Werktagshallen, Alltagstreiben,
Heute soll’s uns ferne bleiben,
Komm‘ es, wie es kommen mag:
Heute ist mal FEIERTAG !
Sorgt euch heut‘ nicht im geringsten !
FROHE PFINGSTEN ! FROHE PFINGSTEN !
Nehmt das Maiweinglas zur Hand:
Freude allem deutschen Land !
PFINGSTEN IST DAS FEST DER FREUDE,
DAS DA FEIERN WALD UND HEIDE …jedoch erreichte dieses
FEST nicht die
VOLKSTÜMLICHKEIT wie Weihnachten oder Ostern. Ein besonderes „Markenzeichen“ hat es aber:
kein Fest des Jahres ist so innig verbunden mit dem singenden, rauschenden Rhythmus der
NATUR und in seinen lieben, alten
GEBRÄUCHEN aus Urvätertagen mit Feld, Wald und Heide, mit Baum und Strauch. Speziell auf dem Lande ist mancherorts noch heute lebendig, was schon seit Jahrhunderten dem lieblichen Fest
PFINGSTEN das Gepräge gibt – wie hier auf verschiedenen
POSTKARTEN zu sehen ist:
Morgens in aller Herrgottsfrühe geht es unter Sang und Klang
(1) hinaus in Feld und Flur, in Gottes freie Natur. Alles prangt im schönsten Schmuck. Der junge Bursche zeichnet jene Dorfschöne, die er heimzuführen gedenkt, mit dem ‚Setzen der Birke‘
(2) aus.
Dieser
BRAUCH mit Tanz und Frohsinn klingt hier und da gar mit der von alten Volkstänzen und Volksliedern begleiteten Wahl einer
PFINGSTKÖNIGIN (3) aus.
Überhaupt steht zu Pfingsten das junge
MAIENGRÜN hoch im Kurs, welches aus Hauseingängen und Torbögen, von Balkonen und Fenstersimsen leuchtet. Da ist keine Stube, die nicht junges, frisches Laub in Schalen und Kübeln als Krone und Kranz birgt, kein Stall, kein Hof, der sich nicht dem festlichen Schmuck anpasst. Im Mittelpunkt des Dorfes aber flattern die bunten Bänder um den mächtigen
MAIBAUM (4), wiegen sich große und kleine
KRÄNZE unter seiner leuchtenden Krone, die von mutigen Kletterern erklommen wird, um die an ihr hängenden Geschenke zu ergattern.
Dass das
SCHIESSEN, eine löbliche Gewohnheit und echt ritterliche Übung, am
PFINGSTMONTAG seinen Anfang nahm, war schon vor Jahrhunderten Sitte.
Welche Seligkeit war einst mit dem Wort
>SCHÜTZENFEST< verbunden: Zuckerwerk, Karussel, Luftballons, Kasperltheater usw.
Aber nicht nur für die Kleinen war es ein
FREUDENTAG.
SCHÜTZENFESTE waren für jedermann
VOLKSFESTE im wahrsten Sinne des Wortes.
Wenn ihre Zeit herankam, traf alles, Alt und Jung, Arm und Reich, mit freudiger Erregung die
VORBEREITUNGEN, um das
FEST recht schön zu gestalten.
SCHÜTZENFESTE IN UNSERER HEIMAT
fanden stets zu
PFINGSTEN und am
1. SONNTAG IM AUGUST statt,
wie schon die Ankündigung im ersten archivierten Jahrgang des Senftenberger Lokalblattes von 1882 beweist:
Am Vormittag zog die Stadtkapelle früher vor die Häuser der
SCHÜTZENBRÜDER und brachte dort flotte Weisen als Ständchen.
Gegen Mittag strömten von allen Seiten die
SCHÜTZEN in ihren schmucken Uniformen zum Sammelplatz vor dem
RATHAUS.
Nachdem angetreten und die Front ausgerichtet war, wurden unter den Klängen des
PRÄSENTIERMARSCHES die Fahnen feierlich abgeholt, und unter Vorantritt der Stadtkapelle marschierte der Zug, von der gesamten Bevölkerung begleitet, zum
SCHÜTZENPLATZ.
Auf dem Festplatz setzt dann ein buntes Treiben bei
VOLKSBELUSTIGUNGEN aller Art ein. Bei den munteren Weisen der Stadtkapelle war bald ein
TÄNZCHEN im Gange, und in fröhlicher Stimmung freute sich jeder seines Lebens.
Unterdessen standen die
SCHÜTZEN auf dem Schießstand in edlem Wettbewerb um die
KÖNIGSWÜRDE. Wer den besten Schuss abgegeben hatte, wurde auf die Dauer eines Jahres bis zum nächsten Schützenfest zum
KÖNIG DER GILDE ausgerufen, der zweitbeste Schuss bringt dem betreffenden Schützen die
MARSCHALLWÜRDE ein.
In den Abendstunden erfolgte dann der
EINMARSCH IN DIE STADT. Vor dem Hause des Schützenkönigs hielt der Zug. Dann wurde weggetreten. Alles eilte nach Hause, denn nach kurzer Zeit begann der traditionelle
SCHÜTZENBALL, bei dem jeder in fröhlichster Stimmung bis zum frühen Morgen das Tanzbein schwang, oder durch einen festen Trunk für einen würdigen
ABSCHLUSS DES SCHÜTZENFESTES sorgte.
Über das
>SCHÜTZENFEST< des Jahres
1939 konnte man im >Senftenberger Anzeiger< folgendes lesen:
„Auch die SENFTENBERGER SCHÜTZENGILDE kann auf ein 500-jähriges und noch längeres Bestehen zurückblicken. Gegründet wurde sie zum Zwecke der Verteidigung gegen Raubritter oder anderer Feinde.
Heute dienen sie nur mehr der TRADITION. Pflege des Schießsports und der Kameradschaft sind ihre eigentlichen Ziele. Um die alte Schützentradition wieder lebendig werden zu lassen, steht nun wiederum das traditionelle SENFTENBERGER SCHÜTZENFEST bevor, und viele Hände sind rege, um das Fest zu einem schönen Erlebnis werden zu lassen. Es beginnt am 2. Pfingsttage und wird bis zum 3. Pfingsttage ausgedehnt. Dieser Tag, an dem auch das KÖNIGSSCHIESSEN stattfindet, steht unter dem Kennwort ‚Senftenbergs Kleinschützen marschieren‘, für die seitens des Schützenhauses ein besonderes KINDERFEST mit Ausmarsch stattfindet. Und wer daheim von den Kindern ein HOLZGEWEHR hat, wird es sicherlich mitbringen, um dem AUSMARSCH ein möglichst getreues Abbild zu verleihen.
Auf den Schießständen ist an beiden Tagen für jedermann für ausreichende Schießgelegenheit Sorge getragen und nicht weniger gut beschickt ist wiederum der VERGNÜGUNGSPLATZ.“
1944 – nach 5 Jahren
KRIEG – klangen die Berichte über das
PFINGSTFEST um ein Vielfaches trostloser:
„Mag auch der Krieg sich in seiner Unerbittlichkeit von Tag zu Tag steigern, unsere Feinde werden es nie erreichen, uns unseren MUT ZUR FRÖHLICHKEIT zu rauben. Wir tragen den Kopf hoch und in unseren Herzen den Sinn für alles Schöne und Gute, auch für ein FRÖHLICHES SPIEL, und sei es auch nur eine solche harmlose FREUDE, wie sie uns in den Feiertagen im VOLKSPARK auf dem SCHÜTZENHAUSPLATZ geschenkt wird. So oft schon hatte man Gelegenheit, hier jung und alt in einem wahrhaft VOLKSTÜMLICHEN VERGNÜGEN zu erleben.
Mißmutige und Griesgrämige, die dieses Vergnügen ablehnen, werden auch nie einen Sieg erringen. Wer aber froh und fröhlich auch hier einmal mitmacht, der wird ebenso frisch und frei auch dem Feind die Stirn bieten. Und so wird sich auch in unserem VOLKSPARK in den PFINGSTFEIERTAGEN das Wort bewahrheiten:
DEM FRÖHLICHEN GEHÖRT DIE WELT…
ganz besonders UNSERN KINDERN, die ja leider auch den Krieg spüren und auf manches verzichten müssen…
Das deutsche Volk vergißt die PFINGSTEN 1944 nicht, es beugt sich nicht und kennt auch keine Verzweiflung, am allerwenigstens diejenigen, die aus Trümmern noch ein letztes brauchbares Stück Hausrat oder Kleidung bergen…“Deshalb mein Wunsch zu
PFINGSTEN 2018: >NIE WIEDER KRIEG!<