHADEN haftbar gemacht werden.“

Abschließend sei noch angemerkt, dass nach dem katastrophalen Ausgang des 2. Weltkrieges lange Zeit überhaupt nicht an die Errichtung irgendwelcher MAHNMALE zu denken war. Aber die Menschen brauchten einen Ort, an dem sie ihrer Verstorbenen, Gefallenen und Vermissten gedenken können und so behalf man sich vielfach mit Erweiterungen und Zusätzen an schon vorhandenen Denkmälern, neue wurden eher in kleiner Form aufgestellt.


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