Das heute abgehandelte
HEIMATFEST weckt sicher in jedem von uns das Gefühl der
>HEIMATLIEBE<, der
LIEBE zum vertrauten Ort, an dem man in der sicheren Obhut der Eltern laufen und sprechen lernte, den man eventuell auch schon mal für längere Zeit verlassen musste, um in der Welt etwas zu werden und nach dem man sich dann sehnt, wenn man mutterseelenallein in der Fremde lebt.
>HEIMAT< ist übrigens ein urdeutscher, in andere Sprachen schwer übersetzbarer Begriff, der um 1800 in Mode kam und später leider oft politisch missbraucht wurde, wie man im Vorfeld des 1939-er Heimatfestes auch im >Senftenberger Anzeiger< bemerken konnte:
„Das Denken und Handeln für die HEIMAT ist deutsche Art.
Es gibt kein Stückchen Erde im deutschen Raum, kein Stückchen HEIMAT, um das unsere Vorfahren nicht in heißem Kampfe gerungen hätten.
Pflug und Schwert waren immer abwechselnd tätig, um dieser HEIMAT den Frieden zu erhalten.
So auch in unserer MARK BRANDENBURG. In dieser Streusandbüchse rang und ringt der Mensch schwer dem Boden die Ernte ab,
die Schaffung industrieller und wirtschaftlicher Werte ist nicht leicht. In die MÄRKISCHE SCHOLLE gräbt der Bauer alljährlich seine Furchen,
in den Braunkohletagebauen singt Tag und Nacht der Bagger sein Lied, rasseln die Kohlenzüge einher. In den Fabriken pulsiert emsiges Leben bei der Brikettherstellung. Ragende Schornsteine und wehende Rauchfahnen lassen erkennen, daß man hier emsig am Schaffen ist.
Das sind HEIMATKLÄNGE, die überall zu hören sind, in Dorf und Stadt.
Lauschen wir den GESÄNGEN UNSERER HEIMAT, wo manche vertrauten Lieder an unser Ohr klingen, die wir alle lieb gewonnen haben,
die uns zu täglicher Arbeit am GROSSDEUTSCHEN VOLK anspornen.“Dass diese
„GEFÜHLSDUSELEI“ wohl vor allem der
PSYCHOLOGISCHEN KRIEGSVORBEREITUNG diente,
fiel mir bei der Lektüre der zahl~ & detailreichen Artikel des >Senftenberger Anzeiger< zum Heimatfest auf,
in denen ein Senftenberger
„VOLKSHELD“ überaus euphorisch gefeiert wurde.
Ich zitiere nun in komprimierter Form die für mich diesbezüglich augenfälligsten
AUSSAGEN:
Die
KRONE DES HEIMATFESTES bildete die Uraufführung des
RITTERLICHEN SPIELS >HANS VON POLENZ<
Vor Beginn des Spieles erfreute hier das Koar-Orchester durch den Vortrag von flotten
MILITÄRMÄRSCHEN.
Gegen 21 Uhr versammelten sich im
SCHLOSSHOF über 1000 Theaterbesucher, denen das
HEIMATLICHE FESTSPIEL zum Erlebnis wurde. Damit die Besucher die Vorgänge auf der Bühne recht gut verfolgen konnten, war eine amphitheatralisch ansteigende Sitzgelegenheit gezimmert worden, die 600 Personen zu fassen vermochte. Unsere
NATURBÜHNE war vortrefflich geeignet zur Aufführung des Stückes, in dem
KRIEGSMANNEN ihr Wesen trieben.
Der
SCHAUPLATZ war mit grünem Rasen bedeckt. Hohe Bäume bildeten die Naturkulissen zu zwei Spielflächen, auf denen sich das dramatische Geschehen abspielte. Gesang und Monologe leiteten das Spiel ein, das in zunehmender Steigerung
HASS & VERWÜNSCHUNGEN gegen den
FEIND brachte,
GEFOLGSCHAFTSTREUE, mannhaftes
FÜHRERTUM und echte
HEIMATLIEBE aufleben ließ.
Vom
SCHLOSSHOF her hallten Sprechchöre und die Stimmen von Einzelsprechern, rasselten die
LANDSKNECHTSTROMMELN und zerriss schneidiger
FANFARENRUF die Stille des Abends.
120 Personen wirkten in diesem Spiel mit und alle zusammen waren mit Lust und Freude bei der Sache, um dem Heimatspiel die historische Atmosphäre zu geben und es recht wirksam zu gestalten.
Mit besonderer Liebe wurde die Figur des
LANDVOGTS gezeichnet, die während der ganzen Handlung mit edlem
PATHOS dem gesunden Menschenverstand Ausdruck gab und in flammenden Worten immer wieder von der
LIEBE ZUR HEIMAT kündete…
Das Stück war aber auch ein
LOBLIED auf den
WEHRWILLEN der Vorfahren und auf die ritterliche Haltung DES Mannes, der vor Jahrhunderten für die Erhaltung und Sicherung der
HEIMAT alles einzusetzen versuchte –
HANS VON POLENZ [in alten Schriften auch: Hanns von Polentz(k)].
Das Stück ließ
IN HISTORISCHER TREUE Bewohner, Kriegsknechte, Ritter, Hauptleute, Männer und Frauen auf den Plan treten, die von den Untaten
FEINDLICHER SÖLDNER zermürbt, zum
WIDERSTAND drängten.
Dem
RUFE DER TROMMEL folgten die Männer, die für die
HEIMAT, für Frauen und Kinder ihr Leben einzusetzen bereit waren.
Packende Bilder des
WEHRWILLENS, mitreißende Szenen der
KAMERADSCHAFT erstanden vor den Augen der Besucher.
Es führte Jahrhunderte zurück, in eine Zeit, als verheerende Züge der
HUSSITEN Sachsen, Schlesien, die Lausitz und andere Gaue heimsuchten und den Bauersmann nötigten, den Pflug aus der Hand zu tun und das Schwert zur
VERTEIDIGUNG DER HEIMAT zu ergreifen.
>ZU DEN WAFFEN< rief die Trommel im Lande, denn vom
FEINDE drohte Schmach und Schande.
RITTER & KRIEGER traten auf, versammelten sich um ihren
ANFÜHRER HANS VON POLENZ, der Anfang des 15. Jahrhunderts Besitzer von
SENFTENBERG, Landvogt und Statthalter des Königs Wenzel von Böhmen war, bei dem er in hohem Ansehen stand.
Die heftigen Fehden um
SENFTENBERG im 13. Jahrhundert, die fortwährenden kriegerischen Geplänkel veranlaßten im 14. Jahrhundert, eine feste
MAUER um unseren Heimatort zu legen, um den Einfällen
KRIEGERISCHER HORDEN besser begegnen zu können.
In die Zeit der Ueberfälle, des Ansturmes
MORD~ & RAUBLUSTIGER BANDEN, die das Land verwüsteten und die Bewohner niedermetzelten, führte die Besucher das ritterliche Spiel
>HANS VON POLENZ<, das Willy Schirmer auf die Bühne gebracht hat. Die Musik schrieb Fritz Saaß, Berlin. Es war ein
ERHABENER GESANG AUF DIE HEIMAT, der wir alle
AUF GEDEIH UND VERDERB verbunden sind, der wir all unsere Kräfte zu weihen haben.
Das
HEIMATFESTSPIEL erlebte eine viermalige Aufführung. Es waren Laienspieler, die es gewandt auf die Bühne stellten. Man bestaunte deren Einfühlungsvermögen und darstellerisches Können, bewunderte schließlich ihre
LIEBE zum großen
HEIMATLICHEN GESCHEHEN.
Sie durften sich des Dankes aller Besucher sicher sein. Lebhafter Beifall dankte den Mitwirkenden, die hervorragenden Spieler und der Autor des Stückes wurden mit Blumensträußen bedacht…
So war alles getan worden, um es den vielen Menschen so angenehm wie möglich zu machen.
Sie fühlten sich wohl, und auch die
WIRTE ließen es an nichts fehlen, das zum wohligen Behagen der
GÄSTE führen konnte.
Überall war eine seltene Aufgeschlossenheit anzutreffen.
Die
GASTSTÄTTEN hatten ihren Betrieb unter den freien Himmel verlegt, der mit freundlich blinkenden Sternen behängt war.
Taghell erleuchtet war der
MARKTPLATZ und auch der Platz vor dem
HOTEL MINGAU, auf dem der
BELUSTIGUNG die Tore geöffnet wurden.
Einem Tanz durch das Nadelöhr folgten Würstchen-Wettessen für Damen sowie Bier-Wett-Trinken für Herren usw.
Auch im
BURGKELLER und in der
BURGSCHÄNKE (Eingang Heimatmuseum) war für des Leibes Atzung gesorgt worden…
Das
HEIMATFEST war abgehakt und am 1. September begann der
2.WELTKRIEG. Im Kino lief wochenlang der Film
>HEIMATLAND< plus Kriegsbericht aus Polen, am 24. d.M. gab es kämpferische
MILITÄRMUSIK bis zum Abwinken und 3 Tage später erschien die erste
TRAUERANZEIGE vom Polenfeldzug im >Senftenberger Anzeiger<, der noch unzählige folgen sollten…