Der Frühling ist eingezogen, Knospen springen, Blumen blühen und morgen hoppelt der
OSTERHASE wieder durch die Gärten und versteckt bunt bemalte Eier. Grund genug, sich auch einmal mit der Historie dieses beliebten Familienfestes zu beschäftigen. Vieles ist inzwischen bekannt, doch hin & wieder entdeckt man auch neue, zumindest bislang unbekannte Fakten zum
OSTERFEST. Die Hintergründe zur Entstehung des
OSTERHASEN oder des Verschenkens von
OSTEREIERN sind recht vielfältig, schon weil die Sitten und Bräuche entweder religiöser oder weltlicher Natur sind.
Im >Senftenberger Anzeiger< von 1909 entdeckte ich eine kleine Abhandlung über:
OSTER – SITTEN„Ostern ! Das Auferstehungsfest der christlichen Kirche,
das Frühlingsfest der alten Germanen !
Nach Jacob Grimm hat es nach der
OSTARA, der blumengeschmückten Göttin, seinen Namen erhalten. Das heißt, eigentlich war sie eine angelsächsische Göttin, und erst unsere Urvordern übernahmen ihren Kultus von den Angelsachsen, welche auch den Frühlingsmonat nach ihr ‚Ersturmonat’ benannten.
Uralten Ursprungs ist z.B. auch die Sitte, sich gegenseitig mit
OSTEREIERN zu beschenken. Das Ei galt von jeher als Symbol der Fruchtbarkeit, woher es denn schon bei den alten Römern bei der Bestellung der Felder im Frühling eine große Rolle spielte.
Indem Freunde und Bekannte einander Eier verehrten, meinten sie auf das Gedeihen der Feldfrüchte einen Einfluß auszuüben. Man kochte dieselben recht hart, damit sie sich lange hielten; denn sie mußten aufbewahrt werden, weil sonst der Zauber nicht wirkte.
Im Mittelalter glaubte man dann, daß den
OSTEREIERN noch viele andere geheime Kräfte innewohnten. Man sollte mit ihrer Hilfe Hexen erkennen können; sie beschirmten angeblich die Häuser, in denen sie sich befanden, vor dem Blitz, hielten Krankheiten von ihren Bewohnern fern usw.
Einem deutschen Mythus zufolge legt bekanntlich der
OSTERHASE, dies zoologisch höchst merkwürdige Tier, welches auch nach Belieben sein Geschlecht wechseln kann, die
OSTEREIER. Das ‚warum’ ist nicht schwer zu beantworten. Der Hase war der Ostara geweiht, und seiner Schnellfüßigkeit wegen schickten die Götter ihn, wenn Eis und Schnee zu schmelzen begannen, von Walhall auf die Erde, um den Menschen die frohe Botschaft von der bevorstehenden Ankunft des Frühlings zu verkünden, und da
OSTERN und
EIER später auch zu Zeiten des Christentums unzertrennlich erschienen, so schrieb man die
EIER eben dem
HASEN zu. In einzelnen Museen werden noch heutigen Tages arg beschädigte Eierschalen als Rückstände von Haseneiern gezeigt – selbstverständlich als historische Kuriosität. Sie rühren aus dem 14. und 15. Jahrhundert her, und es existieren Dokumente über ihre Herkunft.
Indessen müssen sie von einem sehr großen Vogel herstammen, denn ihr Umfang übertrifft den von Hühnereiern reichlich um das doppelte.
Mit dem Schöpfen des
OSTERWASSERS verbinden die morgenländischen Christen religiöse Zeremonien, die direkt an die heilige Geschichte und den Leidensweg und die Lehren des Welterlösers anknüpfen. Männer in weißen Gewändern, die sich die ‚Friedensbrüder’ oder die ‚Bringer der Versöhnung’ nennen, gehen schweigend, mit Kerzen in der Hand, in der
OSTERNACHT nach einem Gewässer vor der Stadt. Dort baden sie, umarmen einander und geloben, nach Christi Vorbild allen Hader zu begraben und ihren Feinden zu vergeben. Fast alle aber nehmen einen Krug voll
OSTERWASSER nach Hause mit, damit ihre kranken Angehörigen sich damit waschen. Reisende, die das
OSTERFEST in Jerusalem verlebt haben, erzählen, wie ungemein feierlich und stimmungsvoll dieser Brauch auf sie gewirkt hat.
Eine Sitte, die sich im Wandel der Zeiten in verschiedenartiger Weise entwickelt hat, sind die
OSTERSPIELE. Sie waren im Mittelalter eine rein kirchliche Institution, die im Anfange des 15. Jahrhunderts fast gleichzeitig in Frankreich, England und Deutschland entstand.
Anfangs waren es Wechselgesänge, welche den Kreuzestod und die Auferstehung des Heilands behandelten; doch wurden bald vollständige Dramen daraus. Indessen gibt es Gelehrte, welche den Beginn der
OSTERSPIELE in eine viel frühere Zeit, sogar in das 11. Jahrhundert verlegen.
In einzelnen Gegenden wurden die Oster~ und Passionsspiele durch die
OSTERMÄRCHEN ersetzt. Man lieh ihnen, um die Hörer zu unterhalten, einen stark humoristischen Beigeschmack, der lautes Lachen, das
OSTERGELÄCHTER hervorrief. Dies Ostergelächter hat dann auch wieder zu den sonderbarsten Sitten Anlaß gegeben. In verschiedenen Städten sammelten sich die jungen Patriziersöhne am Abend vor dem ersten
OSTERFEIERTAGE, um durch die Straßen zu ziehen und vor den Häusern allerhand alberne Geschichten zum besten zu geben.
Das Gelächter, welches sie damit entfesselten, wurde ebenfalls
OSTERGELÄCHTER genannt.
Überbleibsel der Sitte findet man auch gegenwärtig noch allenthalben, und zwar in mannigfachster Form. Dazu gehören unter anderem die
OSTERTÄNZE, die namentlich in manchen östlichen Ländern mit griechisch-katholischer Bevölkerung üblich sind, wie weiterhin verschiedentliche Mummereien in Deutschland und anderwärts.
In der Provinz Posen und in Polen wird zum Beispiel ein Bursche als Bär verkleidet, an einer Kette durch das Dorf geführt; vor jedem Hause muß er tanzen und Kunststücke machen, worauf sein Führer zum Dank dafür Lebensmittel und Geld erhält.
Die
OSTERPALMEN – das sind Zweige mit Knospen oder Kätzchen – mit denen das Volk sich bei uns am ersten oder häufiger am zweiten
OSTERFEIERTAGE scherzend schlägt, bedeuten natürlich die Palmen, die man Christus brachte, als er am
PALMSONNTAG auf einem Esel in Jerusalem einzog.
Daß es eine Menge
OSTERSITTEN bezüglich des Essens und Trinkens gibt, ist allbekannt.“
So weit erst einmal zu den
ALLGEMEINEN Osterbräuchen, zu den typisch
WENDISCHEN in unserer Region werde ich morgen berichten. Bis dahin dürfen Sie sich erst einmal mit dem Färben, Verzieren, Bemalen der Eier beschäftigen, denn morgen früh klingelt pünktlich der Osterhase, um Ihre Lieferung abzuholen, damit er sie draußen verstecken kann...