In den Jahren 1958 – 1962 führte mich mein täglicher
SCHULWEG von
SENFTENBERG-WEST bis zur
EOS „Walther Rathenau“ am
>STEPPKE< vorbei.
Anfangs hatte ich vom Fahrrad aus schon ab & an einen kurzen Blick auf die Dekoration der Schaufenster geworfen, da aber das dort gezeigte spärliche und eintönige Warenangebot für Teenager kaum reizvoll war, ließ ich es bald bleiben.
Auffallend war allerdings, dass
SENFTENBERG in den 1960er Jahren Jahren um viele „moderne“ Verkaufsstellen und Einkaufszentren reicher wurde.
HO und
KONSUM hatten sich redlich Mühe gegeben. Wohl niemand hatte damals die
„Einführung des arbeitsfreien Sonnabends in jeder zweiten Woche“ so begrüßt wie die Frauen, die allerdings in der Folgezeit größere Versorgungsprobleme nach sich zog. Die zeigten sich in den
>SCHLANGEN< vor den Geschäften, besonders an den arbeitsfreien Sonnabenden. Fakt war, dass das Warenangebot oftmals am Freitagmittag erhebliche Lücken aufwies. Und dies traf nicht nur für die Fleisch-Verkaufsstellen zu…
Deshalb forderte man von den „leitenden Handelsfunktionären“
SOFORTMASSNAHMEN, um Schlangen vor den Geschäften zu vermeiden.
Leider waren nirgendwo zündende
IDEEN aufzutreiben.
Die einzige
TRADITION, die sich über die 'Wende' gerettet und bis heute erhalten hat,
war der ständige
ORTSWECHSEL der Verkaufsstellen nach Art des beliebten Kinderspiels
>BÄUMCHEN WECHSELE DICH !<, bei welchem alle Kinder, bis auf eines in der Mitte, an einem Baum oder in einem Kreis stehen.
Auf den Ruf „Bäumchen wechsle dich“ des in der Mitte stehenden Kindes, versuchen alle Kinder (einschließlich des in der Mitte stehenden) einen neuen Baum oder Kreis zu erreichen.
Auf gleiche Art und Weise wurden nun die Bürger zum Suchlauf nach zwischenzeitlich immer mal wieder umgesiedelten Geschäften angeregt – daher die Bezeichnung
„LAUFKUNDSCHAFT“.
Diese neue Variante lief dann allerdings unter der Bezeichnung
>VERBESSERUNG DES HANDELSNETZES DER KREISSTADT<
die der damalige stellvertretende Bürgermeister der Stadt Senftenberg, Horst Groß, am 31.03.1966 auf der sogenannten
‚KREISSEITE‘ der >Lausitzer Rundschau< vorstellte, der ich auch die leider stets minderwertigen
FOTOS entnahm:
„Ein großzügiger UMBAU wurde im Erdgeschoß des >KAUFHAUSES DER NIEDERLAUSITZ< (KdN) durchgeführt.
Die international bekannte Spezialfirma Pabst aus Leipzig schuf die neue Einrichtung, welche den modernsten handelstechnischen Erfahrungen entspricht.
Am 1.07.1966, Punkt 9 Uhr, betraten die ersten Kunden das wieder eröffnete Erdgeschoß im >KdN< in Senftenberg und nahmen die übersichtlich eingerichteten FREIWAHLSTÄNDE in Augenschein.
Durch diese Neuerung auf der 370 qm großen Einkaufsfläche werden 2 Verkaufskräfte eingespart.
Weitere Vorzüge sind ein größeres Warensortiment – 7 KASSEN gewähren eine FLOTTE BEDIENUNG.
In wesentlich geeignetere Räume zog die >HO – KREUZDROGERIE< in der Bahnhofstraße um. Dort sind die Voraussetzungen gegeben,
den Titel >Fachgeschäft< erwerben zu können. In der neu gestalteten Verkaufsstelle macht der Einkauf Freude.
Das bestätigen die vielen Kunden, die seit der Wiedereröffnung in der >HO – KREUZDROGERIE< ihren Bedarf deckten.
Die Ruinenlücke neben der bisherigen >KREUZ-DROGERIE< wird in der nächsten Zeit von der PGH ‚Frohe Zukunft‘ in Koschen mit einem Erweiterungsbau geschlossen. In diesen Gesamtraum wird das Geschäft >HO – KUNSTGEWERBE< umziehen.
Ein weitausholendes Programm wird eine bessere Versorgung mit KINDEROBERBEKLEIDUNG sichern. Dazu muß zunächst das ehemalige >SCHUHHAUS LIESK< in der Ernst-Thälmann-Straße erhebliche Baureparaturen erfahren, um das Spezialschuhgeschäft >HO – SANDALETTE< aufzunehmen.
In dessen Räumen wird dann das gesamte Sortiment KINDERSCHUHE aus den beengten Räumen der Bahnhofstraße umziehen.
In die Verkaufsstelle >KLEINER MUCK< wird die Abteilung Babyausstattung des Kaufhauses für Kinderbekleidung >STEPPKE< verlagert werden.
Somit wird dort Raum frei für das immer reichhaltiger werdende Sortiment KINDEROBERBEKLEIDUNG.
KINDERSCHUHE wird der Kunde im >KLEINEN MUCK< in der Ernst-Thälmann-Straße kaufen können.
Damit wird das Programm zur besseren Versorgung mit KINDERBEKLEIDUNG vorerst abgeschlossen.
Die Verkaufsstelle der Konsumgenossenschaft >PEPITA< in der Bahnhofstraße wird das gesamte Sortiment der Meterware an STOFFEN des Kaufhauses übernehmen und dafür das WOLLWARENSORTIMENT abgeben.
Ebenso wird die KG das Sortiment SPIELWAREN an das Kaufhaus übergeben und die gesamte Breite der HAUSHALTSWAREN und der HAUSHALTSELEKTRIK kulturvoll in einem Fachgeschäft anbieten.
Die inzwischen als Fachgeschäft ausgezeichnete Spezialverkaufsstelle >FOTO-OPTIK< übernimmt das bisherige Angebot der HO-Spezialverkaufsstelle.
UHREN & SCHMUCK wird es ebenfalls allein im sozialistischen Sektor des Handels künftig in der Konsum-Verkaufsstelle >SCHMUCKKÄSTCHEN< geben.
In den freiwerdenden Räumen der Ernst-Thälmann-Straße wird die PGH ‚FIGARO‘ einen >SPEZIAL-HERRENSALON< einrichten, um den die Männerwelt schon lange kämpft. Weil die PGH aber für die Frauen etwas mehr übrig hat, wird sie bald darangehen, den früheren SALON RICHTER in derselben Straße als modernen DAMENSALON auszustatten
Auch die PHILATELISTEN werden ihr begehrtes Hobby wieder in einem eigenen SPEZIALGESCHÄFT vorfinden.
Bestimmt wird Ihnen schon das neue >WÄSCHEHAUS< des KONSUM in der Ernst-Thälmann-Straße aufgefallen sein,
in dem Haushalt~ und Leibwäsche, Untertrikotagen und Miederwaren angeboten werden.
In Verwirklichung unseres Rationalisierungsplanes haben wir die VERKAUFSSTELLE völlig verändert und nach modernsten Gesichtspunkten eingerichtet.
Zuerst wurde eine SORTIMENTSBEGRENZUNG vorgenommen. Wir haben auch die VORAUSWAHL speziell für OBERHEMDEN eingeführt und den ersten Schritt zur SELBSTBEDIENUNG BEI TEXTILIEN getan.
Obertrikotagen und Strümpfe werden jetzt ebenfalls in der Verkaufsstelle angeboten, während alle RAUMTEXTILIEN nunmehr in einer anderen VSt verkauft werden."Mit diesen Umbau-Maßnahmen, die größtenteils bereits in Angriff genommen waren, sollte den Kunden sowohl
„das Sortiment in seiner gesamten Breite kulturvoll angeboten“ werden, als auch so ganz nebenbei
„eine weit höhere Arbeitsproduktivität erreicht werden, welche die Einführung der 45-Stunden-Arbeitswoche und einen zusätzlichen freien Tag in jeder zweiten Woche sinnvoll ergänzte und gewährleistete“.
Wie wir allerdings aus eigener leidvoller Erfahrung wissen, blieb uns die
MANGELWIRTSCHAFT bis zum Ende der DDR "unwiderbrüchlich" erhalten...