Neues 375 - 2019-05-26

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Matthias
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Neues 375 - 2019-05-26

Beitragvon Matthias » Sa 25. Mai 2019, 08:15

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Harald
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Re: Neues 375 - 2019-05-26

Beitragvon Harald » Do 30. Mai 2019, 08:55

080-Sonnenuntergang_resize.jpg

"Niederlausitz ist mein schönes Heimatland,
wo die Kohlegruben schauen weit ins Land,
wo die Schornsteintürme ragen hoch hinaus,
da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus ..."

Wo der Kohlenstaub uns jeden Raum verdreckt,
wo das Dampfsignal aus tiefem Schlaf uns weckt,
wo die Blüten tragen schwarzen Blütenstaub,
da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.

Wo der Bagger fördert schwarzen Diamant,
wo die Kippen wachsen hoch aus weißem Sand,
wo der Bergmann grüßt mit seinem Gruß >GLÜCK AUF<,
da (ist) war meine Heimat, da (bin) war ich zu Haus !"


Diese Zeilen entstammen einem HEIMATLIED, das ich schon während meiner Hörlitzer Grundschulzeit im Musikunterricht und später auf diversen Klassenwanderungen und ~fahrten gesungen habe.
Die hier erwähnten weit hinaus ragenden Wächter unserer Region, die SCHORNSTEINE der Brikettfabriken, sind inzwischen dem Erdboden gleich gemacht worden. Die DAMPFSIRENEN, die die Bergleute zum SCHICHTWECHSEL riefen, sind für immer verstummt. Dennoch bleiben die ERINNERUNGEN an eine trotz aller Widrigkeiten schönen KINDHEIT meinen Schulkameraden und mir gewiss für alle Zeit erhalten.
Die Kinder meiner Generation wuchsen in einer stets von Kohlenstaub geschwängerten Umgebung auf, doch im Nachhinein sind wir der Meinung, dass sich der STAUB damals auch gesundheitsfördernd auswirkte, denn wir waren, im Vergleich zu den Kindern von heute, weniger anfällig für KRANKHEITEN. Doch obwohl täglich über den „DRECK“ geschimpft wurde, zogen nur wenige Familien weg. Wohin auch ? Die Familienväter, oftmals auch die Mütter, hatten überwiegend bergbautypische Berufe, und hier gab es in Schichtarbeit bei Tag und Nacht gutes Geld zu verdienen.

WIR KINDER VON SENFTENBERG-WEST & HÖRLITZ
hatten in den 50er-Jahren schon ein beliebtes „BADEPARADIES“, zwar ohne breiten STRAND, dafür aber mit imposanter STEILKÜSTE
– das allgemein bekannt war als
HÖRLITZER GRUBENTEICH


Bild Teich_resize.jpg

Er war aus der früheren Braunkohlengrube „Marga“ hervorgegangen. Dessen Grenzen bildeten im Norden die Bahnstrecke Senftenberg – Finsterwalde,
im Osten das sogenannte „Hundewäldchen“, im Süden die Bahntrasse von Senftenberg nach Ruhland und im Westen die Spülkippe bei Schwarzheide-Ost.
Die AUSGEKOHLTE GRUBE, die von 1920 bis 1949 in Betrieb war, hatte sich nach dem Auslaufen des Tagebaubetriebes langsam mit GRUNDWASSER gefüllt. Darüber hinaus floss auch Wasser von der „LÖSCHPLATTE“ an der BRIESKER BAHNSTATION in die Grube.
Auf ihr wurden einstmals die mit Briketts beladene WAGGONS abgelöscht, damit sich diese nicht entzünden konnten.
Trotz der BADEFREUDEN lauerten mitunter tückische GEFAHREN in dem großen TAGEBAURESTLOCH
wie z.B. gefährliche Strudel und Drehlöcher. Zudem waren manche Uferabschnitte aufgrund ihrer Gefährlichkeit nicht zugänglich,
beispielsweise der Abhang bei Hörlitz, an dem die Gebrüder Seidensticker GmbH die scharfkantigen Reste der Schmelzmasse aus ihrer Glashütte
per Pferdefuhrwerk entsorgte.
Ich erinnere mich an selbstgebaute FLÖßE, die aus zwei bis drei an Land geschwemmten BAGGERSCHWELLEN zusammengesetzt worden waren.
Mit diesen Fahrzeugen stakten sogar die NICHTSCHWIMMER auf dem SEE herum und fochten manche „SEESCHLACHT“ aus.
Zudem wurde auf dem HÖRLITZER GRUBENTEICH ganz regulär WASSERSPORT betrieben, denn im Jahre 1952 hatte sich an der
Senftenberger Rathenau-Oberschule die Sektion „SEESPORT“ der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) gegründet,
deren „Leichtmatrosen“ zu Ausbildungszwecken einen KUTTER K10im Grubenteich zu Wasser ließen,
was ihnen anfangs den spöttischen Beinamen „GRUBENTEICHPIRATEN“ einbrachte.
Das Ende des Grubenteiches war mit dem Aufschluss des TAGEBAU MEURO im Jahre 1958 besiegelt. Das Gewässer wurde nämlich mit dessen Erdmassen verfüllt. Danach wurde das einstige WASSERGELÄNDE aufgeforstet und gilt heute als beliebtes PILZ-REVIER...

Vom TB zum GT.jpg

WIR waren also eigentlich die ERFINDER eines aus einem TAGEBAURESTLOCH entstandenen „NAHERHOLUNGSGEBIETES“,
obwohl ein anonymer Leserbriefschreiber am 29. Juni 1910 im >Senftenberger Anzeiger< ein solches Projekt für unrealisierbar hielt:


„Von allen Gegenden unserer Heimat hat die südwestliche NIEDERLAUSITZ den Vorzug, umfangreiche KOHLENLAGER von bedeutender Mächtigkeit zu besitzen. Die Haupteigentümlichkeiten dieser FLÖZE bestehen in der großen Mächtigkeit des Liegenden und in der geringen Stärke des Hängenden, so daß mit wenigen Ausnahmen fast nur TAGEBAU getrieben wird.
Folgeerscheinungen jener Art des Betriebes sind TIEFE GRUBEN – die alten TAGEBAUTEN – und PLATEAUS, die sogenannten ABKIPPEN.
Wer einmal über eine Abkippe gewandert ist, dem wird sich die Frage aufgedrängt haben:
WAS WIRD EINST AUS DIESEN ÖDEN FLÖZEN WERDEN ?
oder: Womit werden sich die vielen Bewohner dieser Kohlengegend einst beschäftigen, wenn der BERGBAU nicht mehr betrieben werden kann?
Mit Bangen denkt ein um des Volkes Wohl besorgter Mensch an die ZUKUNFT. Jammervolle Bilder treten wieder vor unsere Seele:
Bleiche, abgehärmte Gestalten mit Lumpen umhüllt wird man wie im sächsischen Erzgebirge auch in der südwestlichen Niederlausitz, wo jetzt die SCHWARZEN DIAMANTEN zutage gefördert werden, umherwandeln sehen, wenn nicht schon heute VORKEHRUNGEN zum Wohle der Bewohner getroffen werden.
Vor einigen Jahren hat man auf einem GRUBENFELDE in Naundorf bei Lauchhammer einen Versuch damit gemacht und überraschende Ergebnisse damit erzielt. Leider hat jenes gute Beispiel noch keine Nacheiferer gefunden.
Nur von der der Ilse-Bergbau-AG. ist vor kurzem eine ANPFLANZUNG geschaffen worden. Die Arbeit wäre recht lohnend; denn einmal würde eine allmähliche FRUCHTBARMACHUNG der unwirtlichen Strecken ermöglicht, und zum andern fänden viele Arbeiter lohnende BESCHÄFTIGUNG.
Auch die alten TAGEBAUE sollten sogleich wieder zugeschüttet und bepflanzt werden. Es wird zwar hin und wieder geäußert, die TAGEBAUE könnten ruhig liegen bleiben und sich allmählich zu TEICHEN und SEEN umbilden. Doch ist es ausgeschlossen, daß sich 20 bis 30 Meter tiefe GRUBEN in kurzer Zeit mit WASSER füllen.
Die Erfahrung hat bereits die UNMÖGLICHKEIT bewiesen.
Der WALD muß der südwestlichen Niederlausitz unbedingt erhalten bleiben.“

Doch erstens kam es anders – und zweitens als man dachte… ;)
Badenixe.jpg
Zuletzt geändert von Harald am Sa 1. Jun 2019, 09:41, insgesamt 1-mal geändert.

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Harald
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Re: Neues 375 - 2019-05-26

Beitragvon Harald » Sa 1. Jun 2019, 08:57

Falls Ihnen nicht bekannt sein sollte, nach welcher MELODIE das sog. >NIEDERLAUSITZLIED<
gesungen wird ? Beim Blättern in diversen LIEDERBÜCHERN fand ich in der Rubrik „HYMNEN
das Heimatlied der Mecklenburger „Wo die grünen Wiesen leuchten weit und breit“ mit exakt der gleichen MELODIE.
Hier das NOTENBILD:

Hymne 2_resize.jpg

In der 4. Strophe unseres >NIEDERLAUSITZER HEIMATLIED< wird übrigens
der an Traditionen reiche SPREEWALD besungen:

Wo der Bauer mühsam noch sein Feld umgräbt,
wo das Bauernmädchen stolz die Tracht noch trägt,
wo man mit dem Kahn hinfährt zum Gastwirtshaus,
I: da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus. :I


Na dann: Frischauf mit Gesang ! :D


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