Neues 305 - 2017-12-17

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Matthias
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Neues 305 - 2017-12-17

Beitragvon Matthias » Sa 16. Dez 2017, 09:46

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Harald
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Re: Neues 305 - 2017-12-17

Beitragvon Harald » Sa 16. Dez 2017, 14:52

Anzeige Neumann 1927_resize.jpg

Spätestens nach der im Mai 1927 stattgefundenen >LANDWIRTSCHAFTSAUSSTELLUNG< war der Name
GÄRTNEREI RUDOLF NEUMANN ein „Markenzeichen“ in Senftenberg.
Schon deshalb, weil der Firmenchef, gemäß seiner im o.a. INSERAT angepriesenen „Ausarbeitung von Entwürfen & Ausführung“
von diversen gärtnerischen Anlagen, auch das Zepter bei der Planung des Ausstellungsgeländes führte.
Eventuell ermunterte ihn gerade dieser AUFTRAG zum Bau einer >BLUMENHALLE< an der SCHNITTLINIE PROMENADE – BAHNHOFSTRASSE.
Die Zeilen aus einem FESTGEDICHT gaben wohl den letzten Anstoß:

Gleich vor den Toren unsrer Stadt,
sich viele Hände emsig regen.
Gehämmert wird, gebaut, geschafft,
Gewerb‘ und Landwirtschaft zum Segen.


Mut bei seinem Unterfangen machten ihm gewiss die ersten Zeilen eines Artikels über
ALT-SENFTENBERG von Dr. Rudolf Lehmann im Mai 1927:

„Vom Bahnhof aus führt der Weg durch neue verkehrsbelebte Straßen;
auf stattliche Privat~ und neuzeitlich ausgebaute Geschäftshäuser fällt allenthalben der Blick. So kommt man in die INNERE STADT.
Enger werden die STRASSEN, dichtgedrängt stehen die HÄUSER.
Aber das MODERNE ist auch hier vorherrschend, und das Hin und Her der zahlreichen Menschen und der Gefährte aller Art wirkt mitunter fast beängstigend. Doch hier und da schweift das Auge auch in stillere Winkel und Gassen…“

Wie immer und überall regte sich natürlich sofort Widerstand gegen dieses private Bauvorhaben,
selbstredend nicht initiiert von Blumen~ & Gemüsekonsumenten,
sondern von einem anonymen „Architektur-Ästheten“ im >Senftenberger Anzeiger<:

„Wer in Senftenberg vom BAHNHOF kam und die BAHNHOFSTRASSE entlang zur Stadt ging, hat sich sicher oft über den schönen Blick in die PROMENADE gefreut, welcher sich links und rechts der BRÜCKE über den früher bestehenden KANAL eröffnete.
Als der Kanal in Röhren gefaßt wurde, war zu hoffen, daß gerade diese Stelle ein Ort besonderen Reizes in dem Treiben der BAHNHOFSTRASSE werden würde.
Diese Hoffnungen wurden durch den

BAU DER BLUMENHALLE der GÄRTNEREI NEUMANN

bitter enttäuscht.
Wenn auch die BEDÜRFNISANSTALT, welche mit dieser Blumenhalle verbunden ist, vielen Wünschen entsprechen mag, so ist doch wohl nicht zu bestreiten,
daß für dieselbe in unauffälliger Eingliederung in die PROMENADE eine viel schönere und passendere Lösung hätte gefunden werden können.
Nachdem der Bau etwas vorangeschritten ist, zeigt sich auf jeden Fall, daß er den freien Blick in die PROMENADE völlig nimmt und die Ausgestaltung des Schnittpunktes zwischen Promenade und Bahnhofstraße in recht unvorteilhafter Weise beeinflußt.
Wie man hört, soll nun an Stelle des KRIEGERDENKMALS, welches der im Bau befindlichen BLUMENHALLE gegenübersteht, wieder ein KIOSK errichtet werden. Dieser würde die Schönheit der WESTPROMENADE noch viel mehr verdecken und von der BAHNHOFSTRASSE abschneiden als dies auf der gegenüberliegenden Seite der Fall ist.
Die Idee eines solchen Kioskes erscheint mir deshalb vorläufig noch ungeheuerlich. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß ein DENKMAL dem Beschauer nicht bloß ein schönes Bild, sondern auch einen Gedanken vermitteln soll, so mag man es begrüßen, wenn das KRIEGERDENKMAL von dem Hasten und Treiben der BAHNHOFSTRASSE weg auf einen ruhigeren Platz gestellt wird, der der inneren Einkehr des Passanten und desjenigen, der das Denkmal aufsucht, förderlicher sein wird. Diese Frage ließe sich in Verbindung mit der Ausgestaltung der WESTPROMENADE in geradezu idealer Weise lösen. Es müßte aber geradezu als ein katastrophaler Fall bezeichnet werden, wenn dann an Stelle des DENKMALS wieder ein KIOSK in Arbeit gegeben würde, obwohl der im Bau befindliche gegenüberliegende einwandfrei zu zeigen scheint, daß die Errichtung eines Kioskes über die Breite der Promenade ein großer Fehlgriff ist.
Es gibt viele Städte, die heute alte Wall~ und sonstige Anlagen zwischen Altstadt und den neuen Bauvierteln zu einer PROMENADE ausgestaltet haben. Ich kenne viele solcher Anlagen, es ist mir aber nicht bekannt, daß auch nur an einer einzigen solcher Anlagen ein gleicher Fehler gemacht worden wäre wie der in SENFTENBERG an dem Schnittpunkt PROMENADE – BAHNHOFSTRASSE.
Im Gegenteil muß man feststellen, daß jede Stadt die Gelegenheit zu solchen Anlagen eifrig wahrnimmt und dieselben auch dort, wo sie,
wie z.B. in Cottbus, Dresden, Leipzig, Berlin usw. durch lebhafte Verkehrsstraßen hindurchgeht, rein erhält und so einen Schmuck und eine Zierde der Stadt schafft.
Die Errichtung eines neuen KIOSKES wäre eine Verdopplung des städtebaulichen Fehlers, welchen die Errichtung der BLUMENHALLE bedeutet. Eine solche Verdoppelung wäre sehr zu beklagen und um so mehr zu bedauern, als die Stadt Senftenberg einen Ueberfluß an schöner Architektur oder schöner gartenbaulicher Ausgestaltung entbehrt.
Ich möchte daher hoffen und wünschen, daß die bisherigen Redereien Gerede sind und bleiben.“


Blumenhalle & Co_resize.jpg

Wie wir inzwischen wissen, blieb die >BLUMENHALLE< nicht nur GEREDE, sondern wurde ab dem 23.08.1927 wie geplant auch gebaut.
Mit der >MILCHHALLE< auf der anderen Straßenseite bildete
sie ein durchaus sehenswertes, aber auch praktisches ENSEMBLE.
Beide >HALLEN< erfreuten sich bis zu ihrem Abriss, 50 Jahre später, großer Beliebtheit.
Wäre der einstmalige Ästhet dann noch unter den Lebenden gewesen,
hätte er mit Sicherheit die Straßenerweiterung gegeißelt und die „nach griechischem Vorbild meisterhaft errichtete Blumenhalle“ untröstlich beweint… :(
Obwohl: ich fand‘s auch schade…zumal sie nachträglich noch durch FAHRRADAUFBEWAHRUNGSSTAND, BEDÜRFNISANSTALT & BADEEINRICHTUNG (!) erweitert wurde... :|

Blumenhaus_resize.jpg


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