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Neues 317 - 2018-03-11

Verfasst: Sa 10. Mär 2018, 09:03
von Matthias
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Re: Neues 317 - 2018-03-11

Verfasst: So 11. Mär 2018, 10:39
von Harald
Koschen Sampler_resize.jpg
Über die meisten ORTSCHAFTEN, deren Ursprung bis in die Zeiten des Mittelalters und noch früher zurückreichen, sind in Bezug auf ihre Entstehung keine oder nur spärliche und oft nur „sagenhafte“ Nachrichten vorhanden. Wie im Ort alles so nach und nach gekommen ist, sich auch die Gegend über Jahrhunderte hinweg veränderte, ist meist nur kleinteilig nachzuweisen, größtenteils sogar nur noch zu vermuten. In einem DORF ist es schwer nach Urkunden zu suchen, denn es gab neben dem Gemeindehaus und der Kirche kaum einen eigentlichen Aufbewahrungsort für URKUNDEN und im Auge des Landmanns behielt sowieso nur Grund und Boden einen bleibenden Wert, dessen Übergabe an den ältesten Sohn schon feststand.

Nun wollen HEIMATFORSCHER um Gotteswillen nicht bis in die Zeiten zurückdenken, als der Schöpfer sprach: „Es sammle sich das Wasser an besonderen Orten, dass man das Trockene sehe.“ und sich nach gewaltigen Erdbeben der KOSCHENBERG als einsame Insel aus der Landschaft erhob.
Aber wir sind nach wie vor der festen Überzeugung:
„Ehe einer nach der Fremde fragt, soll er zuerst seiner HEIMAT die Ehre antun und sie kennenlernen, daß er einem Haus und Hof, Steg und Weg, darin anzugeben weiß und zuerst denjenigen Boden kenne und ehre, auf dem unsere Altvorderen für uns gearbeitet und gelitten und von dem sie täglich Milch und Brot bekommen haben…“

Wir haben somit eigentlich nur drei grundlegende Möglichkeiten, die Geschichte unseres Heimatortes zu ergründen:
(1) akribische Quellenforschung in diversen Archiven, einschließlich der Kirchenbücher und Familienarchive;
(2) Recherche im Internet;
(3) Befragung der Einwohner betr. mündlicher Überlieferung zu Dorfleben & Brauchtum.


Letzteres hat allerdings den Nachteil, dass die Erinnerung der ältesten lebenden Zeitzeugen in der Regel nur 60 bis 80 Jahre zurückreicht und im Laufe der Zeit zunehmend verblasst und dadurch oft trügerisch ist.

Deshalb bringe ich heute erst einmal einige Beispiele meiner

QUELLENFORSCHUNG

am Beispiel der Dorfgemeinde GROSSKOSCHEN:


(1) ORTSBESCHREIBUNG
- gefunden in >Vollständiges Staats~, Post~ und Zeitungs-Lexikon von Sachsen< von August Schumann / Band 3 / 1816

1816_resize.jpg

(2) ORTSNAMENKUNDE
- gefunden in >Skythika“ v. Georg Liebusch / 1833

Koschná, ta, Groß Koſchen bei Senftenberg, Kr. Kalau,
eje, aus Gr. K, ej, in Gr. K., koscheñski, a, é, adj.,
koschénka, ta, Kl. Koſchen, i, aus Kl. K., koschenkoski, a, é, adj.


„In der früheren Zeit fand auf dem Koschenberg höchstwahrscheinlich der Sonnencultus statt. Der Name des Berges ist aus Kosch (Cusch) und Berg zusammengesetzt und kann durch Hochberg (Sonnenberg) übersetzt werden. Die Dorfnamen KOSCHINA (Großkoschen) und KOSCHINKA (Kleinkoschen) sind von dem Kosch abhängig. Der erste bezeichnet ein am Fuße des Hochberges „tiefgelegenes“ (ina) Dorf; der zweite ein eben so gelegenes kleines.“


(3) HISTORISCHES KARTENMATERIAL

Mein Steckenpferd ist das Auffinden von sehr alten LANDKARTEN.

Kartensammlung_resize.jpg

Karte 1586: Ur-Öder (Teil III), 1:13333, Handzeichnung,
Karte 1634: Öder, verbesserte Darstellung,
Karte 1757: Karte des Amtes SFB, von Schenk /
Karte 1805: Situationskarte – Kriegsschauplatz des 7-jährigen Krieges

Das Bemerkenswerte an diesen KARTEN ist die unterschiedliche Anordnung der Ortsteile Groß (rot)~ und Kleinkoschen (grün) sowie der Hammermühle (blau).

(4) CHRONIKEN

Neben der wohl bekanntesten, aus dem Jahre 1802 stammenden
>Chronik der Stadt Senftenberg & der zum ehemaligen Amte Senftenberg gehörigen Ortschaften< von G. Paulitz
verzeichnen auch die Chroniken von Liebusch und Büttner
u.a. auch historische Begebenheiten aus Groß~ und Kleinkoschen:

Büttner-Liebusch_Chronik_resize.jpg

Büttner-Sampler_resize.jpg

Auch die >ANNALES SENFTENBERGENSES< von 1681 berichtet von
„sensationellen Vorfällen“:

annalis_resize.jpg

(5) ZEUGNISSE, MELDUNGEN, BEKANNTMACHUNGEN u.ä.
von Behörden kann man durch gezielte Internet-Recherche erlangen, wie die folgenden Beispiele zeigen:

„Im Jahre 1848:
Großkoschen = Dorf mit 72 Häusern und 295 Einw. (1852 = 327)
Kleinkoschen = Dorf mit 33 Häusern und 157 Einw. (1852 = 182)
Hammermühle = Wassermühle mit 3 Häusern und 8 Einw. (1852 = 21)“

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„Mit dem Zeugnis der Reife wurde entlassen:
Zu Ostern 1873: Matthias Kossack aus Gross-Koschen, Sohn eines Bauergutsbesitzers, evangel. Confession, 21 Jahr alt,
5 ½ Jahr auf dem Gymnasium in Cottbus, 2 Jahr in Prima – um Theologie zu studiren.“

„Am 14. Juni 1866 befand sich der Stab des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm IV.
während des Feldzuges gegen Oesterreich in Groß-Koschen, das 1. Bataillon war auf Lauta, Hosena und Groß-Koschen verteilt.“

„Deichvertheidigungs-Ordnung der Königlichen Regierung v. 26.09.1852:
Von der Gemeinde Großkoschen sind 4 Wachmannschaften zu stellen
für den Aufsichtsbezirk:
linksseitiger Elster-Deich vom Großkoschener Obermühlengraben bis zum Niemitzscher Mühlengraben,
zugleich mit der Aufsicht über den Grundablaß von Großkoschen und die Koschener, sowie die Buchwalder Elsterbrücke“


Ich beschließe meinen Gang durch HISTORISCHE QUELLEN mit einem Blick in die

(6) SAGENWELT
- zu finden bei >Büttner / 1828 / Selbstbiographie<
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