Neues 126 - 2014-04-20

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Matthias
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Neues 126 - 2014-04-20

Beitragvon Matthias » So 20. Apr 2014, 10:10

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Harald
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Re: Neues 126 - 2014-04-20

Beitragvon Harald » So 20. Apr 2014, 13:39

WENDISCHE OSTERN
Die Wenden der Lausitz begehen das OSTERFEST auf besondre Art.
Drei uralte Bräuche sind es, die von Volkskunst und Volksglauben getragen sind:
das OSTEIERMALEN, das OSTERSINGEN und das OSTERREITEN (Kreuzreiterprozession).

Ich wende mich heute ausschließlich dem
OSTEREIERMALEN zu,
weil ich damit eine kleine Erinnerung an meinen Großvater verbinde.
Er hat mir, als ich noch ein kleiner Junge war, eine typisch wendische „Ostereierverzierungstechnik“ beigebracht – die WACHSTECHNIK.

Wachstechnik_resize.jpg

Benötigt wurden eine große Kartoffel, in der ein gebogener Esslöffel für die Aufnahme des Bienenwachses steckte, welches durch eine darunter stehende brennende Kerze erhitzt wurde.
Zum Auftragen der Ornamente benutzten wir unterschiedlich beschnittene Federkiele und ein kleines Stäbchen, an dessen Ende eine Stecknadel befestigt wurde.
Dieses Instrumentarium wurde über die Jahre sorgfältig aufbewahrt, vor allem Bienenwachs war in unserer Bergbaugegend „Goldstaub“, denn Imker waren bei uns recht selten. Gekocht wurden „meine“ Eier zum größten Teil in „Zwiebelschalensud“, welcher den Ostereiern einen sehr speziellen, würzigen Geschmack verlieh.
Ich habe diesen Osterbrauch auch noch lange Zeit in meiner eigenen Familie erhalten
– bis unsere Kinder aus dem Haus waren…

Da heute ein Foto vom Stammhaus des >Senftenberger Anzeiger< zu sehen ist, möchte ich auf die sehr gut recherchierten, heimatkundlichen Artikel in der Lokalzeitung, ganz besonders aber in der in unregelmäßigen Abständen erscheinenden, 4-seitigen Beilage >Aus der Heimat – für die Heimat< hinweisen, bei deren Themenvielfalt jedem Heimatforscher „das Herz im Leibe hüpft“.
Aus vielen Beiträgen zum Thema „Wendische Ostern“ habe ich den folgenden aus dem Jahre 1928 ausgewählt:

„Die Sitte des OSTEIERMALENS findet sich zwar auch in nichtwendischen Gegenden, hat aber bei den Wenden eine besondere künstlerische Ausgestaltung erfahren.
Kurze Zeit vor Ostern sind bei den wendischen Bauern keine Ostereier zu haben. Sie werden gesammelt, denn man braucht sie als ‚Pateneier’. Damit hat es folgende Bewandnis:
Am ersten Osterfeiertag gehen die Kinder, mit bunten Körbchen und Täschchen bewaffnet zu ihren Paten, um sich die fälligen Ostereier und die nicht zu vergessende Patensemmel (in Zopfform hergestellt) zu erbitten. Das ist schon seit langen Jahren so üblich.
Auf diesen Ansturm – die Bauern haben oft viele Patenkinder – wappnet man sich natürlich vorher. Deshalb schon das Eiersammeln. Einige Tage vor dem Fest sind die Eier gekocht und mit allerlei Farben, meist nach eigenen Hausrezepten hergestellt, gefärbt worden. Eine riesengroße Tonschüssel steht auf dem Tisch und die bunten Eier harren der weiteren ‚Bearbeitung’.
Sie sind gewissermaßen erst das ‚Rohmaterial’.
Mit einem spitzen Eisengriffel wird die Farbe teilweise wieder abgekratzt und auf diese Weise erzielt man allerlei Ornamente.
Ein ‚Gänsekiel’ in Scheidewasser [Salpetersäure] getaucht, zaubert von kundiger Hand geführt, Gestalten und Tiere auf das Ei. Andre zeichnen wieder mit flüssigem Wachs auf die ungekochten Eier.
Dann werden sie in der Farbe gekocht und die gewachsten Stellen erscheinen weiß. Die verwendeten Formen sind von einer künstlerischen Mannigfaltigkeit, die den Beschauer in Erstaunen versetzt.
Laubzweige, Strichornamente, Sträuße, Tiere, ja ganze Bildwerke werden mit viel Kunstsinn auf die Eier gemalt. Diese kleinen Kunstwerke werden oft genug auch als Zierstücke verwendet.
Um in diesem Falle das Austrocknen des Eiinhalts zu beschleunigen, durchsticht man die Schale des Eies an den beiden spitzen Enden. Schwarzgefärbte Eier werden auch durch schwächeren oder stärkeren Druck mit einer Feile mit Schattierungen versehen.
Es ist zweifellos eine Volkskunst, die sich hier zeigt.
Deshalb sind auch schon besonders schöne Exemplare von Museen aufgekauft worden…“


Ostereier in Wachstechnik_resize.jpg

Bleibt mir zum Schluss nur noch, allen interessierten Lesern meiner Kommentare und befreundeten Heimatforscherkollegen FRÖHLICHE OSTERN zuzurufen, in der Hoffnung, eventuell im nächsten Jahr an dieser Stelle von einem weiteren wendischen Osterbrauch zu berichten…


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