Über siebenhundert Jahre lang wurde in der Niederlausitz
WEINBAU betrieben, der stellenweise eine recht beträchtliche Rolle im Wirtschaftsleben spielte.
Insgesamt bei 351 Gemeinden, also in fast jedem zweiten Ort der Niederlausitz, wurde Weinbau nachgewiesen.
Die
WEINBERGE waren nicht regellos über das Land verteilt,
sondern zu acht
WEINBAUGEBIETEN angehäuft worden.
Hierzu gehörte u.a. auch unser...
SENFTENBERGER WEINBAUGEBIET
In Senftenberg fand der Weinbau erstmals 1416 Erwähnung.
Ihm waren in erster Linie die der Mittagssonne ausgesetzten Abhänge der Hügel bei Senftenberg gewidmet.
Im einst sehr populären Bilderbuch für Kinder, dem
>ORBIS PICTUS<, wurde das Thema farblich illustriert:
Die in
KÜBELN geernteten
TRAUBEN wurden teils als „Tafeltrauben“ verschickt, der größte Teil allerdings zu Wein gepresst und in
FÄSSERN gelagert.
An die weite Verbreitung der Rebe in unserer Region erinnert heute noch die mancherorts gebräuchliche Bezeichnung
WEINBERG für eine
Anhöhe, obgleich auf ihr seit Jahrzehnten kein Wein mehr angebaut wird. Man erreicht ihn gelegentlich sogar noch über einen leicht ansteigenden
WEINBERGWEG.
Auch in der 1804 für die Schuljugend konzipierten Schrift
>Der Gesellschafter für die Jugend auf ländlichen Spaziergängen< wurde der
WEINBAU recht anschaulich erläutert und illustriert:
Der Kern des Senftenberger Weinbaugebietes befand sich nördlich und westlich der Stadt an den Abhängen der
RAUNOER HOCHFLÄCHE.
Auf einer Strecke von 12 km zog sich ein nahezu ununterbrochenes
BAND VON WEINBERGEN auf den Gemarkungen der Orte
Sedlitz, Rauno, Reppist, Senftenberg, Sauo, Meuro & Hörlitz hin.
Außer den genannten Orten hatten hier auch die Dörfer
Thamm, Jüttendorf, Buchwalde & Schipkau eigene Weinberge.
Etwas südlich davon lag ein weiterer Weinberg auf den später durch den Braunkohlenbergbau völlig umgestalteten Abhängen westlich von
Brieske. Es gab auch Weinberge an den Südhängen des
Koschenberges, deren 5 Hektar sogar noch 1902 in Ertrag standen.
Ein großer Teil dieser
WEINBERGE befand sich im Besitz von Senftenberger
BÜRGERN, andere gehörten den
BAUERN der umliegenden Dörfer, wobei sich die Senftenberger und Hörlitzer
WEINBERGBESITZER wohl am intensivsten mit dem
REBENANBAU beschäftigt haben.
Westlich lagen Weinberge bei
Klettwitz, Särchen [Annahütte] und Kostebrau sowie, schon jenseits der Landesgrenze, bei
Kleinleipisch & Bockwitz. In nordwestlicher Richtung ging es zu den Weinbergen von
Göhra (Bergheide), Klingmühl, Lichterfelde, Lieskau & Wormlage, nach Nordosten hin setzte sich das Senftenberger Weinbaugebiet in den Weinbergen von
Rosendorf, Bückgen, Gr. Räschen, Kl. Räschen, Dobristroh [Freienhufen], Dörrwalde, Woschkow & Leeskow fort.
Auch unmittelbar bei den Dörfern
Rauno & Sauo gab es, außerhalb der oben genannten geschlossenen Weinbergzone, noch kleinere Weinberge, von denen einige bereits im 16. Jahrhundert angelegt wurden, so z.B. die von
Bückgen & Großräschen.
In Dörrwalde hörte der Weinbau 1742 auf, in Großräschen gegen Ende des 18. Jahrhunderts, in Kleinräschen 1820, in Bückgen 1844.
Der
SENFTENBERGER WEINBAU stand bis in das 19. Jahrhundert hinein in Blüte, war aber 1852 schon wieder im Schwinden begriffen.
1868 betrug die
WEINBAUFLÄCHE von
Senftenberg, Hörlitz, Schipkau, Meuro, Rauno, Reppist & Sauo insgesamt noch 363,1 Morgen.
1902 gab es hier noch folgende in Ertrag stehende Weinbauflächen: Hörlitz 6 ha, Meuro 1 ha, Rauno 1,6 ha.
Bis zum 1. Weltkrieg ist der
WEINBAU dann endgültig erloschen.
Anlass zum Rückgang des Weinbaues war der recht geringe Ertrag und das Fehlschlagen vieler Ernten in nassen und kalten Jahren.
Sie brachten den als „etwas säuerlich und wenig kraftvoll“ charakterisierten Wein so in Verruf, dass man von ihm spottend behauptete, er ginge durch die Kehle wie eine Säge… Den Rest der Liquidation erledigte dann der vorrückende
BRAUNKOHLENTAGEBAU.
Es wurde daher nur noch wenig Wein gewonnen, dessen Absatz sich auf das Stadtgebiet beschränkte und in den Händen folgender
WEINHÄNDLER lag:
Wie auch anderswo wurde in der Folgezeit die Rebenkultur allmählich verdrängt. An die Stelle des Weinstocks traten neben Nuss~ meist
OBSTBÄUME (Kirschen, Birnen, Äpfel), deren Ertrag nicht in gleich hohem Maße vom Wetter abhängig war. Vor allem letztere wurden gern zum Pressen von
APFELWEIN verwandt.
Auch mein Opa kannte sich damit bestens aus und so gluckerten Jahr für Jahr 1 bis 3 Obstwein-Gärballons in der Wohnung…