Beim heutigen Spezialthema
>AMATEURFUNK< hatte ich sofort einen Spielfilm „auf dem Schirm“, den ich 13-jährig im Jahre 1957 gesehen hatte.
Die französisch-italienische Koproduktion trug den Titel:
>WENN ALLE MENSCHEN DER WELT<
und ich kann mich noch ganz gut an diesen sehr eindrucksvollen, emotionalen und spannenden Kinobesuch erinnern.
Bei meiner aktuellen Recherche stieß ich nun auf die folgende Kurzbeschreibung der
FILMHANDLUNG:
„Unter dem Kommando des Kapitäns Le Guellec befindet sich der französische FISCHKUTTER >Lutèce< mit seiner zwölfköpfigen Besatzung in der stürmischen NORDSEE, zwei Tagesfahrten westlich der norwegischen Küste, als plötzlich ein Mann nach dem anderen von einer rätselhaften KRANKHEIT befallen wird. Mohammed, der arabische Heizer mit dem düsteren Blick wird verdächtigt, Unheil über das Schiff gebracht zu haben. Er ist der Einzige, der gesund bleibt, weil er als Muslim nicht von dem Schinken gegessen hat. Auf einen ausgesendeten NOTRUF der Lutèce kommt keine Antwort, die SENDEANLAGE ist beschädigt.
Der KURZWELLENSENDER des Kapitäns ist die letzte Hoffnung. In Afrika, wo man den SOS-Ruf auffängt, stellt ein Urwaldarzt die DIAGNOSE >Fleischvergiftung<, ehe sich in Europa viele findige und mitfühlende Menschen - Franzosen wie Deutsche, Rotarmisten wie US-Soldaten - anstrengen und abhetzen, um das rettende Pariser SERUM rechtzeitig zu den Patienten zu befördern. Eine russische Maschine bringt schließlich das Serum nach Kopenhagen, wo sie nach weiteren Stationen mit einem Fallschirm über den französischen Fischern abgeworfen wird. Mohammed springt todesmutig in das kalte Wasser und bringt die Ampullen an Bord der Lutèce. Als die Mannschaft wenige Tage später ihren Heimathafen erreicht, erfahren alle irgendwie an der nationenübergreifenden RETTUNGSAKTION beteiligten, namenlosen Helfer und Radioamateure, zumeist über Funksprüche, von der Rettung der Fischer." Die
HANDLUNG erinnert schmerzhaft an die Zeit des geteilten und besetzten
NACHKRIEGS-DEUTSCHLAND, in der es schier unmöglich war,
MEDIKAMENTE ohne behördliche Genehmigungen, Zollerklärungen, Adresse oder Absender über Sektoren- und Ländergrenzen hinweg zu transportieren oder gar mit Flugzeugen transportieren zu lassen.
Wenn da nicht immer wieder
MENSCHEN gewesen wären, die rechtzeitig erkannten, dass sofortige und vorbehaltlose
HILFELEISTUNG zur Rettung von Menschenleben dringend erforderlich ist… Der Stafettenlauf der Hilfsbereitschaft über bürokratisch-politische Hürden und zufällige Hindernisse wurde spannend arrangiert und zeigte, dass die Russen ebenso menschlich sind wie alle anderen Völker.
Interessanterweise lief der FILM im westlichen Ausland unter dem geheimnisvoll anmutenden Titel
>TKX ANTWORTET NICHT<,
in der DDR unter dem solidarischen
>WENN ALLE MENSCHEN DER WELT...<Neben dem im Film dargestellten
FIKTIVEN NOTFALL gab es auch schon
REALE VORKOMMNISSE:
Im Jahre 1928 stürzte das italienische LUFTSCHIFF, das sich unter dem Kommando des Generals NOBILE auf einem Expeditionsflug zum NORDPOL befand, infolge Vereisung ab.
Der Funker des Luftschiffes sendete mit einem unversehrt gebliebenen Notsender SOS. Von keiner kommerziellen Station wurden diese Rufe gehört, obwohl sich die ganze Welt in Aufregung befand und alle FUNKSTATIONEN ständig besetzt waren. Der sowjetische AMATEURFUNKER Nikolai Reinhold Schmidt hörte am 2. Juni 1928 den SOS-Ruf und konnte den gefunkten STANDORT der Überlebenden der Katastrophe aufnehmen.
Der DORFSOWJET, dem Schmidt sofort Mitteilung machte, leitete den aufgefangenen FUNKSPRUCH gleich „an die richtigen Stellen“ weiter. Erst lächelte man darüber, dass ausgerechnet ein AMATEURFUNKER, und dann noch ein russischer, der irgendwo in der TAIGA saß, die NOTMELDUNG aufgefangen haben sollte. Als später bestätigt wurde, dass der aufgenommene Standort stimmte, leitete man die planmäßige RETTUNGSAKTION ein. Dass der größte Teil der LUFTSCHIFF-MANNSCHAFT gerettet werden konnte, war nicht das Verdienst eines „Berufsfunkers“, sondern des sowjetischen „Kurzwellenamateurs“ Schmidt.Dass ich als Teenager täglich zum
"BEINAHE-AMATEURFUNKER" wurde, war der Tatsache geschuldet, dass die „Partei~ & Staatsführung der DDR“ sehr energisch die westlichen
RADIOSENDER auf der Mittelwelle (RIAS Berlin, SFB) vehement mit
STÖRGERÄUSCHEN versorgte. Um aber in puncto
POPMUSIK auf dem Laufenden zu bleiben, blieb nur der überaus beliebte und speziell auf Kurzwelle erreichbare Musiksender
RADIO LUXEMBURG übrig.
Das wichtigste Band im Kurzwellenbereich war für uns Rundfunkhörer das 40-m-Band. Auf ihm tummelten sich tagsüber neben verschiedenen
RADIO~ auch viele
AMATEUR-TELEFONIESENDER. Um letztere zu suchen, musste man den Abstimmknopf des Rundfunkempfängers sehr vorsichtig und langsam bewegen, bis man an die richtige Stelle mit dem besten Empfang kam. Wurde er zu schnell gedreht, so huschte man über die Sender weg und konnte kaum einen
AMATEURSENDER finden. Ganz langsam abstimmen, darauf kam es an, das war sehr wichtig ! Fand man zufällig einen, konnte man stundenlang mithören, wie die Telefonie-Partner den Aufbau ihrer Station erklärten, über das aktuelle Wetter und ihr Berufs~ & Familienleben berichteten, Briefwechsel verabredeten und Fotoaustausch festlegten u.v.a.m.
Da es in der DDR kaum
GERÄTE für den Kurzwellen-Amateurbereich zu kaufen gab, half nur der
SELBSTBAU eines kleinen 2-Röhren-Gerätes, wie auf dem Foto zu sehen, mit dem man schon Stationen rund um den Erdball hören konnte.
Preiswerter war zu DDR-Zeiten natürlich nur die
MITGLIEDSCHAFT in der
GST (Gesellschaft für Sport und Technik), deren Grundorganisationen sich in allen Betrieben, Verwaltungen, Schulen etc. befanden. Diese besaßen u.a. auch sogenannte
AMATEURFUNK-KOLLEKTIVSTATIONEN,
wie die in Brieske-Ost, an denen „Funkamateure ohne eigene Station“, aber mit eigenem
RUFZEICHEN arbeiteten.
Hinter dem kurzen Buchstaben-Zahlen-Kürzel verbargen sich folgende Daten
(wobei das nicht aufgeführte „T“ eventuell für „Telefonie“ stand):
Wer
AMATEURFUNKER werden wollte, musste nur Lust und Liebe und Interesse an der Sache haben, große Unkosten entstanden ihm dabei nicht. Lehrlinge und Oberschüler ohne eigenes Einkommen zahlten im Monat 25 Pfennig Mitgliedsbeitrag, die Ausbildung an der Station und deren Benutzung war kostenlos.
Wollte der Amateur sich später in seiner Wohnung eine eigene Station aufbauen, musste er natürlich die Kosten selbst tragen, wobei sie nicht teurer als ein mittleres Rundfunkgerät waren.
Das
GESETZ ÜBER DEN AMATEURFUNK vom 14.März 1949 wurde 1997 ersetzt und beinhaltet u.a. folgende
REGELUNGEN:
„AMATEURFUNKDIENST ist ein Funkdienst, der von Funkamateuren untereinander, zu technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung von Hilfsaktionen wahrgenommen wird.
Mit seiner experimentellen Ausprägung und seinem globalen Charakter soll er nur von staatlich geprüften FUNKAMATEUREN ausgeübt werden.
Der Antragsteller erwirbt das AMATEURFUNKZEUGNIS durch das Bestehen der fachlichen Prüfung für FUNKAMATEURE.
Mit dem zugeteilten, personengebundenen RUFZEICHEN ist er berechtigt, die FREQUENZEN des Amateurfunkdienstes ohne weitere behördliche Erlaubnisse zu nutzen.
Der FUNKAMATEUR darf nur mit anderen Amateurfunkstellen FUNKVERKEHR abwickeln, jedoch keinesfalls Nachrichten für und an Dritte übermitteln. Nachrichtenübermittlung in Not~ und Katastrophenfällen sind gestattet.
Die AMATEURFUNKSTELLE darf nicht zu gewerblich-wirtschaftlichen Zwecken mit einer Gewinnerzielungsabsicht betrieben werden.“Sollte ich heute das Interesse am
AMATEURFUNK geweckt haben, dann beginnen Sie schon mal mit der nationalen & internationalen
BUCHSTABIERTAFEL: