EIN AUFSCHREI GING DURCH SENFTENBERG
Innerhalb der
WALLANLAGE der ehemaligen
FESTUNG SENFTENBERG befindet sich der vor allem bei Kindern beliebte
TIERPARK, in dem sich einheimische und exotische Tiere ein Stelldichein geben. Berühmtheit erlangte die
>BÄRENBURG<, eine der ältesten noch bestehenden Anlagen des Parks mit ihren europäischen Braunbären in – wie es hieß –
„TRADITIONELLER HALTUNG“.
Was man sich darunter vorstellen soll, kann ich mir nur mit der Beschreibung eines
BÄRENZWINGERS von 1862 erklären:
Einst war geplant, große Teile des Tierparks zu einem
ERLEBNIS-BÄRENPARK umzubauen.
Womöglich wäre er dann auch „traditionell“ nach dem Vorbild des
BÄRENZWINGERS im Zoologischen Garten zu Berlin, beschrieben im Jahre 1875 in der >Zeitschrift für BAUWESEN<, errichtet worden:
„Bei der ANLAGE DES BÄRENZWINGERS wurde Bezug auf die LEBENSGEWOHNHEITEN dieser Thierarten genommen.
Da mit wenigen Ausnahmen sämmtliche BÄRENRACEN jedweden Temperaturwechsel mit Leichtigkeit ertragen, haben die Räume nur den Zweck, durch Versetzen der Thiere die täglich nothwendige Reinigung der Außenställe, sowie den häufig vorkommenden Wechsel dieser BESTIEN zu ermöglichen. Für die Gestaltung war maaßgebend, eine möglichst große SCHAUFLÄCHE für das Publicum zu gewinnen.
Für die Gestaltung der ARCHITEKTUR war es geboten, einen möglichst SCHWEREN, FESTUNGSARTIGEN CHARAKTER zu wählen, um dem Beschauer das Gefühl der möglichsten SICHERHEIT, gegenüber der Wildheit dieser Thiere, zu geben. Ein Löwe oder Tiger wird selten seine Kräfte gegen die ihn umgebenden Gitter oder Wände in Anwendung bringen, dagegen unterläßt der Bär nie, die Festigkeit seines GEFÄNGNISSES einer fortwährenden Prüfung zu unterwerfen.
Dieser Umstand verbietet auch die Anwendung hölzerner SCHEIDEWÄNDE & VERBINDUNGSTHÜREN, so daß hier nur MASSIVES MAUERWERK als Abschlußwände der einzelnen Behältnisse, sowie EISERNE THÜREN sich als vollständig sicher erwiesen haben. In Rücksicht hierauf sind sämmtliche GITTER von einzölligem Rundeisen mit verbindenden Flachschienen von 2 ½ Zoll Breite, ½ Zoll Stärke, also stärker als im Raubtierhaus gewählt.
Die THÜREN werden mittels KETTEN in die Höhe gezogen. FESTVERMAUERTE GASROHRE umkleiden die in den KÄFIGEN freiliegenden Ketten, und hindern die Thiere, ein Hochziehen der Thüren selbständig zu bewirken.
Die FUSSBÖDEN der einzelnen STÄLLE ist aus Rollschichtpflaster in Cementmörtel hergestellt. Eine zweiseitige Granittreppe führt zur PLATTFORM, von welcher dem Beschauer eine bequeme UEBERSICHT über sämtliche Räume gewährt wird. Die in jedem Käfig angebrachten NISCHEN bieten mit den darin aufgeführten LAGERSTELLEN aus Feld~ und Kalksteinen den Insassen ein PLÄTZCHEN, um sich der von ihnen so sehr geliebten ungestörten RUHE hinzugeben…“Es ist offensichtlich, dass hierbei in erster Linie nicht das
WOHL DER TIERE,
sondern nur der
SCHAUWERT und die
SICHERHEIT DER BESUCHER im Vordergrund standen.
In Senftenberg wurde die Idee vom
"BÄRENERLEBNISPARK" zu den Akten gelegt.
Nach knapp 60 Jahren war der
ZWINGER leer und der
REIFEN am KLETTERBAUM verwaist, denn die Geschwister Püppi, Mascha und Moritz, die 1991 im "ebenso desolaten" Tierpark Luckenwalde zur Welt kamen, hatten sich aufgemacht, um den Rest ihres bis dato eintönigen & trostlosen Lebens in einem
BÄRENPARK IM SCHWARZWALD zu verbringen. In Senftenberg schlug der
ABTRANSPORT der Bären hohe Wellen, da sich viele um die Zukunft des Tierparks sorgten, weil er einer vermeintlichen
ATTRAKTION und gleichzeitig seines
„WAHRZEICHENS“ verlustig ging.
Die „letzten Grüße“ von Senftenbergern mit Zeilen wie:
"Schade, dass ihr gehen müsst!",
"Lasst die Tiere hier!" oder
"Muss man das den Bären noch antun?" waren im Mai 2012 an der Freisichtanlage angebracht.
Vor allem bei der Grußzeile
„MUSS MAN DAS DEN BÄREN NOCH ANTUN ?“ sträubten sich bei mir allerdings die Nackenhaare. Im Laufe meines Lebens stellte ich bei meinen Tierpark-Besuchen immer wieder fest, dass gerade die
BRAUNBÄREN von allen im Tierpark beheimateten Tieren die
UNWÜRDIGSTE UNTERBRINGUNG zu erdulden hatten.
Die >Stiftung für Bären< nannte auf
http://www.baer.de folgende
FAKTEN:
"ein gerade mal den Zoorichtlinien entsprechendes Betonareal mit winzigen, engen Nachtställen, eine kahle Sandfläche und ein toter Baum an dem, was offensichtlich in jeder schlechten Bärenanlage zum Standard gehört, ein alter Autoreifen mit einer Kette befestigt war." Aufmerksame „echte“ Tierliebhaber stellten bei allen dort im Laufe der Jahrzehnte „einsitzenden“ Bären in zunehmendem Maße mehr oder minder ausgeprägte Verhaltensstörungen fest.
Ein
AUFSCHREI der Senftenberger war hierzu jedoch kaum zu vernehmen...
Im „
ZUSTANDSBERICHT über die Haltungsbedingungen von Braunbären in deutschen Zoos und Tierparks“ der international tätigen, österreichischen Tierrechts~ und Tierschutzorganisation
>VIER PFOTEN< liest es sich so:
Bei jedem Besuch des Bärengeheges hatte ich stets nur großes Mitleid mit diesen armen Geschöpfen, riesengroße Freude empfand ich dagegen bei ihrem Abtransport in das
>GRÜNE PARADIES<, einer 10 ha großen Freianlage, die sie sich mit weiteren sechs Bären und drei Wölfen teilen
und nunmehr ein deutlich angenehmeres Leben haben, als sie es bisher kannten. Die neuen Betreiber, die Integrationswerkstätten Senftenberg, die Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben integrieren, hatten die alles andere als artgerechte Bärenhaltung schon bei der Übernahme des Tierparks erkannt und bemühten sich um eine baldige „Hilfsaktion“.
Die Mitarbeiter mussten lange auf eine
LÖSUNG dieses dringenden Problems warten, denn es standen deutschlandweit noch weitere 30 Bären auf der
WARTELISTE.
Ich war froh darüber, als sie es endlich geschafft hatten, dem Bärentrio einen
>PLATZ AN DER SONNE< zu ermöglichen.