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Neues 372 - 2019-05-05

Verfasst: Sa 4. Mai 2019, 08:32
von Matthias
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Re: Neues 372 - 2019-05-05

Verfasst: So 5. Mai 2019, 12:56
von Harald
Nach der Machtübernahme im Jahre 1933, machte Adolf Hitler den 1. Mai zum
>TAG DER NATIONALEN ARBEIT<

wobei er das alte Volkslied >DER MAI IST GEKOMMEN< überschwänglich als „DEUTSCHEN ARBEITSFRÜHLING“ titulierte und gleichzeitig tief ins „Reich der uralten Deutschen“ abdriftete:
„Die Feier des 1. Mai ist ein URDEUTSCHES FEST. Unsere Vorfahren waren glücklich, den bösen Winter überstanden zu haben, der für sie mit viel Kummer und Not verbunden war. Es war ein FEST DER FREUDE und zugleich ein echtes VOLKSFEST.
Es blieb dem Marxismus vorbehalten, aus diesem Fest der VOLKSGEMEINSCHAFT einen TAG DES KLASSENKAMPFES zu machen. An sich war der Gedanke richtig gewesen, dieses ECHTE VOLKSFEST zu einem FEIERTAG DER ARBEIT zu erklären, aber es war ein schweres Verbrechen, an diesem Tage zum KLASSENKAMPFE und zum KLASSENHASS aufzurufen…Wir haben den 1. Mai wieder zu dem gemacht, was er ursprünglich gewesen ist:
zu einem FEST DES GANZEN VOLKES.“


Dem >TAG DER ARBEIT< wurden bis 1935 politisch schlagkräftige, später „volkstümelnde“ MOTTOS angehängt.

1933: „Durch Nacht zum Licht“
1934: „Kampf der Gefahr – seid einig und treu“
1935: „Unsere Fahnen flattern uns voran“
1936: „Freut euch des Lebens, froh seid zu jeder Stund““
1937/38: „Freut euch des Lebens“
1939: „Komm Mensch, nun freu‘ auch dich !“


Mit KRIEGSAUSBRUCH wurde auf großes Brimbamborium verzichtet, das legendäre "FREUT EUCH..." der letzten Jahre ausgemerzt.
Man feierte „nicht mehr ausgelassen lärmend, sondern in stiller Besinnlichkeit mit einem freudigen Bekenntnis zum Führer“
und an die Stelle der zündenden Mottos traten „Durchhalteparolen für die Heimatfront“.

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Ich richte heute mal den Focus auf das von den Nazis vielgerühmte
VOLKSFEST am Beispiel des 1. MAI 1938
– um zu ergründen, was den Bürgern außer den massenwirksamen AUFMÄRSCHEN & wortgewaltigen ANSPRACHEN
an "ECHTER VOLKSKUNST" geboten wurde:

Die GRUNDFORDERUNG lautete erst einmal:
„Die arbeitenden Deutschen haben das Verlangen nach schönem, sonnigen Frühlingswetter.
Am Festtage der nationalen Arbeit soll der Himmel voller Geigen hängen und trockenes, warmes Wetter herrschen.“

Am Vorabend wurde traditionsgemäß auf dem Neumarkt der MAIBAUM geschmückt und aufgerichtet
und dabei das Lied >FREUT EUCH DES LEBENS< gesungen. Am Abend fand ein großer „Kraft durch Freude“-ABEND statt.
Am 1. Mai traten um 7 Uhr die Senftenberger Sänger des BDM und der Jungmädel an verschiedenen Plätzen im erweiterten Stadtzentrum zum traditionellen MAISINGEN an. Gegen Mittag ging es weiter mit einem MUSIKZUG („Badenweiler Marsch“) und dem SÄNGERBUND („Wo gen Himmel Eiche ragen“). Die „kämpferische Note“ steuerte das JUNGVOLK mit Fanfaren & Landsknechtstrommeln bei, während mit dem gemeinsam gesungenen LIED endlich echte MAIFREUDE aufkommen sollte.
Der LIEDTEXT wurde im >Senftenberger Anzeiger< gleich mitgeliefert:

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Das klappe ganz gut – aber danach ging es erst richtig los:
SÄNGERGRUPPEN boten Frühlings~ & Tanzlieder, zu denen die JUNGMÄDELGRUPPEN des BDM ausgelassen tanzten.
Nach der obligatorischen Rundfunkübertragung der „Führerrede“ setzte sich dann ab 13 Uhr ein imposanter FESTZUG in Bewegung.
Die STRECKENFÜHRUNG war „seit Menschengedenken“ schon immer die gleiche – so auch diesmal:
Neumarkt / Schul~ / Briesker~ / Bismarck~ / Krankenhaus~ / Calauer Straße bis zum „Waldhof“
– dann zurück über Bahnhofstraße / Markt / Schloß~ / Dresdener~ und Schulstraße zum Neumarkt.

Auch der >Senftenberger Anzeiger< ließ in seiner Berichterstattung ein LOBLIED auf das DEUTSCHE VOLKSTUM vom Stapel,
das hier in Stichpunkten erwähnt werden soll:

“FREUT EUCH DES LEBENS“ ist die Parole des Nationalfeiertages: Der Himmel bescherte uns günstiges Wetter…Die Sonne schaute gar freudig auf das betriebsame Volk der Niederlausitz…Der 20 Meter hohe Maibaum erhob seine Krone kühn und stolz empor…ein mächtiger Kranz mit bunten Bändern wiegte sich im Winde…Paukenschlag & Trompetenklänge…gut gelungene Volkstänze ernteten reichen Beifall…schöne Tanzweisen lockten zum Tanz auf der Freitanzfläche…Feier der Jugend auf der Maiwiese…großartiges Feuerwerk…Begeistert erklang (schon wieder) das Lied >FREUT EUCH DES LEBENS<.

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Auch in den GEMEINDEN rund um Senftenberg ging es echt volkstümlich zu. In HÖRLITZ und SENFTENBERG II lud die Sängervereinigung >HARMONIE< mit Gesangsvorträgen die Einwohner zum MAISINGEN vor der deutschen Eiche ein.
Am Vorabend hatte man bereits Volkstänze des BDM, ein Konzert der Werkskapelle Meurostolln und das Abbrennen des Maifeuers erleben können.
Einen ähnlichen Verlauf nahmen die Maifeiern in Marga, Buchwalde, Rauno und Reppist:
buntes Treiben auf den Festplätzen, Mailiedersingen, Tanz bei freiem Eintritt in den örtlichen Gastwirtschaften.
Neben dem sogenannten „DEUTSCHEN TANZ“ wurde den Besuchern schon jahrelang regelmäßig mancherlei Unterhaltung geboten:
Rezitationen, humoristische Vorträge, Bühnentänze, Lieder, Instrumentalsolis usw. wechselten in den Tanzpausen in bunter Reihenfolge ab.
Außerdem bereisten zwei Spielgruppen und der Volkstanzkreis die verschiedenen Säle der Stadt.
Sehr vielsagend war allerdings der Titel des Stückes, welches das Kurmärkische Landestheater im Reppister „Feldschlösschen“ im Auftrag der NS-Gemeinschaft >Kraft durch Freude< aufführte:
„VERSPRICH MIR NICHTS“ !
Ob damit wohl der >GRÖFAZ< gemeint war ? Durchaus möglich.

Ich weiß nicht, weshalb das aus dem Dorfleben nicht weg zu denkende SCHLACHTFEST gerade zum MAIFEIERTAG auch in unsere Heimatstadt schwappte. Fest steht, dass die Senftenberger GASTHÄUSER – wie aus den ANZEIGEN ersichtlich – jedes Jahr um den 1. MAI herum einer wahren FLUT von SCHLACHTEPLATTEN ausgesetzt waren, angefüllt mit Wellfleisch, Grütz~ & Bratwurst mit Sauerkohl, frischer Wurst u.a. Schlachtgenüssen…

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Von meinen eigenen Maifeiern zu DDR-Zeiten ist mir eigentlich nur der DEMO-SPEZIALHAPPEN >BOCKWURST mit BRÖTCHEN< geläufig…
Naja, wir hatten ja auch nix…und nur die wenigstens konnten sagen: "SCHWEIN GEHABT!" ;)