Neues 356 - 2019-01-06

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Matthias
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Neues 356 - 2019-01-06

Beitragvon Matthias » Sa 5. Jan 2019, 08:46

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Harald
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Re: Neues 356 - 2019-01-06

Beitragvon Harald » So 6. Jan 2019, 15:03

Abteilwagen_resize.jpg

Welch‘ ein Gewimmel von Menschen ! Fremde Gesichter aus allen Welten: elegante Leute, arme Schlucker, Kittel und Pelzröcke, reiselustige Mienen. Reiche mit dicken Brieftaschen, zugekniffene Hände mit einigen Groschen, so viel der Zug kostet, große Koffer und kleine Bündel, kostbare Reisetaschen und Sacktücher mit Lebensmitteln.
Sie schauen sich an, gehen nebeneinander her, mustern sich. Der eine kennt den anderen nicht, weiß nicht, was er denkt, noch weniger, was er glaubt.
Jeder hat einen bestimmten Zweck, sein Ziel im Auge. Dies beschäftigt, dies nimmt ihn ein, und wunderlich fahren die Zwecke und Ziele auseinander.
Es wäre interessant zu erfahren, namentlich auf großen BAHNHÖFEN, wo sich vielleicht einige hundert Menschen zusammenfinden, welche verschiedenen Zwecke und Reiseziele die einzelnen haben…
Der BAHNHOF ist ein HOF der Gegensätze – ein Bild des in tausend Farben schillernden menschlichen Lebens mit all seinen Gegensätzen.
Hier und dort bemerkt man ABSCHIEDSZENEN, bisweilen herzlich, daß man’s den Leuten am Gesicht ansehen kann, leider aber häufig nur zum Schein,
weil nämlich der Fremde schon 2 Tage länger geblieben war, als er ursprünglich gesagt hatte, und darum wird ihm stillschweigend ein Kreuz auf den Rücken gemalt – doch merkt er nichts davon und hält das Wehen der Taschentücher für Freundschaftssignale…“

Schon im Jahre 1857, als die EISENBAHN noch in den Kinderschuhen steckte, war diese treffliche BETRACHTUNG in einer Zeitung zu lesen.
Und was die „REISEGESELLSCHAFT“ betrifft, hat sich seitdem nicht viel verändert – nur viele BAHNHÖFE sind im Laufe der Zeit heruntergekommen,
unansehnlich und marode geworden, warten auf Investoren oder die Abrissbirne.

Bf SFB_resize.jpg

Somit wird auch die Kritik am Zustand des SENFTENBERGER BAHNHOFS, vor allem am grau-geputzten BAHNHOFSGEBÄUDE, immer lauter.
Farbenfroh sieht anders aus. Internet-User äußern sich sinngemäß zum schon längere Zeit anhaltenden Zustand:
Da eine TOILETTE fehlt, pinkeln Notdurft-Leidende auch schon mal in den FAHRSTUHL, es ist überall dreckig & nass, sieht vermüllt aus und wenn man die BAHNHOFSHALLE betritt, riecht es nicht nur äußerst unangenehm, sondern stinkt zum Himmel – konkret zur HALLENDECKE.
Ein trostloser TUNNEL mit teils kaputten Bodenfliesen und Wasserflecken an der Decke führt die Reisenden zu den 4 BAHNSTEIGEN.
Die letzten größeren Sanierungsarbeiten, damals wurden FENSTER und DACH vollständig erneuert, liegen mittlerweile fast 20 Jahre zurück.
Nochmalige Renovierungsvorhaben sind seitens der Bahn nicht geplant. Vor ca. vier Jahren wurde die Bahnhofshalle als Gemeinschaftsprojekt von Bahn und Stadt gestrichen und neu gestaltet. Die großflächigen WANDBILDER von der Stadt und vom Tierpark verschönern die imposante Halle zwar - was aber überwiegt, ist der Eindruck eines verwaisten Bahnhofes OHNE MIETER, dafür mit FAHRKARTENAUTOMATEN.

DAS GOLDENE ZEITALTER IMPOSANTER BAHNHÖFE


geht seinem baldigen Ende entgegen. Ein ABRISS, bestenfalls noch die UMFUNKTIONIERUNG
– vom Wohnhaus über Bürgerhaus bis hin zum Fitness-Center – , steht somit auf der Tagesordnung.
Dabei sah es, als in der ersten Hälfte des 19.Jh. die PERSONENBEFÖRDERUNG per BAHN begann, bedeutend besser aus.
Es entstanden zahlreiche BAHNHÖFE bzw. BAHNSTATIONEN, für deren Bau und Einrichtung es selbstredend strenge RICHTLINIEN gab, die ich dieser Quelle entnahm:

Vorschriften Cover_resize.jpg

„Im Allgemeinen besteht das HAUPTGEBÄUDE einer jeden größeren STATION aus nachfolgenden RÄUMLICHKEITEN:
(1) Ein VORPLATZ, hinreichend geräumig und unbehindert frei zur Aufnahme der abgehenden und ankommenden Passagiere.
(2) Eine oder mehrere, nach Classen getrennte BILLET-Expeditionen, wo die Passagiere ihre BILETTE entnehmen können. Sie müssen sehr sichtlich im VESTIBÜL liegen und entsprechend deutlich bezeichnet sein.
(3) Eine Expedition für Annahme, Wägung und Bezettelung des REISEGEPÄCKS. Dieselbe muß der BILLET-Expedition möglichst nahe, am besten gegenüber oder nebenan liegen und, um das Drängen und Stoßen mit dem GEPÄCK thunlichst zu vermeiden, möglichst breite Öffnungen für Aus~ & Einlangen der Gepäckstücke erhalten.
(4) An dem VESTIBÜL muß ferner ein Raum für den PORTIER so liegen, daß derselbe leicht zugänglich ist. Der PORTIER muß beständig da sein, damit er dem Publikum die nöthigen Zurechtweisungen betr. der Räumlichkeiten geben, kleine Reiseeffekten in Verwahrung nehmen und allgemein auf Ordnung sehen kann.
(5) Ein BUREAU für den BAHNHOFSVORSTEHER, sowie je ein LOCAL für POLIZEI~, resp. für FEUERWACHE, für
für den elektrischen TELEGRAPHEN, für die SCHAFFNER & OBERSCHAFFNER, die auf den Stationen zu warten resp. zu übernachten haben, für WAGENUTENSILIEN, LAMPEN, einen APPARAT zur Erhitzung größerer Wassermengen, um damit die WÄRMFLASCHEN in den Waggons 1. und 2. Classe füllen zu können.
(6) Die WARTESÄLE für die verschiedenen Classen nebst zugehörigem BÜFFET & SPEISEZIMMER, am besten in unmittelbarer Verbindung durch Treppen mit dem Keller unter dem Büffet und den Wohnungsräumen darüber.
Es ist auch ein SAAL vorhanden für solche Personen, welche ankommende Passagiere erwarten.
Die deutschen WARTESÄLE haben auf den meisten STATIONEN den eigentlichen Charakter und Zweck fast gänzlich verloren.
Es sind große RESTAURATIONS-Localitäten mit prächtiger Ausstattung und über das wahre Bedürfnis weit hinausgehenden Dimensionen geworden. Durch diese verschwenderische Einrichtung der WARTERÄUME sind die EISENBAHNSTATIONSGEBÄUDE in Deutschland an den meisten Orten zu den beliebtesten RESTAURATIONEN der Städte, an denen sie liegen, geworden. Sie enthalten außer gewaltigen RÄUMEN für die Passagiere der 3 Classen ein sehr reich ausgestattetes BÜFFET, SPEISEZIMMER, LOCALE zum Toilettemachen für Damen & Herren der oberen Classe, Waterclosets u.s.w.
(7) Getrennte, gut construirte, thunlichst geruchfreie, also gut ventilierte PISSOIR & ABORTE für Reisende beiderlei Geschlechts, für deren regelmäßige Reinigung sowie ununterbrochene Wasserspülung des Pissoirs zu sorgen ist."

All diese RÄUMLICHKEITEN sind der Länge nach an einem breiten, mit einem langen, schmalen DACH bedeckten PERRON [Bahnsteig] hin angeordnet, auf den hin sie die erforderlichen AUSGÄNGE haben und von dem aus die Passagiere in den WAGEN steigen.
Die ÜBERDECKUNG des PERRONS gewährt den großen Vortheil, den ganzen Dienst des Personenverkehrs gegen alle Wetter geschützt besorgen zu können, die Personenwagen nicht allen Unbilden des Climas dauernd auszusetzen und sie im Sommer nicht zu einer für den Passagier so unleidlichen Weise vom Sommenbrand durchglühen zu lassen, was eine HAUPTBESCHWERDE des Reisens im Sommer ist…“

Außerdem verwies man in dieser RICHTLINIE darauf, dass "der STATIONSNAME mit großen deutlichen Buchstaben, vom Bahnsteig aus sichtbar, anzugeben ist, sowie vom Zugange zum Bahnhof und von den haltenden Zügen eine große BAHNHOFSUHR sichtbar sein muss..."

Und nun könnte man in aller Beschaulichkeit vergleichen, welche jederzeit funktionierenden EINRICHTUNGEN es SCHON 1861 auf deutschen BAHNHÖFEN gab, und welche davon heute NOCH auf dem BAHNHOF SENFTENBERG vorhanden sind... :shock:
In der >Lausitzer Rundschau< las ich mal von einem STUDENTISCHEN PROJEKT, bei dem man „neue Nutzungen für das Gebäude sucht und auch das Umfeld revitalisieren möchte“. Als HAUPTZIELE nannte man die „Inwertsetzung und Belebung des denkmalgeschützten Gebäudes,
die Schaffung eines Eingangsbereiches zur Innenstadt als >TOR ZUR INNENSTADT< sowie die Entwicklung des Bahnhofes und des Umfeldes zu einem MOBILITÄTSZENTRUM mit Bündelung aller Verkehrsmittel.“
Hört sich traumhaft an, doch in puncto ZEITPLAN herrscht bislang großes Schweigen in der leeren BAHNHOFSHALLE

Halle_resize.jpg


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