Neues 329 - 2018-06-10

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Matthias
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Neues 329 - 2018-06-10

Beitragvon Matthias » Sa 9. Jun 2018, 07:53

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Harald
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Re: Neues 329 - 2018-06-10

Beitragvon Harald » Mo 11. Jun 2018, 11:13

DENN WAS MAN SCHWARZ AUF WEISS BESITZT,
KANN MAN GETROST NACH HAUSE TRAGEN.

(Quelle: Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808. Studierzimmer, Schüler zu Mephistopheles)


Goethes Spruch lässt vermuten, dass er selbst wohl auch schlechte Erfahrungen mit bloßen Versprechungen seiner Mitmenschen gemacht hatte.
Warum sonst plädierte er wohl dafür, alles schriftlich niederzulegen.
SCHWARZ AUF WEISS soll heißen:
Tinte oder Druckerschwärze auf Papier, denn nur ein solches DOKUMENT besitzt Klarheit und Eindeutigkeit, auf die man sich zumeist verlassen kann.
Dessen sind sich natürlich auch alle HEIMATFORSCHER bewusst.
Schriftliche DOKUMENTE zu einem Ereignis, das sich in meinem Heimatort am 7. November 1949 zugetragen hat, sollen dies verdeutlichen.

Hörlitz_resize.jpg

In seinen handschriftlichen „Erinnerungen“ schildert der OBERSTEIGER i.R. WILLY ZEUMER auch die

RUTSCHUNG DER BAHNSTRECKE IN HÖRLITZ / SFB II

„Das Dorf HÖRLITZ kam 1938/40 zum Abriss und am 28. Februar 1949
wurde der letzte Waggon Kohle aus dem Tagebau gefördert.
Zu Pfingsten des gleichen Jahres wurde, nachdem sämtliches Material aus dem Tagebaugelände herausgeschafft worden war, die letzte Wasserhaltung, die noch mit 2 Pumpen (Leistung: 10 m³/min) besetzt war, angehalten. Im großen, noch offenen Tagebaubecken sammelte sich das Grubenwasser an.
Am 7. November 1949, als der Wasserspiegel die Höhe von ungefähr 3 Metern erreicht hatte, erfolgte am östlichen Dorfausgang ein ERDRUTSCH an der Tagebaukante auf einer Länge von 350 Metern.
Auf gleicher Länge rutschte auch der gesamte Bahnkörper der
Schipkauer Bahn, 300 m westlich vom Bahnhof Senftenberg-West bis zum Dorfrand in die Tiefe.
Die Anzeichen einer RUTSCHUNG wurden schon 8 Tage vorher bemerkt und täglich von der Werksverwaltung der Bergbehörde sowie der Eisenbahnverwaltung beobachtet.
Ab dem 4. November wurde die Strecke von der Deutschen Reichsbahn Tag und Nacht mit einer Wache besetzt. Am 6. November ließ der Wachtposten um 23 Uhr noch den Personenzug passieren, hielt aber den nachfolgenden Güterzug von Senftenberg nach Finsterwalde am Bahnhof Senftenberg-West an und ließ der Bahnverwaltung melden,
daß der Zugverkehr eingestellt werden muss. Da die Gefahr des ABRUTSCHENS jetzt deutlich zu erkennen war, wurde der Verkehr eingestellt. Am Morgen des 7. November um ½ 5 Uhr glitt der gesamte Bahnkörper in die Tiefe.
Es ist als großes Glück zu bezeichnen, daß diese Katastrophe kein Menschenleben gefordert hat.
Der GÜTERVERKEHR blieb stillgelegt, wogegen der PERSONENVERKEHR durch Umsteigen am Grundstück Hundertmark
fortgeführt werden konnte.
Netz_resize.jpg
Am gleichen Tage wurde eine VERLEGUNG DER BAHNSTRECKE durch die Hörlitzer Siedlung beschlossen und sofort mit deren Ausführung begonnen.
Am 4. Januar 1950 war es dann so weit:
die neue Bahnstrecke konnte dem Verkehr übergeben werden.“


Dieser TEXT erschien 2002 in der >FESTSCHRIFT - 555 JAHRE HÖRLITZ<
und 2015 in dem BUCH >…nächster Halt Senftenberg II< von NORBERT JURK.
Allerdings liest sich in beiden Dokumentationen der oben als Faksimile eingefügte SATZ ein klein wenig anders:
„…mussten Fahrgäste, die aus Richtung Finsterwalde kamen, aussteigen und durch den ganzen Ort bis zum Bahnhof Senftenberg-West laufen und wurden dann bis Senftenberg weitergefahren. Umgekehrt war der gleiche Fußmarsch angesagt.“
Bleibt die Frage offen, was wohl Zeumer mit dem „BAHNHOFS-NETZ“ gemeint haben könnte,
aus dem in den nachfolgenden Veröffentlichungen der "BAHNHOF SENFTENBERG-WEST" wurde…
Bis wohin musste man denn nun zu Fuß traben ? :? Ich werde mal unseren "allwissenden" Nestor DIETMAR SEIDEL im HÖRLITZER HEIMATVEREIN befragen.

Buchtitel_resize.jpg

SCHWARZ AUF WEISS sind auch TEXT & FOTOS von diesem Ereignis in der o.a. wissenschaftlichen Broschüre zu finden:

Hörlitz Rutschung_resize.jpg

GRUBE FRANZ MEHRING. BAUFELD HÖRLITZ.
„Die Bilder zeigen diese Rutschung. Die Tagebaufront verlief an der Rutschungsstelle etwa ostwestlich.
Abb.1, 2 und 3 zeigen die Gesamtrutschung von W nach O gesehen. Abb.4 stellt die Ansicht der Rutschung von O nach W gesehen dar.
Der am Tagebaurande gelegene Bahnkörper wurde auf einer Länge von etwa 300-400 m von der Rutschung betroffen. Der Tagebau war wegen völligen Abbaus der verfügbaren Kohle still gelegt. Man ließ das Wasser aufgehen.“


SCHWARZ AUF WEISS präsentierten die pfiffigen HÖRLITZER der BKV bereits am 17.11.1949 eine gepfefferte „RECHNUNG“
bezüglich Verlegung der Eisenbahn:

Forderungen_resize.jpg

Interessanterweise versuchte man „in einem Abwasch“ gleich noch zu einem eigenen >BAHNHOF HÖRLITZ< zu kommen,
wie der folgende Schriftverkehr offenbart:

Bf Hörlitz_resize.jpg

Daraus wurde aber leider nichts mehr, da die BAHNLINIE im Jahre 1967 stillgelegt wurde,
an deren einstigen Verlauf nur noch vage die an Hörlitz vorbeiführende L 60 erinnert…


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