Neues 307 - 2017-12-31

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Matthias
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Neues 307 - 2017-12-31

Beitragvon Matthias » Sa 30. Dez 2017, 10:20

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Klaus
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Re: Neues 307 - 2017-12-31

Beitragvon Klaus » So 31. Dez 2017, 12:15

Der Autor könnte noch bei einem weiteren Namen der Auflistung eine Ansicht zeigen, nicht nur das Etablissement, sondern auch dessen Besitzer selbst samt gesamter Mannschaft:
Otto Lammla, veröffentlicht unter AK_SFB 443_1.

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Harald
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Re: Neues 307 - 2017-12-31

Beitragvon Harald » So 31. Dez 2017, 12:39

Winternacht Neujahr SA_resize.jpg
Will man der letzen Ausgabe des >Senftenberger Anzeiger< im alten Jahr 1944, die mit großem LICHT-GESCHWURBEL
(germanisches Lichtfest, Lichterbaum und Lichtglauben) aufgemacht war, Glauben schenken, dann hatte man die KRIEGSWEIHNACHT 1944 als
„WEIHNACHTSFEST DER STARKEN HERZEN“ begangen.
Die Feiertage waren „mit kleinen Spaziergängen durch das Märchen der Raureiflandschaft“ ruhig dahin gegangen und man hatte sich u.a. dem schönen Eissport gewidmet, war aber ansonsten daheim im traulichen Kreise geblieben, „in Gesprächen oder über einem guten Buch, das allen nun wieder mehr als sonst ein lieber Freund geworden war, oder im Rundfunk, der mit seinem reich gestalteten Programm für jeden Freude und Besinnung brachte.“
Nachdem man dann „über die Brücke einer wachen Silvesternacht die JAHRESWENDE überschritten“, gleichzeitig einem Jahr Lebewohl gesagt hatte, „das in seiner Härte und Strenge an jeden einzelnen wie an die Volksgemeinschaft ALLERSCHWERSTE ANFORDERUNGEN gestellt hatte“, wollte man mit Mut und Tapferkeit

INS NEUE JAHR

gehen. Angesichts der ersten BERICHTE von 1945, die ich nachfolgend aus dem >Senftenberger Anzeiger< zitiere, geriet der gebetsmühlenartig propagierte, unmittelbar bevorstehende ENDSIEG allerdings zu einer Farce, an der auch der >VOLKSSTURM<, nichts ändern konnte.
Neben einem geharnischten KAMPFBEFEHL
„Nun zählen wir nur noch die Taten !
Vorwärts zum heiligen Krieg !
Vorwärts; Volkssturmsoldaten
vorwärts in den Sieg !“

wurde dem „allerletzten Aufgebot“, das fast ausschließlich aus Greisen und Halbwüchsigen bestand,
die BEDIENUNGSANLEITUNG für die PANZERFAUST sicherheitshalber gleich mitgeliefert:

panzerfaust_resize.jpg

Auf das nahende „Ende mit Schrecken“ verwies die Zeitungsmeldung:

WAGENTRECKS DURCHZIEHEN UNSRE STADT

„Nun schon seit mehr als zwei Wochen durchziehen die TRECKS aus den durch die Sowjets vorübergehend besetzten bzw. gefährdeten Ostgauen unsere Stadt. Tagelang schon sind sie unterwegs. Oft bis in die Nacht hinein und auch manche Nacht hindurch sind sie über die weite und unendlich scheinende Landstraße gefahren;
Mütter, Kinder und Greise, mit schweren Herzen, in denen viel Heimweh ist und vielleicht auch mancherlei Verzagtheit. Aber spätere Stunden werden auch diesen Menschen wieder eine Froheit und ein Lachen bringen, wenn nur erst alles überstanden ist. Auch die erzwungene Loslösung von der Heimat wird nur vorübergehend sein, denn das gesamte deutsche Volk wird in KAMPF & ARBEIT sein Letztes einsetzen, um auch diesen von Haus und Hof Vertriebenen ihre Heimat zurückzugewinnen.
Die TRECKS, die unsere Stadt durchziehen, werden hier an verschiedenen Verpflegungsstellen: an der Kreisleitung, in der Gemeinschaftsküche der NSV und im Gesellschaftshaus durchweg mit warmen Getränken und warmem Essen versorgt. Auch Notquartier wird den Durchziehenden im Saal des Gesellschaftshauses für eine Nacht gegeben, während die Gespanne im Garten untergebracht werden…“


Gleichermaßen erschrocken war man, als in der Zeitungsrubrik >VERLOREN – GEFUNDEN< neben den bislang geläufigen Gebrauchsgütern
(gelb unterlegt) verstärkt FAMILIENANGEHÖRIGE gesucht wurden, die man auf der Hals-über-Kopf-Flucht aus den Augen verloren hatte:

verloren.jpg

Im Überlebenskampf nahmen aber auch DIEBSTÄHLE weiterhin zu.
Die folgende Meldung mit der Aufzählung der vielen BEZUGSSCHEINE macht deutlich,
wie weit die kriegsbedingte RATIONIERUNG schon fortgeschritten war:

Taschendiebstahl_resize.jpg

Dagegen war die schon von den WEIHNACHTSKARTEN her bekannte, nun bei NEUJAHRSKARTEN wiederum angemahnte Papierknappheit eher eine Lappalie:

Neujahr 1944_resize.jpg

„Früher einmal, da war es am NEUJAHRSMORGEN so, daß die schwerbelasteten POSTBOTEN Stöße von NEUJAHRSKARTEN von Haus zu Haus trugen, nichtssagende NEUJAHRSGRÜSSE, schnell und ohne Herz auf einer billigen Karte – drei Stück für einen Groschen – hingeworfen. Man las sie, später balgten sich die Kinder um sie und am Abend waren sie meist schon lästige Papierschnitzel, die in den Ofen wanderten.
Für solchen Unsinn hat unsere Gegenwart kein Verständnis mehr.
Wir wissen alle, daß auch das PAPIER ein wertvolles und kriegswichtiges Material ist, das nicht auf so unsinnige Weise vergeudet werden darf. Im Übrigen dürfte wohl die große Mehrzahl unserer Volksgenossen auch keine Zeit für solche Späße haben. Ihr Sinn ist auf ernstere und wichtigere Dinge gerichtet. Der Mensch von heute schreibt solche Nichtigkeiten nicht und will sie auch nicht empfangen.
Dennoch gibt es auch die bösen Außenseiter, die ohne dieses Requisit aus Friedenszeiten nicht glauben auskommen zu können.
Ihnen ist allerdings die Neujahrskartenschreiberei auch erschwert, denn die Herstellung solcher Karten ist bereits im Vorjahre eingestellt worden, aber sie finden irgendwie und irgendwo noch wieder alte Ladenhüter.
Diesen ‚Abseitigen‘ seien diese Zeilen ins Stammbuch geschrieben:
Keine Neujahrskarten schreiben und versenden. Sie gehören nicht in diese Zeit, in der alle Kräfte dem Siege dienen müssen.
Im totalen Kriege sind FEIERTAGE mehr denn je RUHETAGE, in denen der Mensch wirklich der Ruhe bedarf und auch verschont sein will von nichtssagenden Grüßen und Scherzen.
Darum die PAROLE: KEINE NEUJAHRSKARTEN!


Bezeichnenderweise gab es in der Bevölkerung zunehmend Bestrebungen zum Erlernen von Fremdsprachen, wobei neben Englisch und Französisch in weiser Voraussicht auch RUSSISCH FÜR ANFÄNGER angeboten wurde. Man wollte ganz offensichtlich für eine künftige „Besatzungsmacht“ gerüstet sein!
Latein fiel da ein wenig aus der Reihe...

Sprachen lernen_resize.jpg


Ich beschließe nun meinen RÜCKBLICK auf ein auch für mich denkwürdiges letztes KRIEGSJAHR. Meine Großmutter machte sich mit ihren drei Töchtern zu Fuß, mich und meinen im März 1945 geborenen Bruder im Kinderwagen schiebend, in den engen Straßenfluchten von Ruhland von Tieffliegern beschossen, auf die FLUCHT in Richtung Westen. Sie kamen bis Elsterwerda-Biehla, wo sie von freundlichen Leuten aufgenommen wurden, mit rußgeschwärzten Gesichtern ihren wenigen Schmuck in den Händen hielten und auf das Kriegsende warteten – und es gottlob gewaltfrei erlebten…
Deshalb wird es auch nicht verwundern, dass ich für mich und meine Familie viel Gesundheit,
für uns ALLE aber vor allem FRIEDEN wünsche. Prosit Neujahr 2018 !


Nehmen wir uns ein Beispiel am grenzenlosen OPTIMISMUS der Senftenberger Stadtsparkasse, die ihre NEUJAHRSWÜNSCHE 1945
in folgende WERBUNG verpackte:

Bausparen_resize.jpg


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