Neues 338 - 2018-08-19

Die neue Form der Kommentarfunktion zu den
einzelnen Einträgen unter Neues
Benutzeravatar
Matthias
Administrator
Beiträge: 639
Registriert: Fr 28. Feb 2014, 18:23
Wohnort: Senftenberg

Neues 338 - 2018-08-19

Beitragvon Matthias » Sa 18. Aug 2018, 08:48

Bild Bild Bild Bild

Hier klicken, um zum entsprechenden Eintrag unter "Neues" zu springen...

Benutzeravatar
Harald
Beiträge: 616
Registriert: Sa 1. Mär 2014, 10:39

Re: Neues 338 - 2018-08-19

Beitragvon Harald » Sa 18. Aug 2018, 10:59

Da vom SENFTENBERGER MARKTPLATZ beinahe jede ECKE und alle mehr oder weniger wichtigen GEBÄUDE schon in meinen Kommentaren Einzug hielten, klammere ich mich wieder mal an einen scheinbar winzigen „Aufhänger“ – den auf der aktuellen Seite nur kurz erwähnten NAMEN der

Margo Wendt_resize.jpg

Senftenberger Künstlerin
MARGO WENDT (1907 – 1978).

Den meisten ist sicher der Name ihres Ehemannes, des Malers und Museumleiters GÜNTHER WENDT (1908 – 1971) geläufiger.
Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde am Wohnhaus der Familie Wendt in der Brauhausstraße zum Gedenken an das KÜNSTLEREHEPAAR eine Bronzetafel enthüllt.

„In vielen Köpfen spukt noch die falsche Vorstellung, daß eine KÜNSTLEREHE etwas mit BOHEME-LEBEN, [einem ungebundenen, ungezwungenen Künstlerdasein], zu tun hat. Besonders dann, wenn beide Ehepartner MALER sind…“

1962 Wendt_resize.jpg

Mit diesen Worten begann der anonyme Autor [–ich–] sein zweiseitiges „KÜNSTLERPORTRAIT“ von Frau MARGOT WENDT im
>Kulturspiegel / Bergarbeiterkreis Senftenberg / Juli 1962<
und konstatierte, „daß das im besonderen bei der Familie WENDT wirklich nicht zutrifft“.
Er traf auf „eine charmante und nette HAUSFRAU“, die ihn „in ihrer gepflegten Wohnung empfing“ und lernte anschließend seine Gastgeberin als „eine sehr vitale und vielseitige KÜNSTLERIN kennen, die sehr zurückhaltend und bescheiden von ihrer Arbeit erzählte.
„Aber doch spürte man die große Flamme ihrer Schaffenskraft.
Frau WENDT studierte kurz nach Ende des 1. Weltkrieges in Irkutsk,
Tula und Berlin bei bekannten und anerkannten Professoren und Lehrern. Besonders intensiv beschäftigte sie sich während ihrer Studien mit den verschiedensten Techniken der MALEREI und dem Handwerklichen.“


Danach setzte der Autor überaus sprunghaft fort:

Bild 3_resize.jpg

„Um gleich bei einigen anderen LEBENSDATEN zu bleiben, sei noch gesagt: 1933 heiratete sie und beschäftigte sich bald nur noch mit der ERZIEHUNG ihrer Kinder. So kam dann auch noch eine große PAUSE zu den kleineren in ihrem Schaffen dazu. ‚Als die Kinder groß waren, kam ich wieder dazu zu arbeiten‘ sagte sie.“

Es ist augenscheinlich, dass in diesem kurzen, bruchstückhaften >LEBENSLAUF< große Lücken klaffen, den Lesern also mit Bedacht und Arglist wesentliche FAKTEN der BIOGRAPHIE unterschlagen wurden.
Das dies vor allem aus politischem Kalkül heraus geschah, beweist der folgende Ausschnitt aus einem Artikel der >Lausitzer Rundschau<
vom 27.11.2008:

„Mitte der zwanziger Jahre kreuzten sich die Lebenswege der russischen Studentin MARGARITA ALEKSANDROWA PITSCHUGIN und des deutschen Kunststudenten GÜNTHER WENDT in Berlin. Sie heirateten im Jahr 1933, lebten in Senftenberg ihrer Kunst - jeder in einem eigenen Atelier - und sorgten für ihre vier Kinder. Wenige Wochen nachdem GÜNTHER WENDT aus der Kriegsgefangenschaft entlassen war, verhaftete der KGB dessen Ehefrau MARGO WENDT, die im russischen Lazarett als Dolmetscherin arbeitete, und verurteilte sie in einem geheimen Verfahren „wegen Verrat der Heimat“, obwohl sie völlig legal in Deutschland geblieben war, zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien, in Stalins GULAG.
Das Schicksal der Mutter war der Familie unbekannt. Erst zehn Jahre später - nach dem Tod Stalins - kam sie „wegen guter Führung“ nach Senftenberg zurück.
Beide Töchter waren erwachsen. Jutta studierte bereits in Berlin, Ina legte gerade ihr Abitur ab.
Den beiden Knaben, bei Verhaftung der Mutter 3 beziehungsweise 1 Jahr alt, war die Mutter fremd.
Margo Wendt begann zu malen.
Erste Bilder auf HOLZTAFELN zeigen gemalte Szenen aus dem GULAG.
Die Malerin verbarg sie hinter Schränken.“


Gulag_resize.jpg


Aus MARGARITTA wurde also MARGO – und nicht MARGOT,
wie der Anonymus (– ich –), hinter dem sich höchstwahrscheinlich das Mitglied des „Kulturspiegel“ – Redaktionskollegiums Rolf EICHLER verbarg,
den Lesern weismachen wollte.
Er bekam sogar die besagten HOLZTAFELN zu Gesicht und schrieb:

„Auf HOLZTAFELN erweckte sie mit ihrer LACKMALEREI Kinder zum Leben. Wenn ich diese Arbeiten nicht gesehen hätte, würde ich nicht glauben, mit welch sparsamen Mitteln man KINDER derart intensiv und lebensecht gestalten kann. Hier zeichnete die MUTTER, die selbst eigene KINDER erlebt hat, mit. Diese LACKTAFELN sind eben nicht nur gut in der Ausführung, sondern die dargestellten MENSCHLEIN wirklich echt empfunden. Ebenso echt empfunden und selten in ihrer Ausführung sind VIELE IHRER ANDEREN BILDER UND TAFELN.“

Dass Frau WENDT ihm auch ihr Schrankversteck gezeigt hatte,
wage ich allerdings zu bezweifeln…
Sie war Malerin, hatte aber auch schon erfolgreich als Kostüm~ & Maskenbildnerin gearbeitet.
Sie schuf Arbeiten für Schulen, für Kindergärten mit spielenden Kindern, Katzen und Tauben, Materialdrucke heiterer Poesie und in ihren letzten Lebensjahren eindrucksvolle Monotypien:
tanzende und singende Bäuerinnen, Balalaika-Spieler, Mütter mit Kindern – Ausdruck ihrer Sehnsucht nach ihrer russischen Heimat,
obwohl ihr dort so viel Furchtbares angetan wurde.
Dies kann man wohl nur mit der sprichwörtlichen RUSSISCHEN SEELE erklären, die im leidvollen Leben des russischen Volkes begründet ist.
Ich verneige mich vor einer leidgeprüften, starken und tapferen FRAU... :!:

Bild2_resize.jpg


Zurück zu „Kommentare“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 28 Gäste