Neues 359 - 2018-01-27

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Matthias
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Neues 359 - 2018-01-27

Beitragvon Matthias » Sa 26. Jan 2019, 08:33

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Harald
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Re: Neues 359 - 2018-01-27

Beitragvon Harald » So 27. Jan 2019, 11:37

Am 8. Mai des Jahres 2010 wurde vom Kunstauktionshaus Leipzig als Los Nr. 688 ein alter, bereits Erhaltungsmängel aufweisender KOFFER feilgeboten, der ein >großes Konvolut unterschiedlicher TECHNIKEN (Zeichnungen, Aquarelle, Öl, verschiedene Drucke) und MOTIVE< des hier erwähnten Malers & Graphikers
RUDOLF LIPUS
enthielt.
Möglicherweise waren auch einige Teile seines LEBENSWERKES darunter, die ich hier wahllos in zeitlicher Abfolge ausbreite:

Lipus Gesamtwerk_resize.jpg

(1) 1893 in Leipzig geboren, machte er nach Schulabschluss zunächst eine Ausbildung zum Lithographen (1908 – 1912), und studierte anschließend Malerei und Graphik an der Leipziger Akademie. Dabei widmete er sich vor allem den v.li.n.re. abgebildeten Techniken Öl, Aquarell, Holzschnitt und Radierung.

(2) Das Studium wurde kriegsbedingt unterbrochen und erst nach 1918 abgeschlossen. In der Folgezeit arbeitete er in Leipzig freischaffend als Landschafts~ & Porträtmaler, Graphiker und Illustrator und wurde von der Leipziger >Illustrierten Zeitung< als ständiger Mitarbeiter engagiert.

(3) Er galt als einer der führenden deutschen Graphiker der 1930er Jahre und wurde schließlich im Dritten Reich zum gefragtesten Künstler, insbesondere zum herausragenden „Propagandisten & Kriegsmaler“ des Naziregimes. Ab 1934 waren seine Gemälde, Wandbilder und Plakate auf allen großen deutschen Kunstausstellungen vertreten und wurden hoch dekoriert.

(4) 1943 ging sein Atelier durch Kriegseinwirkung verloren. Nach 1945 wechselte er die „Fronten“, entwarf 1946 Antifa-Briefmarken und illustrierte im Nachhinein die Untaten des Naziregimes.

(5) Bis zu seinem Tod im Jahre 1961 verdiente er seinen Lebensunterhalt als Pressezeichner und Illustrator von Kinderbüchern, überwiegend aber billigen „Abenteuerheftchen“.


RUDOLF LIPUS ist ein typisches Beispiel dafür, wie man als DIENER VIELER HERREN „überleben“ kann,
wenn man im richtigen Moment nicht vergisst,

SEINEN MANTEL NACH DEM WIND ZU HÄNGEN

Mantel finale_resize.jpg

Dies haben nach Ende des 2. Weltkrieges viele Personen der Geburtsjahrgänge 1880–1925 aus wichtigen gesellschaftspolitischen Berufen, vor allem Politiker, Soldaten und Polizisten, aber auch Ärzte, Mediziner, Wissenschaftler, Lehrer, evangelische Pfarrer und eben auch Künstler erfolgreich „praktiziert.“
Der Hang, >sein Mäntelchen in den Wind zu hängen<, in dem man sich an dem orientiert, was jeweils der MEHRHEITSMEINUNG,
dem ZEITGEIST oder der MEINUNG DER MÄCHTIGEN entspricht, ist in uns Menschen tief verwurzelt.
Diese REDEWENDUNG mit der negativen Bedeutung „charakterlos, gesinnungslos“ ist seit dem 16. Jh. belegt:

wer jetzt wil gelt
und gut bekommen in der welt,
der musz sein mantel wenden stet
und sehen wo der wind her geht.

Im Jahre 1838 machte ein „scharfzüngiger“ ARTIKEL aus den >Erinnerungsblättern< des Satirikers MORITZ GOTTLIEB SAPHIR (1795 - 1858) die Runde durch zahlreiche „Unterhaltungsblätter“, aus dem ich nachfolgend zitiere:

erinnerungsblaetter logo_resize.jpg

DEN MANTEL NACH DEM WIND HÄNGEN ist ein Leichtes in unserer Zeit voller WINDBEUTEL, jener schlauen und pfiffigen Zeitgenossen, deren tiefes Geheimnis darin besteht, den Mantel nach dem Wind zu hängen, WENN GAR KEIN WIND GEHT. So hängt der wahre „Mann von Welt“ in weiser Voraussicht schon im August den MANTEL NACH DEM WINDE, der eventuell im Januar wehen wird.
Die echten MANTEL-KÜNSTLER wissen natürlich, dass man den MANTEL nur in den WIND hängt, um zu sehen, woher der WIND weht. Hat der MANTEL die WINDRICHTUNG geortet, hängt man sich selbst nach dem MANTEL und wird somit zum wahren MANTEL-GLÜCKSKIND. Viele Menschen, die ihren MANTEL NACH DEM WIND HÄNGEN, bemänteln damit sogleich all ihre WORTE, REDEN und ihr TUN so meisterhaft, wodurch alles, was sie sagen, in den WIND gesprochen ist.
Einige verdanken sogar ihre lustigsten Stunden einem TRAUERMANTEL, dafür trägt das traurigste Herz oft einen bunten CLOWN-MANTEL. Viele Stellvertreter Gottes auf Erden verbergen unter dem MANTEL DER SCHEINHEILIGKEIT den teuflischen Pferdehuf und ziehen unter dem MANTEL DER CHRISTLICHEN NÄCHSTENLIEBE ihren Nächsten Mantel und Rock aus.
Und für POLITIKER gilt vor allem:
Einmal hü, einmal hott – des Morgens auf der linken, des Abends auf der rechten Seite – so wie es die Wechselfälle des politischen Lebens gebieten. Den von uns gewählten WINDVERSTÄNDIGEN Steuerleuten gelingt es fast immer, ihr leck geschlagenes Schifflein heil aus der Brandung zu bringen – wenn auch AUF KOSTEN DER EHRE.
Aber wen kümmert das schon…"


Den bislang letzten Auftritt hatten die >MANTELDREHER< zur Zeit der Wende in der DDR vor 30 Jahren, bei dem sie sich als >WENDEHÄLSE<, in Anlehnung an den „Vogel des Jahres 1988“, vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden sozialistischen Systems sehr schnell der aktuell-politischen Lage anpassten. Dahinter verbargen sich ehemalige FUNKTIONÄRE der SED, der FDJ oder der Blockparteien, die zuvor die Politik der SED in der Öffentlichkeit vertreten hatten, mit der Wende jedoch häufig auf genau entgegengesetzte Positionen umschwenkten und in die CDU, die SPD oder die FDP eintraten. Andere Beispiele waren leitende KADER im Produktionsapparat, die zu MANAGERN der nun privatisierten ehemaligen Volkseigenen Betriebe und Kombinate aufstiegen und damit das praktizierten, was sie zuvor im Zuge der SED-Propaganda angeprangert hatten.
Solche Individuen bezeichnet der Volksmund seit Jahrhunderten zu Recht als >GESINNUNGSLUMPEN<

WENDEHALS_resize.jpg


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