Die gegenwärtige
>HITZEFRONT< ist ausschlaggebend für meinen heutigen Kommentar.
Immerhin sind schon seit einigen Wochen zahlreiche Meldungen über diverse
FELD~, WALD~ & WIESENBRÄNDE an der Tagesordnung.
In meiner Kindheit wurden diese sehr oft mit den vielen
DAMPFLOKS der Deutschen Reichsbahn in Verbindung gebracht, deren glühende Funken die Böschungen am Gleiskörper, oft auch noch weitere Flächen in Brand setzten.
Als im
TAGEBAU noch
DAMPFLOKS die geförderte Braunkohle zu den Brikettfabriken transportierten, kam es auch hier zu teils verheerenden
FLÄCHENBRÄNDEN, wie der >Senftenberger Anzeiger< am
19. April 1929 berichtete:
TAGEBAUBRAND BEI DER HALLISCHEN PFÄNNERSCHAFT
„Gestern gegen Mittag entstand in einem bereits ausgekohlten Teil der GRUBE FRIEDRICH ERNST ein TAGEBAUBRAND.
Dieser wurde in recht kurzer Zeit durch die gesamte Schlauchleitung der Grube selbst, sowie durch den Motorlöschzug des Niederlausitzer Bergbauvereins, der sofort zur Stelle war, bekämpft.
Dank dieser schnell einsetzenden Bekämpfung konnte die Kohlenförderung voll aufrecht erhalten werden.
Von unserm an die Brandstelle entsandten Mitarbeiter wird uns dazu geschrieben:
Wenn die trockene Jahreszeit beginnt und ein anhaltender Ost oder West über das Land bläst, bekommt der Bergmann ein bedenkliches Gesicht. Dann naht die Zeit der TAGEBAUBRÄNDE.
Ein Tagebaubrand bedeutet stets Aerger und Verdruß, mehr noch, wenn er trotz aller Vorsicht größere Ausdehnung gewinnt, muß unter Umständen die Förderung eingestellt werden, dies zieht gewöhnlich bald darauf STILLEGUNG des gesamten Betriebes nach sich.
Unermeßliche Werte werden schließlich durch den Brand selbst vernichtet. Um vor Schaden möglichst geschützt zu sein, ist auf allen Werken in der ‚tagebaubrandfreudigen‘ Zeit der FEUERWACHDIENST noch straffer als sonst organisiert.
Ferner hat sich der Niederlausitzer Bergbauverein einen MOTORLÖSCHZUG, vereinigt mit der Senftenberger Freiwilligen Feuerwehr und den Werksfeuerwehren, geschaffen, der mit allen SPEZIALGERÄTEN für schnelle und wirkungsvolle Tagebaubrandbekämpfung ausgestattet ist.
Trotz aller Vorsicht entstehen alljährlich im hiesigen Braunkohlenbergbau mehrere TAGEBAUBRÄNDE.
Ein aus dem Schornstein der GRUBENLOKOMOTIVE stammendes Fünklein (Rauchen ist im Tagebau im Sommer streng verboten),
ein Stück glühende Kohle aus dem Aschkasten, schon ist die Vorbedingung für einen Tagebaubrand gegeben.
Wenn dann am Horizont dichte weiß-bläuliche Rauchwolken aufsteigen, sagt man in Senftenberg:
‚Bei Reschkens, oder bei Henkels (um einige alte Namen aus den Anfängen des Bergbaues wieder hervor zu ziehen) brennts‘.
Als gestern gegen 11 Uhr die ersten Rauchwolken am Horizont zu beobachten waren, galt der Alarmruf: >TAGEBAUBRAND< der Grube Friedrich-Ernst der Halleschen Pfännerschaft. Der Brand nahm durch den starken Westwind schnell an Umfang zu, sodaß im Laufe des Nachmittags die Hilfe des Motorlöschzuges in Anspruch genommen werden mußte. Vorher war die Werksfeuerwehr eingesetzt worden, deren Leitung bald zu der Einsicht kam, daß sie trotz eifriger Bemühung ohne fremde Hilfe nicht auskommt. Die Bekämpfung begann nach alter Erfahrung mit dem Winde vom Westflügel, nachdem vorher geeignete Maßnahmen zum Schutze der im Brandfelde befindlichen Maschinen getroffen waren. Bereits gegen Abend war es gelungen, weitere Ausdehnung zu verhindern. Nachts wurde die Bekämpfung mit allem Nachdruck fortgesetzt. Die in der Nacht verrichtete Löscharbeit war von gutem Erfolg begleitet, sie kann jedoch noch nicht als beendet gelten, da die Eigenart des Betriebes der planmäßigen Bekämpfung Widerstand entgegensetzt.
Die Macht des Feuers ist zwar gebrochen, die Löscharbeiten werden noch den heutigen Tag , unter Umständen auch die kommende Nacht, in Anspruch nehmen.
Die starke Rauchentwicklung hatte gestern nachmittag eine größere Anzahl Schaulustiger an den Rand des Tagebaues gerufen.
Nach Eintritt der Dunkelheit gab es ebenfalls viele Bewunderer des schaurigschönen FLAMMEN~ & FUNKENMEERES.“
20. April:
„Gestern abend mußte eine weitere SPRITZE des Motorlöschzuges eingesetzt werden, um ein möglichst schnelles Ende in der Bekämpfung des Brandes herbeizuführen. Der anhaltende Wind und das trockene Wetter machen die Bekämpfung weiterhin schwierig.
Wie wir noch erfahren, erlitt ein Feuerwehrmann eine Quetschung an der Hand. Er mußte sich in ärztliche Behandlung begeben.“
Schuld an diesem TAGEBAUBRAND war demnach der FUNKENFLUG von der dampfbetriebenen GRUBENLOKOMOTIVE, welche die extremen Steigungen per Zahngetriebe und Zahnradstangen bewältigte."Und nun raten Sie mal, wer dieses
ZAHNRADBAHNSYSTEM erfunden hat ?
Richtig – ein
SCHWEIZER, nämlich der Ingenieur und Lokomotivbauer Niklaus Riggenbach (1817 – 1899)
Die von ihm entwickelte
ZAHNRADLOKOMOTIVE war eine 2-achsige
TENDERMASCHINE, welche sich von gewöhnlichen
LOKS dadurch unterschied, dass die
DAMPFKRAFT nicht direkt von der
SCHUBSTANGE auf die
TRIEBACHSE übertragen wurde, sondern erst auf eine
ZWISCHENWELLE, welche in ihrer Mitte ein 435 mm großes
ZAHNRAD trug. Dieses griff wiederum in ein größeres
ZAHNRAD von 764 mm Durchmesser ein und trieb damit eine zweite
ZWISCHENWELLE, welche an ihren Enden
2 KURBELN trug, von welchen aus die Kraft mittels
KUPPELSTANGEN auf die
TRIEBRÄDER übertragen wurde.
Die
LOK schaffte es immerhin auf 78% Steigung einen aus 8 Wagen bestehenden Zug von 400 Zentner Gewicht mit 15 km/h aufwärts zu schieben…
Weitere technische Feinheiten sind in der
>TECHNISCHEN ZEICHNUNG< von 1877 ersichtlich: