Neues 308 - 2018-01-07

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Matthias
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Neues 308 - 2018-01-07

Beitragvon Matthias » Sa 6. Jan 2018, 10:04

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Harald
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Re: Neues 308 - 2018-01-07

Beitragvon Harald » Mo 8. Jan 2018, 11:40

Nousch Grundriss_resize.jpg
„Die Direktion der Bergbau A.G. Ilse hat in mustergiltiger Weise für die WOHLFAHRT ihrer Arbeiter durch den Bau dieser ARBEITER-GARTENSTADT gesorgt. Die Eintönigkeit der Landschaft macht es zur Bedingung, die Baulichkeiten farbig und lustig zu behandeln.
Als Mittelpunkt ist der MARKTPLATZ vorgesehen, um welchen sich die HAUPTGEBÄUDE,
wie Kirche für 500 Sitzplätze mit Pfarrhaus und daran anschließendem Kirchhof, Schule mit Näh~ & Kochschule für 8, später 12 Klassen,
Fleischerei mit Schlachthaus und Eisfabrik, BÄCKEREI, Kaufhaus, Post, Friseur sowie Gasthaus mit großem Saal gruppieren…“


…war am 4. November 1911 im >Senftenberger Anzeiger< zu lesen.
Schaut man auf das Modell des MARGAHOFES, in dessen ovalem Gebilde auch die BÄCKEREI (rot eingerahmt) einbezogen wurde, staunt man sicher darüber, wie wenig Fläche der (blau umrahmte) BÄCKERLADEN im gesamten Gebäudekomplex einnahm. Kein Wunder also, dass im winzigen Ladenraum meist großes Gedränge herrschte bzw. sich auf dem Bürgersteig davor eine lange Schlange bildete.

Da wir heute die zu allen Zeiten sehr gut frequentierte
BÄCKEREI MARGA

im Fokus haben, will ich Ihnen einmal demonstrieren, wie man recherchemäßig vorgeht,
wenn man als „Quellen“ nur einige TRAUERANZEIGEN, EINWOHNERBÜCHER und ZEITUNGSINSERATE zur Hand hat:

Godo Tod 16.10.1926_resize.jpg

Der erste Betreiber war demnach der
BÄCKERMEISTER EWALD GODO, den am 16. Oktober 1926 im Alter von 42 Jahren das Zeitliche segnete,
wobei man sich nicht ganz schlüssig war, ob nach kurzem oder längerem, schwerem Leiden.
Wie dem auch sei: für seine Witwe muss er wohl ein außerordentlich liebevoller EHEMANN
und für seine Untergebenen ein lieber MEISTER mit edlem Charakter und echt-deutschem Herzen gewesen sein.
Seine Dienstherrin, die ILSE-WOHLFAHRTSGESELLSCHAFT m.b.H. krönte ihren Nachruf mit dem Hinweis auf eine 16-jährige Tätigkeit in treuer Pflichterfüllung, die ihm Achtung und Liebe seiner Mitarbeiter und Vorgesetzten bescherten.
Ergo hatte EWALD GODO wohl diese BÄCKEREI von 1910 bis 1926 „backtechnisch betreut“, ohne eigenwirtschaftlich tätig gewesen zu sein.
Diesen Modus übernahm nach dessen Ableben der ortsansässige Bäckermeister FRITZ NOUSCH,
der allerdings schon seit 1911 in jener Backstube fleißig den Teig knetete und zu Brot, Brötchen und Gebäck formte.

Nousch EwB_resize.jpg

Ein Blick in die EINWOHNERVERZEICHNISSE aus damaliger Zeit zeigt, dass selbiger vordem in der SIEDLUNG,
nach der Umbenennung der Straße in den BERGMANNSHEIMSTÄTTEN Nr. 19 wohnhaft war,
danach aber in das Bäckerei–Gebäude am MARKT 85 zog. In großzügiger Manier gestattete er aber der WITWE GODO, dort wohnen zu bleiben.
In den Jahren 1936/37 stieß die ILSE A.G. sämtliche Kaufhäuser und Wohlfahrteinrichtungen ab,
die jeweiligen Betreiber pachteten die Immobilien und handelten daraufhin eigenwirtschaftlich.
ALLE GESCHÄFTE rund um den MARKTPLATZ in der Gartenstadt wurden dann Privatbesitz. So geschehen auch bei FRITZ NOUSCH,
der am 1. Februar 1937 die BÄCKEREI MARGA pachtweise übernahm

Nousch Eröffnung_resize.jpg

und schon Ende des gleichen Jahres seinem treuen Kundenstamm ein frohes,
sich selbstredend ein erfolgreiches neues Jahr wünschte - ab 1941, wie man sehen kann, auch schon telefonisch.

Nousch Neujahr_resize.jpg

FRITZ NOUSCH war auch zunehmend erfolgreich und führte seinen Familienbetrieb durch die entbehrungsreichen Kriegs~ und Nachkriegsjahre,
bevor er im Jahre 1960 Backstube und Brotschieber an seinen Sohn MANFRED NOUSCH und die Ladentheke an dessen Ehefrau GERDA übergab.
Am 30. Juni 1990 gingen >NOUSCH‘ENS< in den wohlverdienten Ruhestand – nicht aber die Bäckerei.
Nachfolger wurden Bäckermeister LOTHAR HAIASCH, der das Geschäft bis zum Jahre 2000 führte,
danach die Konditorin LEANE LÖSCHE.
2017 gingen in der BÄCKEREI, die mehr als 100 Jahre lang Generationen vor allem mit BROT,
dem kostbarsten Lebensmittel, das wir auf Erden besitzen, versorgte, die Lichter für (vorläufig ?) immer aus…
KONSUM, Fleischerei, Post, Friseur und Gasthaus waren ihr - einer nach dem anderen - vorausgegangen…oh, ARME GARTENSTADT ! :?

Bäcker NJ 2.jpg

Das letzte BILD soll OPTIMISMUS verbreiten. Außerdem hat es SYMBOLCHARAKTER, denn der SOHN von MANFRED NOUSCH wurde ebenfalls BÄCKER, und dessen TOCHTER wiederum SCHORNSTEINFEGERIN... :)


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