Die
ENTWÄSSERUNG eines Abbaufeldes ist aufwendig und kompliziert.
Die
BERGLEUTE, die mit dieser Arbeit beschäftigt sind, werden scherzhaft
>WASSERMÄNNER< genannt.
Lange Zeit war es eine schwere Arbeit, die unter Tage verrichtet werden musste. Sie wateten bei ihrer Arbeit durch morastigen Untergrund, oft bis zu den Knien im Wasser stehend. Später bohrte man von Übertage bis einige Meter unter das Flöz zahlreiche Löcher in die Erde, in die man Rohre mit kleinen Löchern und Schlitzen einbrachte, durch die das Wasser sickerte und sich in Filterbrunnen ansammelte. Von hier aus wurde es dann mittels kunstvoller
FÖRDERANLAGEN nach oben geleitet.
Selbige ersann u.a. ein Arzt namens
GEORGIUS AGRICOLA
der sich 33-jährig im Jahre 1527 in Joachimsthal im Erzgebirge niederließ. Er stammte aus Glauchau in Sachsen und hieß eigentlich
GEORG BAUER, aber wie es damals unter Gelehrten üblich war, hatte er seinen Namen ins Lateinische übertragen.
Durch seinen Beruf kam er mit vielen Menschen zusammen, unter denen nicht wenige Berg~ und Hüttenleute waren,
von denen er vieles über den Bergbau erfuhr.
Auch auf Wanderungen lernte er einiges kennen. Weil ihn das, was er dort sah und hörte, sehr interessierte,
schrieb er alles auf und fertigte viele Zeichnungen an. Nach und nach trug
AGRICOLA einen großen Schatz an Wissen und Erfahrung zusammen.
Darüber hinaus erfand er Neues und Besseres für die Arbeit der Berg~ & Hüttenleute.
So entstand ein dickes, in lateinischer Sprache abgefasstes Buch mit dem Titel
>DE RE METALLICA< ,
auf Deutsch: „Von den Metallen“.
Dieses Werk war das erste umfassende
LEHRBUCH über den BERGBAU und das HÜTTENWESEN, welches dazu beitrug,
vielen Menschen das Leben zu erleichtern.
AGRICOLA wurde über die Grenzen seines Heimatlandes bekannt und anerkannt und starb 1555 in Chemnitz.
1580 erschien in Frankfurt am Main eine ins Deutsche übersetzte Ausgabe als
>BERGKWERCKBUCH< ,
die ein späterer Leser als „schlecht verdeutscht“ (rechts unten weiß unterlegt) kritisierte.
Auf dem
TITELBLATT des Buches ist neben vielen anderen Themen die Rede
„Von allerley Trögen / wassergeheussen / wasserkunst / Pompen / und Rinnen / etc.“
Schauen wir uns also mal ein wenig in der
ERFINDERWERKSTATT des großen Meisters
GEORGIUS AGRICOLA um:
Die
WASSERHOLUNG geschah bis dato durch Menschenkraft mittels lederner
KÜBEL. Die
WASSERHEBER standen einer über dem anderen mit dem Rücken an der Schachtwand. Ein jeder ergriff den vollen
KÜBEL seines tiefer stehenden Gesellen und reichte ihn seinem höher stehenden hinauf. Da hierbei natürlich auch
WASSER vergossen wurde, das auf die niedriger stehenden hinunter tropfte, war diese Arbeit ebenso ungesund wie beschwerlich. Die Leute mussten öfter abgewechselt und gut bezahlt werden. Eine eigene Ordnung der
WASSERHEBER sorgte schon 1515 dafür und da sie sich ihrer Unentbehrlichkeit bewusst wurden, drohten sie ständig mit Einstellung der Arbeit, um höhere Löhne zu erpressen – bis die ersten
„WASSERKÜNSTLER“ ein
KEHRRAD bauten, das die
WASSERHEBER entbehrlich machte.
Die
FÖRDERMASCHINEN hatten verschiedene und mannigfaltige Formen, viele von ihnen waren sehr kunstreich. Sie sind erfunden worden, um das
WASSER aus der Tiefe der Erde herauszuziehen, wohin keine Stollen reichen. Die
GEFÄSSE, mit denen man Wasser zog, unterschieden sich durch den Stoff, aus dem sie hergestellt wurden. Man benutzte hölzerne
WASSERKÜBEL, WASSERSÄCKE oder ~TASCHEN aus Stierhäuten sowie
KANNEN aus Eisen~ oder Kupferblech.
Diese wurden an Haken der
FÖRDERKETTE gehängt, die um den
RUNDBAUM gewickelt war, welcher von zwei kräftigen Männern gedreht wurde und so fortlaufend das Wasser nach oben beförderten.
Später übernahmen
PFERDE und schließlich
WASSERRÄDER diese anstrengende Arbeit.
Das aus den Schächten herausgezogene Wasser wurde in
GERINNE geleitet.
Eine technische Neuerung stellten dann die ersten
KOLBENPUMPEN dar, welche, in der Bauart verschieden, in der Folgezeit immer größer und mehrteiliger wurden – und außerdem absonderliche Bezeichnungen hatten, wie z.B.
KRÜCKEL~, DRÜCKEL~ und SCHWENGELPUMPE.
Das Prinzip ist den meisten sicher noch aus Physikunterricht bzw. „Urlaub auf dem Bauernhof“ geläufig:
Wenn der Arbeiter den
GRIFF aufwärts bewegt, schiebt er die
KOLBENSTANGE nach abwärts in das
PUMPENROHR, wenn er ihn abwärts bewegt, zieht er die Stange heraus und hebt das geschöpfte Wasser bis zum
ABFLUSSROHR, durch welches es in das
GERINNE fließt.
Abschließend sei angemerkt, dass sich
AGRICOLA auch um das
„WOHLERGEHEN“ der Bergleute sorgte. So schrieb er damals:
„Es bleibt noch übrig, von den Unglücksfällen und Krankheiten der Bergleute zu sprechen und von den Mitteln, durch die sie sich vor ihnen bewahren können. Denn wir müssen größeren Wert auf die Erhaltung der Gesundheit legen, als auf den Gewinn, damit wir ungehindert mit unseren Körperkräften die Arbeit verrichten können. Von den Unglücksfällen schädigen einige die Glieder, andere befallen die Lungen, andere die Augen, einige endlich töten die Menschen…“
…und die
>WASSERMÄNNER< betreffend:
„Das Wasser, das in manchen Schächten in großen Mengen und recht kalt vorhanden ist, pflegt den Unterschenkeln zu schaden, denn die Kälte ist ein Feind der Muskeln. Die Bergleute sollen sich daher in solchem Falle genügend hohe Stiefel beschaffen, welche die Beine vor der Kälte des Wassers schützen. Wer diesem Ratschlage nicht folgt, der leidet großen Schaden an seinem Körper, besonders in hohem Alter.“
Da schau her:
GESUNDHEITSFÜRSORGE IM 16. JAHRHUNDERT !Alle Achtung - wer hätte das gedacht ?