Neues 322 - 2018-04-22

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Matthias
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Neues 322 - 2018-04-22

Beitragvon Matthias » Sa 21. Apr 2018, 06:38

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Harald
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Re: Neues 322 - 2018-04-22

Beitragvon Harald » Di 24. Apr 2018, 11:21

Titel Schultz_resize.jpg

Als im September 1832 die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften im >Neuen Lausitzischer Magazin< das „Publicum“ zur
ERHALTUNG ALTERTHÜMLICHER GEGENSTÄNDE IN DER OBERLAUSITZ aufrief, hatte
JOHANN GOTTFRIED SCHULTZ
schon das Zeitliche gesegnet.
Ich fand leider kein Konterfei dieses großartigen Heimatforschers.
Möglicherweise hat er sich aber selbst als „Wanderer in der Nähe von Görlitz“ gezeichnet.
Immerhin hatte er schon 80 Jahre zuvor, noch dazu „unaufgefordert“, damit begonnen,
die „SCHÄTZE DER VERGANGENHEIT“ aufzuspüren und für die Nachwelt zu dokumentieren – was wie folgt gewürdigt wurde:

Schultz Wanderschaft_resize.jpg

„ER ALLEIN HAT MEHR GELEISTET,
ALS EIN GANZER ALTERTHUMSVEREIN EINER PROVINZ“

Seine >SAMMLUNG von oberlausitzischen, schlesischen, sächsischen auch böhmischen Alterthümern und Denkmälern< erregte nämlich großes Aufsehen, allen voran 2 FOLIOBÄNDE eigenhändiger ZEICHNUNGEN auf 242 und 479 Seiten mit genauen Registern.
Bei weitem das meiste geht die Oberlausitz an, das Sächsische, Schlesische und Böhmische stammt aus seinem akademischen Leben und von seinen Badereisen her.
Den Grundstein zu dieser Sammlung legte er schon als Knabe im Jahre 1750 mit seiner Arbeit >LUSATICA et SILESIACA< (Lausitz und Schlesien), die Grundlage seiner o.a. Sammlung wurde, die er 74-jährig im Jahre 1809 abschloss und deren Fortgang wie folgt beschrieb:

„Ich fing, als ich 16 Jahr alt war, 1750 mit den mir am nächsten liegenden Kirchen meiner Vaterstadt, und zu allererst mit der an meines Vaters Amtswohnung anstoßenden KLOSTERKIRCHE an.“
Deren alterthümliche Bauart und Verzierungen reizte ihn, davon Grundrisse aufzunehmen, das Äußere und Innere der Kirche mit den darin befindlichen Leichensteinen, Monumenten und Wappen abzuzeichnen; wodurch er einen leidenschaftlichen Impuls bekam, alle Dorf-Kirchengebäude und ihre Merkwürdigkeiten abzubilden, zu denen er in den Schulferien gelangen konnte.
„Durch meine heraldischen Beschäftigungen wurde ich auch in das genealogische Fach hineingeführt; da mir denn diese Sammlung dazu diente, manchen Mangel in adeligen Geschlechtstafeln und Stammbäumen abzuhelfen. Selbst so unbedeutende Steine geben manchmal eine Auskunft, z.B. über das Vorhandenseyn einer Familie an einem Orte, oder durch die Wappenverbindung.
Die Gelegenheit dazu gab die Aufsuchung ADELIGER WAPPEN, die ich in den Kirchen und auf Leichensteinen fand. Aber gar bald wurde ich auf Abzeichnung der DENKMÄLER selbst geleitet.“


Die Zahl der KIRCHEN, in denen er gesammelt hat, beträgt nicht weniger als 169. Er hätte später alles nach den ORTSCHAFTEN ordnen können, wenn er nicht anfänglich so viele DENKMÄLER auf ein Blatt gezeichnet hätte, was er später selbst bedauerte. Den ABBILDUNGEN sind meist reichhaltige und zuverlässige genealogische NOTIZEN beigefügt; oft finden sich auch unabhängig von den Zeichnungen eingetragene Notizen.
Seine unendlich vielen, größtenteils mit großer Sorgfalt ausgeführten ZEICHNUNGEN (Federzeichnungen, schwarz oder mit Sepia getuschte oder gemalte Bilder und Abschriften oft fast unleserlicher Inschriften) verdienen größte Bewunderung.

„Viele dieser gezeichneten DENKMÄLER existiren nicht mehr, da die KIRCHEN, in denen sie aufbewahrt worden, theils abgebrannt, theils neu erbaut worden. Man hat die MONUMENTE herausgeworfen, und wenigstens die steinernen nicht beim Baue wieder eingemauert, wie die lieben Vorfahren noch zu thun pflegten. Manche sind wieder ganz vermoost, die ich sorgfältig abgekratzt hatte, manche auch in die Erde gesunken.“

Schultz Bilder_resize.jpg

Der zweite Band seiner Zeichnungen enthält Abbildungen alter SCHLÖSSER, einiger KIRCHEN und etlicher GEBÄUDE aus der Oberlausitz. Die Abbildungen sind teils Bleistift~ und Federzeichnungen, einige in Sepia, etliche bunt, die meisten schwarz getuscht. Gewöhnlich ist auch der Tag angegeben, an welchem sie aufgenommen wurden.
Was diese SAMMLUNG allerdings besonders wertvoll macht, ist die HISTORISCHE ARBEIT dabei. Bei seinem genauen Bekanntwerden mit den Oberlausitzer Herrscherhäusern, die er aus Büchern, aus mündlichem Umgang und durch Briefwechsel, aus Monumenten in und bei den Kirchen und aus mehreren Schlossarchiven binnen 60 Arbeitsjahren gewonnen hatte, konnte er eine gedrängte Übersicht der GESCHICHTE DIESER SCHLÖSSER mitteilen, worin er auch die „vorzüglichsten ehemaligen Bewohner“ benannte. In dieser Sammlung ist auch manches Gebäude verewigt, welches später einem Brand oder Abbruch zum Opfer fiel.
Außer den Zeichnungen der „Oberlausitzer Alterthümer“ befinden sich in den zwei Bänden auch eine nicht unbedeutende Anzahl von Abbildungen, die er als Student zu Leipzig und in Thüringen, später gelegentlich bei Reisen in Schlesien und Böhmen gemacht hat.
Er hat in Sachsen in 39, in Schlesien in 14 und in Böhmen in 11 Kirchen gesammelt.

Die Schultz‘schen NOTIZEN & ABZEICHNUNGEN sind nicht als etwas Vollständiges zu betrachten. Wenn von ihm zuweilen nur weniges aus einem Ort gezeichnet wurde, so ist dies nicht als ein Beweis anzunehmen, dass da nicht mehr vorhanden war.
Oftmals hatte er eben nur wenig Zeit und Gelegenheit, an einem Ort länger zu verweilen bzw. diesen mehrmals zu besuchen – oder er ist nur einmal und vielleicht nur stundenlang dort gewesen. Darum hat er dort nur EINIGES zeichnen können und auf ein mögliches Wiedersehen hoffen müssen.

Biblio_resize.jpg

Seine herrlichen MANUSKRIPTE, KUPFERSTICHSAMMLUNGEN & ZEICHNUNGEN erhielt nach seiner Anordnung die >Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften<, die sie zu ihren wertvollsten Schätzen zählte.
In seinem >LETZTEN WILLEN< mahnte Schultz recht bescheiden an:

„Alles Gesammelte trug ich nun in ein BUCH IN FOLIO von Zeit zu Zeit ein und mit übertriebener Ersparung des Raums. Daß diese Sammlung von Alterthümern nicht nach einem angenommenen PLANE angelegt worden ist, fällt einem gar bald in die Augen. Niemand konnte mir einen Plan dazu entwerfen, weil es nicht Viele giebt, die an dergleichen Gegenständen Geschmack finden.
Dennoch wird es mir kein billig denkender Mensch verargen, wenn der GEDANKE & WUNSCH in meiner Seele aufsteigt: es wäre doch schade,
wenn diese Schriften zerrissen oder verloren würden, da sie zum Theil NICHT WIEDER ERSETZT werden könnten.
Ich lege diese Sammlungen keinen Kunstwerth bei; aber es ist doch eine COLLECTION, die ihr Eigenthümliches hat.“


Die „Städtischen Kunstsammlungen Görlitz“ bewahren die einmaligen Alben von JOHANN GOTTFRIED SCHULTZ mit mehreren Hundert Zeichnungen auf, darunter bildmäßig vollendete Zeichnungen von Ortschaften, charakteristischen Bergen und Tälern, Kirchen und profanen Bauten, aber auch Einleitungstexte von hohem regionalhistorischen Wert
– u.a. auch zu unserer Heimatstadt Senftenberg !
Nicht nur aus diesem Grund: >EHRE SEINEM ANDENKEN< !

…und auf o.a. >AUFRUF< komme ich noch bei passender Gelegenheit zu sprechen… ;)


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