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Neues 371 - 2019-04-28

Verfasst: Sa 27. Apr 2019, 09:02
von Matthias
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Re: Neues 371 - 2019-04-28

Verfasst: So 28. Apr 2019, 12:58
von Harald
Auf nach Reppist_resize.jpg

Diesem Aufruf folgten seit der Ersterwähnung von >REPIST< im Jahre 1370 vor allem sehr viele „UNGELADENE GÄSTE“:
als erste zogen in den Jahren 1392 – 1422 die tschechischen HUSSITEN brandschatzend, plündernd und mordend durch die Niederlausitz und ließen auch unsere Region keinesfalls „links liegen“. Ende 1449 setzten sich hier die BRANDENBURGER mit den SACHSEN kriegerisch auseinander. Im Jahre 1542 suchten Schwärme von WANDERHEUSCHRECKEN unsere Gegend heim, 32 Jahre später hauste hier auch noch ein fürchterlicher HAGELSTURM, der die Getreidefelder der umliegenden Dörfer vernichtete. Den immer mal wieder auftretenden DÜRRE-Perioden folgten HOCHWASSER-Zeiten, den schlimmen PEST-Jahren grausam geführte KRIEGE, wie der von 1618 bis 1648 andauernde, berüchtigte 30-jährige, dem ein 7-jähriger, dann die Befreiungskriege 1813/15 sowie zwei furchtbare Weltkriege folgten…

Wenn allerdings in FRIEDENSZEITEN die EINLADUNG nach REPPIST erfolgte, meinte man damit fast ausschließlich


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DAS SCHÖNSTE, BESTE & ERSTE HAUS AM PLATZE
>GASTHOF ZUM FELDSCHLÖSSCHEN<.

welches - im weiteren Verlauf von mir als >GZF< abgekürzt - gemeinhin als „kulturelles Zentrum“ galt.
In der GASTSTUBE fanden sich allabendlich die Dorfbewohner nach getaner Arbeit zu Plausch, Karten~ oder Billiardspiel ein,
trafen sich regelmäßig die Mitglieder diverser VEREINE sowie allmonatlich die GEMEINDEVERTRETUNG, um Beschlüsse zum Wohle der Dorfgemeinschaft zu fassen.
Der große SAAL war für größere Festivitäten reserviert, deren Organisation wiederum in den Händen der TRADITIONSVEREINE lag.
Um nun den heute offerierten Reppister MUSIKVEREIN >LYRA< aufzuspüren, habe ich kurzerhand im >Senftenberger Anzeiger< des besagten, ominösen Jahres 1926 recherchiert und bin dabei in INSERATEN und dazugehörigen ARTIKELN auf einige >KULTURELLE HÖHEPUNKTE< gestoßen, die ich nunmehr – im Jahreslauf geordnet und nummeriert – Revue passieren lassen möchte:


Reppist Collection_resize.jpg

INSERAT 1

16. Januar:
„Der MÄNNERGESANGVEREIN 1912 veranstaltet am morgigen Sonntag im >GZF< einen öffentlichen MASKENBALL. Der Verein hat nichts gescheut, um den Gästen auch wirklich etwas zu bieten. Zur Preisverteilung stehen wertvolle Gegenstände bereit. Der Saal ist prächtig geschmückt. Auch kann man bei der Verlosung für wenig Geld sehr schöne Gewinne erhalten. Außerdem werden noch andere Ueberraschungen geboten.“

19. Januar:
„Der vom MGV 1912 veranstaltete MASKENBALL hatte eine sehr starke Beteiligung aufzuweisen. Der sonst gewiß geräumige Saal konnte die Fülle der Zuschauer kaum fassen. Es waren aber auch durchweg nur schöne Masken vertreten. Bis zum Schluß herrschte eine äußerst harmonische Fröhlichkeit.“

INSERAT 2

5. Januar (Kriegerverein im >GZF< = Generalversammlung):
„Das WINTERVERGNÜGEN findet am 31. Januar in demselben Rahmen wie alle Jahre statt. Es wird angeregt, bei Veranstaltungen, die Geselligkeit mehr zu pflegen, um so den alten kameradschaftlichen Geist wieder zur Blüte zu bringen.“

3. Februar:
„Das vom KRIEGERVEREIN im >GZF< veranstaltete WINTERVERGNÜGEN erfreute sich eines außerordentlich starken Besuchs. Es werden aber auch alle Besucher voll befriedigt nach Hause gegangen sein. Es wurde ganz hervorragend gespielt. In den Theaterstücken: >Der Strafrapport, der tapfere Soldat und die Schwiegermutter im Schilderhaus< mußten die Darsteller zeitweise aussetzen, um den Lachsturm vorübergehen zu lassen. Der anschließende Tanz hielt die Kameraden noch recht lange in alter Kameradschaft beisammen.“

INSERAT 3

11. Februar:
„Der FRAUEN-UNTERSTÜTZUNGSVEREIN veranstaltet im >GZF< eine öffentliche FRAUENFASTNACHT. Wie alle Jahre, so wird auch diesmal wieder der Verein seine Gäste mit einem besonders schönen Reigen, aufgeführt von 16 Frauen des Vereins, erfreuen.“ (siehe Inserat)

17. Februar:
„Die vom FRAUENVEREIN veranstalteten FASTNACHTEN erfreuten sich an beiden Tagen eines überaus starken Besuches. Die Frauen boten in ihrer schönen und bunten Tracht ein angenehmes Bild. Der aufgeführte Bauernreigen war sehr sauber und sorgfältig eingeübt. Da er allen Gästen gut gefallen hatte, wurde er am Montag wiederholt. Eine lustige Ueberraschung brachten am Montag Mitglieder des Sedlitzer Frauenvereins, indem sie als Zigeunerkarawane ihren Einzug hielten.
Bis zum Schluß herrschte an beiden Tagen Frohsinn und Heiterkeit.“

INSERAT 4

Da es zur Fastnachtszeit traditionell immer Schlag auf Schlag geht,
war schon eine Woche später der JUGEND-VEREIN an der Reihe.
Sehr bemerkenswert dabei ist der Hinweis auf das Anlegen der WENDISCHEN TRACHT


INSERAT 5

8. Juni:
„Am vergangenen Sonntag konnte der RADFAHRER-VEREIN >FALKE< auf ein 25 jähriges Bestehen zurückblicken. Bei dem aus diesem Anlaß veranstalteten 60 Kilometer-Rennen, Reppist – Senftenberg – Altdöbern – Calau und zurück, starteten 32 Rennfahrer. Die Fahrer hatten infolge der aufgeweichten Straßen schwer zu kämpfen. Das FEST selbst nahm einen guten Verlauf. Eröffnet wurde die FEIER durch ein Begrüßungslied des M.G.V. 1912. Hierauf sprach Frl. Garbisch einen Prolog. Die Festrede hielt Hauptlehrer Schwarz. Anschließend wurden dem Jubilarverein wertvolle Ehrengaben überreicht.“

INSERAT 6

Die FFw Reppist feierte im Monat MAI ihr STIFTUNGSFEST, hatte aber im gesamten Verlauf des Jahres 1926 mit einigen Problemen zu kämpfen, die sich in einem Bericht vom 14. September widerspiegeln:
„Am Sonntag fand im >GZF< eine Versammlung der FREIWILLIGEN FEUERWEHR statt. Leider war der Besuch sehr schwach. Eine Anzahl Kameraden erhielten Ehrenurkunden bzw. Litzen für treue Dienstzeit und Kenntnis vom bevorstehenden Bau des Spritzenhauses mit Steigerturm.
Bemängelt wurde die geringe Teilnahme einzelner Kameraden an den Uebungen. Es sollen in Zukunft Gegenmaßnahmen ergriffen werden.“

INSERAT 7

Mittlerweile musste der SAAL auf Grund des vielfältigen Gebrauchs einer RENOVIERUNG unterzogen werden, die mit einer großen, 2-tägigen EINWEIHUNGSFEIER abgeschlossen wurde. Auffallend bei fast allen Inseraten des >Senftenberger Anzeiger< ist das Fehlen des Namens der jeweiligen, zu TANZ aufspielenden MUSIKKAPELLE. Das war für die Tanzwütigen offensichtlich Nebensache – Hauptsache TANZMUSIK, von wem auch immer…

INSERAT 8

8. September:
„Am Sonntag veranstaltete der FRAUEN-UNTERSTÜTZUNGSVEREIN im Garten des >GZF< ein ERNTE~ & KINDERFEST.
Die Kinder vergnügten sich mit Sackhüpfen, Ballwerfen und anderen Spielen.
Um 4 Uhr gab es eine Kaffeetafel für alle Kinder; jedes Kind erhielt außerdem eine Kaffeetasse geschenkt. Um 6 Uhr fand ein Umzug durch das Dorf statt.“
Zum „Kinderreichtum“ des Dorfes konnte man am 27. Februar lesen:
„In diesem Jahre werden am Sonntag, 14. März, aus unserer Gemeinde 31 Kinder eingesegnet,
17 Knaben und 14 Mädchen. In die Schule aufgenommen wurden 43 Kinder gegen 19 Kinder im Vorjahre.“

INSERAT 9

Der DAMENBALL im September war wohl als Wiedergutmachung für den schmerzlichen Zwischenfall gedacht,
der sich im August während einer anderen Traditionsveranstaltung ereignete:

24. August:
„Am Sonntag, 22. August, wie alljährlich, veranstaltete die Jugend ein PFERDEWETTRENNEN. Um 4 Uhr ging es unter Vorantritt der Kapelle Koar nach dem Rennplatz. Während des Rennens gab es heitere und auch beängstigende Momente. Eine Frau wurde von einem Pferd, welches dem Reiter nicht gehorchen wollte, umgerannt und erhielt hierbei eine zum Glück nicht erhebliche Verletzung am Knie.
Aus dem Rennen gingen als Sieger hervor: 1. Kurt Noack, 2. Otto Sell, 3. Max Sell.“

INSERAT 10

9. Dezember:
„Wie alle Jahre, wird auch diesmal der MGV 1912 am
1. Weihnachtsfeiertag einen GESANGS~ & THEATERABEND veranstalten. In erster Linie soll auch die Veranstaltung an diesem Tage eine Werbung für den deutschen Männergesang sein. Hoffen wir, daß der Verein mit seiner Veranstaltung auch einen guten Erfolg hat.“
29. Dezember:
„Der vom MÄNNERGESANGVEREIN 1912 am 1. Weihnachtsfeiertag veranstaltete UNTERHALTUNGSABEND hatte einen guten Erfolg. Besonderen Anklang fanden die der Zeit entsprechend ausgewählten Lieder. Auch in der Vortragsweise wurden die Zuhörer angenehm überrascht. Die Theaterstücke wurden durchweg gut gespielt.“

INSERAT 11 und 12

Für die 1419 Bewohner des Dörfchens REPPIST ging das aus kultureller Sicht durchaus „gehaltvolle“ JAHR 1926 zur Neige – und somit nach intensiver Recherche auch mein heutiger KOMMENTAR.
FAZIT:
Ob bei einer der vielen Veranstaltungen auch der >MUSIKVEREIN LYRA< zugegen bzw. aktiv war, lässt sich leider nicht dokumentarisch belegen. Vielleicht kann uns ja die Nachkommenschaft einer ehemaligen „REPPISTER FAMILIENDYNASTIE“ einen solchen historischen Beleg liefern ?
Wir danken im Voraus mit einem LIED, das Ende der 1920er Jahre auf Schallplatte gepresst wurde, und mit Sicherheit in das Repertoire der Reppister BLASKAPELLE gepasst haben könnte…
8-)

Blasmusik_resize.jpg