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Neues 327 - 2018-05-27

Verfasst: Sa 26. Mai 2018, 19:42
von Matthias
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Re: Neues 327 - 2018-05-27

Verfasst: So 27. Mai 2018, 14:08
von Harald
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Das heute abgehandelte HEIMATFEST weckt sicher in jedem von uns das Gefühl der >HEIMATLIEBE<, der LIEBE zum vertrauten Ort, an dem man in der sicheren Obhut der Eltern laufen und sprechen lernte, den man eventuell auch schon mal für längere Zeit verlassen musste, um in der Welt etwas zu werden und nach dem man sich dann sehnt, wenn man mutterseelenallein in der Fremde lebt.
>HEIMAT< ist übrigens ein urdeutscher, in andere Sprachen schwer übersetzbarer Begriff, der um 1800 in Mode kam und später leider oft politisch missbraucht wurde, wie man im Vorfeld des 1939-er Heimatfestes auch im >Senftenberger Anzeiger< bemerken konnte:

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„Das Denken und Handeln für die HEIMAT ist deutsche Art.
Es gibt kein Stückchen Erde im deutschen Raum, kein Stückchen HEIMAT, um das unsere Vorfahren nicht in heißem Kampfe gerungen hätten.
Pflug und Schwert waren immer abwechselnd tätig, um dieser HEIMAT den Frieden zu erhalten.
So auch in unserer MARK BRANDENBURG. In dieser Streusandbüchse rang und ringt der Mensch schwer dem Boden die Ernte ab,
die Schaffung industrieller und wirtschaftlicher Werte ist nicht leicht. In die MÄRKISCHE SCHOLLE gräbt der Bauer alljährlich seine Furchen,
in den Braunkohletagebauen singt Tag und Nacht der Bagger sein Lied, rasseln die Kohlenzüge einher. In den Fabriken pulsiert emsiges Leben bei der Brikettherstellung. Ragende Schornsteine und wehende Rauchfahnen lassen erkennen, daß man hier emsig am Schaffen ist.
Das sind HEIMATKLÄNGE, die überall zu hören sind, in Dorf und Stadt.
Lauschen wir den GESÄNGEN UNSERER HEIMAT, wo manche vertrauten Lieder an unser Ohr klingen, die wir alle lieb gewonnen haben,
die uns zu täglicher Arbeit am GROSSDEUTSCHEN VOLK anspornen.“


Dass diese „GEFÜHLSDUSELEI“ wohl vor allem der PSYCHOLOGISCHEN KRIEGSVORBEREITUNG diente,
fiel mir bei der Lektüre der zahl~ & detailreichen Artikel des >Senftenberger Anzeiger< zum Heimatfest auf,
in denen ein Senftenberger „VOLKSHELD“ überaus euphorisch gefeiert wurde.
Ich zitiere nun in komprimierter Form die für mich diesbezüglich augenfälligsten AUSSAGEN:

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Die KRONE DES HEIMATFESTES bildete die Uraufführung des

RITTERLICHEN SPIELS >HANS VON POLENZ<

Vor Beginn des Spieles erfreute hier das Koar-Orchester durch den Vortrag von flotten MILITÄRMÄRSCHEN.
Gegen 21 Uhr versammelten sich im SCHLOSSHOF über 1000 Theaterbesucher, denen das HEIMATLICHE FESTSPIEL zum Erlebnis wurde. Damit die Besucher die Vorgänge auf der Bühne recht gut verfolgen konnten, war eine amphitheatralisch ansteigende Sitzgelegenheit gezimmert worden, die 600 Personen zu fassen vermochte. Unsere NATURBÜHNE war vortrefflich geeignet zur Aufführung des Stückes, in dem KRIEGSMANNEN ihr Wesen trieben.
Der SCHAUPLATZ war mit grünem Rasen bedeckt. Hohe Bäume bildeten die Naturkulissen zu zwei Spielflächen, auf denen sich das dramatische Geschehen abspielte. Gesang und Monologe leiteten das Spiel ein, das in zunehmender Steigerung HASS & VERWÜNSCHUNGEN gegen den FEIND brachte, GEFOLGSCHAFTSTREUE, mannhaftes FÜHRERTUM und echte HEIMATLIEBE aufleben ließ.
Vom SCHLOSSHOF her hallten Sprechchöre und die Stimmen von Einzelsprechern, rasselten die LANDSKNECHTSTROMMELN und zerriss schneidiger FANFARENRUF die Stille des Abends.
120 Personen wirkten in diesem Spiel mit und alle zusammen waren mit Lust und Freude bei der Sache, um dem Heimatspiel die historische Atmosphäre zu geben und es recht wirksam zu gestalten.
Mit besonderer Liebe wurde die Figur des LANDVOGTS gezeichnet, die während der ganzen Handlung mit edlem PATHOS dem gesunden Menschenverstand Ausdruck gab und in flammenden Worten immer wieder von der LIEBE ZUR HEIMAT kündete…

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Das Stück war aber auch ein LOBLIED auf den WEHRWILLEN der Vorfahren und auf die ritterliche Haltung DES Mannes, der vor Jahrhunderten für die Erhaltung und Sicherung der HEIMAT alles einzusetzen versuchte – HANS VON POLENZ [in alten Schriften auch: Hanns von Polentz(k)].
Das Stück ließ IN HISTORISCHER TREUE Bewohner, Kriegsknechte, Ritter, Hauptleute, Männer und Frauen auf den Plan treten, die von den Untaten FEINDLICHER SÖLDNER zermürbt, zum WIDERSTAND drängten.
Dem RUFE DER TROMMEL folgten die Männer, die für die HEIMAT, für Frauen und Kinder ihr Leben einzusetzen bereit waren.
Packende Bilder des WEHRWILLENS, mitreißende Szenen der KAMERADSCHAFT erstanden vor den Augen der Besucher.
Es führte Jahrhunderte zurück, in eine Zeit, als verheerende Züge der HUSSITEN Sachsen, Schlesien, die Lausitz und andere Gaue heimsuchten und den Bauersmann nötigten, den Pflug aus der Hand zu tun und das Schwert zur VERTEIDIGUNG DER HEIMAT zu ergreifen.
>ZU DEN WAFFEN< rief die Trommel im Lande, denn vom FEINDE drohte Schmach und Schande. RITTER & KRIEGER traten auf, versammelten sich um ihren ANFÜHRER HANS VON POLENZ, der Anfang des 15. Jahrhunderts Besitzer von SENFTENBERG, Landvogt und Statthalter des Königs Wenzel von Böhmen war, bei dem er in hohem Ansehen stand.
Die heftigen Fehden um SENFTENBERG im 13. Jahrhundert, die fortwährenden kriegerischen Geplänkel veranlaßten im 14. Jahrhundert, eine feste MAUER um unseren Heimatort zu legen, um den Einfällen KRIEGERISCHER HORDEN besser begegnen zu können.
In die Zeit der Ueberfälle, des Ansturmes MORD~ & RAUBLUSTIGER BANDEN, die das Land verwüsteten und die Bewohner niedermetzelten, führte die Besucher das ritterliche Spiel >HANS VON POLENZ<, das Willy Schirmer auf die Bühne gebracht hat. Die Musik schrieb Fritz Saaß, Berlin. Es war ein ERHABENER GESANG AUF DIE HEIMAT, der wir alle AUF GEDEIH UND VERDERB verbunden sind, der wir all unsere Kräfte zu weihen haben.
Das HEIMATFESTSPIEL erlebte eine viermalige Aufführung. Es waren Laienspieler, die es gewandt auf die Bühne stellten. Man bestaunte deren Einfühlungsvermögen und darstellerisches Können, bewunderte schließlich ihre LIEBE zum großen HEIMATLICHEN GESCHEHEN.
Sie durften sich des Dankes aller Besucher sicher sein. Lebhafter Beifall dankte den Mitwirkenden, die hervorragenden Spieler und der Autor des Stückes wurden mit Blumensträußen bedacht…

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So war alles getan worden, um es den vielen Menschen so angenehm wie möglich zu machen.
Sie fühlten sich wohl, und auch die WIRTE ließen es an nichts fehlen, das zum wohligen Behagen der GÄSTE führen konnte.
Überall war eine seltene Aufgeschlossenheit anzutreffen.
Die GASTSTÄTTEN hatten ihren Betrieb unter den freien Himmel verlegt, der mit freundlich blinkenden Sternen behängt war.
Taghell erleuchtet war der MARKTPLATZ und auch der Platz vor dem HOTEL MINGAU, auf dem der BELUSTIGUNG die Tore geöffnet wurden.
Einem Tanz durch das Nadelöhr folgten Würstchen-Wettessen für Damen sowie Bier-Wett-Trinken für Herren usw.
Auch im BURGKELLER und in der BURGSCHÄNKE (Eingang Heimatmuseum) war für des Leibes Atzung gesorgt worden…

Das HEIMATFEST war abgehakt und am 1. September begann der 2.WELTKRIEG. Im Kino lief wochenlang der Film >HEIMATLAND< plus Kriegsbericht aus Polen, am 24. d.M. gab es kämpferische MILITÄRMUSIK bis zum Abwinken und 3 Tage später erschien die erste TRAUERANZEIGE vom Polenfeldzug im >Senftenberger Anzeiger<, der noch unzählige folgen sollten…
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