Neues 126 - 2014-04-23

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Matthias
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Neues 126 - 2014-04-23

Beitragvon Matthias » Mi 23. Apr 2014, 18:03

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Harald
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Re: Neues 126 - 2014-04-23

Beitragvon Harald » Do 24. Apr 2014, 17:24

Das ehemalige GESELLSCHAFTSHAUS mit Restaurantbetrieb sowie einem großen & einem kleinen Saal war seit jeher ein Ort für politische Großveranstaltungen, aber auch Treffpunkt für Freunde der Tanz~ und Unterhaltungskunst gewesen. Auch nach dem Krieg war das nicht anders. Regelmäßige Tanzveranstaltungen mit Live-Musik erlebten ihre Blütezeit allerdings erst Anfang der 60er Jahre, als der Geist der "Swinging Sixties" aus westlichen Gefilden mit gehöriger Verspätung zu uns herüber schwappte. Als Walter Ulbricht über das YEAH-YEAH-YEAH der Beatles höhnisch zu Felde zog, hatte die Jugend der DDR längst schon ihre Helden in der westlichen Pop~ und Rockmusik gefunden. Die Hitparaden vom RIAS, Radio Luxemburg & dem "Freiheitssender 904" wurden auf uralten Smaragd-Tonbandgeräten mitgeschnitten & anschließend in der Clique gehört. Bald darauf grassierte das "Gitarrenfieber", die ersten Beatgruppen entstanden und das Gesellschaftshaus mutierte zum >HAUS DER WERKTÄTIGEN<
(kurz HaDeWe)

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Auf der Suche nach einer Bleibe klopfte ganz leise auch die Senftenberger Jugend an dessen Pforte und wollte ihrerseits eine Heimstatt für sich beanspruchen.
In der >Lausitzer Rundschau< vom 24. April 1961 war hierzu folgendes zu lesen:

Die Partei hat vorgeschlagen, in der Kreisstadt Senftenberg einen JUGENDCLUB zu schaffen, und die Jugendlichen haben diesen Vorschlag mit großer Freude aufgenommen...
Nicht lange, da lag ein Brief der Kreisleitung der FDJ in der Redaktion:

"Schön wäre es", heißt es darin, "wenn sich die Stadtväter entschließen könnten,
uns das >HAUS DER WERKTÄTIGEN< als zentralen Jugendclub zu übergeben. Wir würden das Vertrauen bestimmt nicht enttäuschen und die Jugend, nicht nur unserer Kreisstadt, wäre sehr dankbar. Bietet uns doch dieses Gebäude viele Möglichkeiten für eine sinnvolle Freizeitgestaltung.
Hier kämen die Tänzer zu ihrem Recht. Ein Lesecafé ließe sich einrichten. Technische und Dramatische Zirkel könnten arbeiten.
Ein Chor und Musikgruppen hätten Platz, und das >Senftenberger Jugendmagazin< hätte endlich einen festen Sitz. Tischtennis und Kegeln wären auch nicht schlecht. Wir sind fest davon überzeugt, daß es dann nicht mehr so viele Eckensteher gäbe..."

Es gibt wohl keinen Jugendlichen, der nicht irgendwann mit diesem Haus in Berührung gekommen wäre, natürlich vor allem beim sogenannten JUGENDTANZ - im Westen hieß er TANZTEE - , der die unter 18-jährigen das Tanzbein "twisten" ließ.
In einem >Jugendlexikon Musik< wurde er folgendermaßen definiert:
"Tanzveranstaltungen mit jugendgemäßem Charakter, die durch den Staat gefördert werden. Betriebe erhalten dafür eine finanzielle Stützung, wenn ein gutes gastronomisches und kulturelles Niveau gewährleistet wird..."
Die EINTRITTSPREISE waren moderat und durchaus erschwinglich:
"Beim Einsatz von Berufs~ und Amateurformationen bis 3,10 Mark, bei
Schallplattenunterhaltern mit Filmeinblendungen, Auftritten von Berufs~ und Volkskünstlern 2,10 Mark und ohne Programmteile 1,60 Mark."
Die billigste Variante war das Abspielen der Musik vom Plattenspieler oder Tonbandgerät, später vom Kassettenrecorder. Dafür wurden lediglich 50 Pfennig gelöhnt...


Offensichtlich wurde der JUGENDCLUB nach seiner Einrichtung auch schon mal "stillgelegt" und erst 1965 wiedereröffnet. Davon, dass der Jugendtanz von 16.00 bis max. 19.00 Uhr (ab 20.00 Uhr beanspruchten nämlich die Erwachsenen die Tanzfläche für sich) der Jugend durchaus gefiel, wenn auch ab & an - sicher wegen eines Mädchens - die Fäuste flogen, zeugt die Kolumne einer "Jugendredakteurin" der >Lausitzer Rundschau< vom 12. April 1965:

LR_12-4-1965.jpg

Am 8. Juli 1966 schrieb die >Lausitzer Rundschau":

"Ein Jahr ist seit der Wiedereröffnung des JUGENDCLUBS Senftenberg vergangen. Wir haben also am 10. Juli Geburtstag. Besonders an dieser Stelle muß gesagt werden, daß die erreichten Erfolge im Klubleben durch die unermüdliche Arbeit der Klubmitglieder, die von Anfang an dabei waren, erreicht worden sind. Das sind solche Jugendfreunde wie Helga Wendlandt, Monika Kleinert, Christel Preußner, Wolfgang Littberger, Lothar Urbanek und viele andere. Nicht zuletzt auch die neuen Mitglieder des Klubrates. Allen möchte ich ein herzliches Dankeschön sagen.
Sicher habt ihr noch alle die Veranstaltungen, den ungarischen Abend, Fotomix, Literaturmix und andere in Erinnerung. Ich kann euch versprechen, daß weitere folgen werden...
Ab August werden der Arbeitsgemeinschaft Fotografie zwei weitere folgen, und sicher gibt es viele unter euch, die sich dann rege am Tischtennis und Schach beteiligen. Bisher war es auch so, daß ihr nicht immer gewußt habt, was bei uns los ist. Ich kann euch versprechen, daß der Jugendclub in Zukunft einen Veranstaltungsplan herausgibt.
Ja, nun habe ich beinahe etwas vergessen:
Wir laden euch alle zum 10. Juli ein.
(Eckhard Noack, Klubleiter)"

Ich bin sicher, meine "Altersgenossen" erinnern sich wie ich sehr gern mit einer Träne im Knopfloch an diese schönen, längst vergangenen Zeiten im HdW. Und seid gewiss, liebe Tanzfreunde von einst, eines Tages gehören neben den Zeitungsausschnitten aus dem >Senftenberger Anzeiger< auch die der >Lausitzer Rundschau< zu den Kostbarkeiten der Heimatforscher.
Hoffentlich hatte man zu DDR-Zeiten im Rathaus wenigstens an die Archivierung der LOKALSEITEN der >LR< gedacht...:-/
P.S. Schnell noch eine Anzeige von der COMBO 64 - Sie wissen schon... :-)

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