Die
KINDHEIT meiner Generation war „freizeitmäßig“ zu allen Jahreszeiten überwiegend von einem
LANGZEITAUFENTHALT AN DER FRISCHEN LUFT geprägt.
Wir verbrachten die Zeit nach der Schule bei schönem Wetter mit Kreiseln, Murmeln, Lumpenbällen und diversen, selbst gebastelten Spielgeräten.
Doch auch bei
REGENWETTER hockten wir nicht tatenlos in den vier Wänden herum. Da TV-Geräte sehr selten waren, spitzten wir jeden Nachmittag zwischen 14 und 15.30 Uhr die Ohren vor dem über den Krieg geretteten Rundfunkempfänger, um nacheinander auf drei Sendern (Deutschlandsender, Berliner Rundfunk, Radio DDR) die Kinderprogamme zu hören. Wir lasen sehr viel, sortierten unsere Briefmarkensammlung, bastelten mit Holz~ und Metallbaukästen, spielten Karten oder Brettspiele, wie
MENSCH ÄRGERE DICH NICHT, DAME-MÜHLE, HALMA, – allen voran aber...
SCHACH.
Ein Witzbold hatte das
SCHACHSPIEL einst wie folgt definiert:
„Hin~ & Herziehen von Figuren, geistreiche Kombinationen, nachdenkliche Gesichter, bedenkliche Züge, Läufer als Kuriere in voller Tätigkeit, diplomatische Springer machen überraschende Winkelzüge, die Spieler befestigen Stellungen, ziehen sich hinter Türme zurück, bieten sich gegenseitig Schach...
- und wenn sie lange genug gespielt haben, beenden sie die Partie mit einem REMIS [Unentschieden]“
Da es jedoch in den meisten Fällen
SIEGER & VERLIERER gibt,
und es äußerst unangenehm ist, eine Partie zu verlieren, erteilte man folgenden Wink, wie man sich in einem solchen Fall zu verhalten hat:
„Dann such‘ in tausend andern Gründen
die Ursach‘ des Verlust’s zu finden.
Magendrücken, Kopfweh, Hitze,
Harnbeschwerden, schlechte Witze,
du warst die Farbe nicht gewohnt,
hast eingestellet, ihn geschont,
Kurz, lieg‘ deinem Gegner so lang‘ in den Ohren,
bis er zugibt, er hat die Partie verloren.“Doch nun zu unseren heutigen
FOTOS.
Bei meinen Recherchen zum Thema >Schach in Senftenberg< entdeckte ich einen sehr interessanten Artikel
von G. Sallan aus Forst in der
>BRANDENBURGISCHEN SCHACH-ZEITUNG< (01/1926),
über
DIE ENTWICKLUNG DES LAUSITZER SCHACHLEBENS
„Die Entwicklung des Lausitzer Schachlebens zu seinem jetzigen Umfang blieb der Nachkriegszeit vorbehalten, jener Zeit, in der sich die Reihen der Schachspieler wieder füllten mit Leuten, denen das Schach während der Kriegsjahre ein lieber Freund, ein Sorgenbrecher in schweren Stunden geworden war. Sie fühlten sich angezogen von dem Reiz des Schachs, und andere, mitgerissen von edler Begeisterung, schlossen sich ihnen an. Ueberall ging die Entwicklung diesen Gang, auch in der Lausitz.
Das Lausitzer Schachleben etwa um 1891-93 sah vornehmlich die Schachvereine von Cottbus, Spremberg und Forst als seine Träger. Es scheint in diesen und den folgenden Jahren zeitweise eine recht rege Tätigkeit geherrscht zu haben. Die drei Städte Cottbus, Forst und Spremberg unterhielten Beziehungen zueinander.
Im Laufe der folgenden Jahre kam es zur Gründung der „Niederlausitzer Schachvereinigung", die am 9. und 10. April 1901 ihren ersten Kongreß in Forst abhielt.
Die Zahl der Vereine vermehrte sich zwar in den folgenden Jahren, doch fehlte die treibende Kraft zu gemeinsamer ‚schachlicher‘ Betätigung, was das Eingehen der Niederlausitzer Schachvereinigung zur Folge hatte.
Dann kam der Weltkrieg, in dem die Schachgesellschaft Cottbus soweit als möglich an ihren Spielabenden festhielt und nach wie vor den Mittelpunkt des Lausitzer Schachlebens bildete.
Nach dem Weltkriege änderte sich das trübe Bild mit einem Male.
Während eines Wettkampfes am 10. April 1921 in Cottbus wurde der Zusammenschluß aller Lausitzer Schachvereine zu einem „Lausitzer Schachbund" angeregt und beschlossen. Cottbus übernahm es, das Erforderliche in die Wege zu leiten, und so konnte schon am 1. Mai 1921 der Lausitzer Schachbund gegründet werden von den Vereinen von Cottbus, Forst, Spremberg, Guben, Muskau und Sommerfeld.
Die Verbindung der Vereine untereinander war sehr rege, überall fanden regelmäßig Wettkämpfe statt. Bei diesen Kämpfen schoben sich alsbald zwei Vereine in den Vordergrund, die Schachgesellschaft Cottbus und der Forster Schachverein.
Die Zahl der Bundesvereine wuchs ständig, besonders
das Senftenberger Revier zeitigte ein hocherfreuliches Wachsen des Schachinteresses.
Unter anderem ist es hier der junge, dabei starke uud sehr rührige Schachverein 1919, Senftenberg, mit seinem Vorsitzenden Max Kohl,
der sich die Pflege des Schachs hervorragend angelegen sein läßt. Eine Jugendgruppe mit 19 Mann konnte hier am 4. Dezember 1925 gegründet werden.Augenblicklich gehören zum Lausitzer Schachbund folgende 19 Vereine mit rund 400 Mitgliedern:
1. Schachgesellschaft Cottbus, 2. Forster Schachverein, 3. Spremberger Schachverein, 4. Schachklub 1912 Guben, 5. Schachverein Muskau,
6. Schachverein Sommerfeld - Frankfurt/O., 7. Schachverein 1919 Senftenberg, 8. Schachvereinigung „Marga", 9. „Ilse", 10. Lübbener Schachverein,
11. Schachklub Lautawerk, 12. Schachklub Cottbus, 13. Schachverein Hoyerswerda, 14. „Gut Zug" Senftenberg II,
15. Schachvereinigung Annahütte, 16. Schachklub 1922 Groß-Kolzig, 17. Schachklub Sorau, 18. Schachvereinigung Zeißholz,
19. Schachgesellschaft Guben. In fast allen Vereinen sind Winterturniere im Gange, um zu den Ausscheidungskämpfen für die Bundesmeisterschaft die derzeit Besten angeben zu können.
Der Lausitzer Bundestag findet alljährlich am letzten Sonntag im Juli statt. Den ersten Bundestag richtete die Schachgesellschaft Cottbus aus. Er fand am 24. und 25. August 1921 in Cottbus, Hotel Kaiseradler statt. In drei Klassen kämpften etwa 50 Spieler, was ein schöner Erfolg für den 1. Bundestag war.
Solche Wettkämpfe wirken außerordentlich fördernd sowohl auf die beteiligten wie auch auf die befreundeten Vereine, und
manche neue Pflegestätte konnte für das Schach dadurch gewonnen werden.“
Abschließend gab der Autor die
ERGEBNISSE DER BUNDESTURNIERE bekannt, so auch vom bis dato letzten, dem…
V. BUNDESTURNIER IN SENFTENBERG (Baranius),
das vom
31.Juli bis 2.August 1925 stattfand.
„MEISTERSCHAFTSTURNIER:
1. Koppe (Cottbus), 2. Müller (Spremberg), 3. Dr. Loewe (Cottbus), 4. Emmerich (Senftenberg).
HAUPTTURNIER:
1. Kohl (Senftenberg), 2. Bundesmann (Ilse), 3. Hillig (Spremberg).“Die gleiche ÜBERSICHT ist in der SPORT-Berichterstattung
des >Senftenberger Anzeiger< vom 6. August 1925 veröffentlicht worden.
Dass dieser Bericht die einzige Verlautbarung von dem für Senftenberger Schachfreunde gewiss sehr wichtigen Sportereignis blieb, ist mit Sicherheit den zahlreichen Jubiläen & Stiftungsfesten von diversen Vereinen geschuldet, die just zu diesem Zeitpunkt stattfanden…
Zur Rechtfertigung der angezweifelten großen Zahl an
SCHACHSPIELERINNEN sei noch ein
FOTO angehängt.
...und abschließend für die Auffrischung der eigenen, schon etwas verblassten
SCHACH-KENNTNISSE eine kleine
SCHACH-AUFGABE: