Neues 380 - 2019-06-30

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Matthias
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Neues 380 - 2019-06-30

Beitragvon Matthias » Sa 29. Jun 2019, 07:43

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Harald
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Re: Neues 380 - 2019-06-30

Beitragvon Harald » So 30. Jun 2019, 10:04

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In „grauer Vorzeit“ wurde ein rundes STADTJUBILÄUM mit einer >SÄKULARFEIER< begangen, die das Ende eines alten und den Beginn eines neuen Zeitalters kennzeichnen sollte. Als Grundregel galt, dass immer dann gefeiert werden solle,
wenn niemand mehr lebe, der die letzte Feier noch erlebt habe.
Um einigermaßen sicher zu gehen, einigte man sich auf „HUNDERTJAHRFEIERN“, da 100-jährige Zeitgenossen damals nur selten anzutreffen waren.
Die mit allem Pomp und Gloria geplanten Festlichkeiten wurden dann recht bescheiden deklariert:
„Mit Rücksicht auf die hochgeachtete Gewohnheit, daß die Geburtstagsfeste in allen Familien feierlich begangen zu werden pflegen, dürfte sie mit noch mehr Grund auf das Entstehen unserer Vaterstadt Anwendung finden.“

Natürlich war man zu allen Zeiten auf findige
GESCHICHTSSCHREIBER

Gesch.schreiber_resize.jpg

angewiesen, die mit großer Akribie in alten Chroniken & Annalen nach derartigen JUBILÄEN suchten. Offizielle Gründungsurkunden lieferten schnelle Ergebnisse. Im Falle unserer Heimatstadt SENFTENBERG bediente man sich einer urkundlichen >ERSTERWÄHNUNG<.
Dennoch kamen die vier bekanntesten SENFTENBERGER HEIMATFORSCHER
zu unterschiedlicher ZEITLICHER EINORDNUNG :

(1) RUDOLF LEHMANN in >Geschichte des Markgrafentums Niederlausitz< (1937)
„Für unsere Betrachtung bleiben hauptsächlich noch die ebenfalls an einer alten Straße von der Elbe und Elster her nach Schlesien liegenden Städte FINSTERWALDE und SPREMBERG, ferner die ähnlich wie CALAU etwas abseits liegende Stadt SENFTENBERG übrig. Alle drei sind grundherrliche Gründungen; ihr Ausgangspunkt ist die BURG, unter deren Schutze sich die URSIEDLUNG entwickelte.
SENFTENBERG wird als civitas erstmalig 1279 erwähnt.

(2) G. PAULITZ in >Chronik der Stadt Senftenberg< (1892-1925)
„Die Nachrichten über Stadt und Amt SENFTENBERG sind aus jener Zeit [13.Jh.] natürlich noch sehr spärlich. Urkundlich wird der Name SENFTENBERG zuerst 1290 erwähnt.
an anderer Stelle:
Die Gründung KOMOROW’s, des späteren SENFTENBERG’s hat demnach höchst wahrscheinlich um das Jahr 600 n.Chr. stattgefunden.

Bezüglich des wendischen Namens gibt es 2 Auslegungen:

SENFTENBERG, von den Wenden KOMOROW genannt. Die Senftenberger handschriftl. Chronik leitet dieses Wort von KAMMER ab, wozu man aber den Grund nicht einsieht, wahrscheinlich kommt der Name von KOMAR, Mücke her, und würde also so viel als MÜCKENHAIN bedeuten, was um so mehr Wahrscheinlichkeit erhält, als in der Nähe ein ähnlicher Ort MÜCKENBERG liegt.“
(>Beiträge zur Geschichts~ & Alterthumskunde der NL< 1838)

„Die WENDEN nannten diesen Ort COMERAU, ohne Zweifel darum, weil sie wegen seiner ziemlichen Befestigung bey instehender Kriegs-Gefahr ihre besten Güter gemeiniglich dahin flüchteten, und ihn also gleichsam als eine SCHATZ-CAMMER gebrauchten.“ (Universal-Lexikon 1743)

Und dann war da sogar noch ein diskriminierender BEINAME im Umlauf:

SENFTENBERG führt schon seit vielen Jahrhunderten den wendischen Beinamen >ZLY – das BÖSE<, wegen der vielen Unruhen und Raufereien, die theils von den Rittern, theils von den deutschen Bürgern verübt wurden.“ (1861)

Die beiden restlichen Heimatforscher werden nachfolgend gewürdigt, desgleichen eine kleine "STADTGRÜNDUNGSGESCHICHTE" erstellt:

„Um die Aufklärung der früheren Geschichte der Stadt SENFTENBERG haben sich die Herausgeber der >Chronik von Senftenberg<, der Oberpfarrer Georg LIEBUSCH und der verstorbene Amts-Chirurg BÜTTNER, die größten Verdienste erworben. Altslavische Völkerschaften gründeten lange zuvor, ehe die Deutschen wieder siegreich vordrangen, in hiesiger Gegend Niederlassungen und sicherten diese durch Erbauung einer BURG. Um dieselbe Zeit erhielt SENFTENBERG nach Ausweis jener Chronik auch wohl den zum Theil noch vorhandenen, an dem SENFTENBERGER LUGH beginnenden und vor dem Dorfe Reppist hinlaufenden ERDWALL.
Erfolgte, wie wahrscheinlich, die Unterjochung der SENFTENBERGER WENDEN durch die Deutschen um das Jahr 1000 n.Chr., dann trat SENFTENBERG alsbald mit der Niederlausitz unter die Herrschaft der Markgrafen von Nordsachsen und hat weiter, als diese um das Jahr 1067 ausstarben, unter Theoderich III. aus dem Hause Buzici, unter Herzog Wratislav von Böhmen und unter Heinrich dem Aeltern, 1092, und dem Jüngern aus dem Stamm des Grafen von Ileburg oder Eilenburg, so wie unter dem Grafen Wiprecht von Groitzsch bis 1185 gestanden. Nach dem Tode des Grafen Heinrich von Groitzsch wurde sein Erbe und Schwager, der Markgraf Konrad der Große von Meißen, von dem Kaiser Lothar II. mit der Niederlausitz belehnt und SENFTENBERG kam folglich 1135 auch unter die Landeshoheit der Markgrafen von Meißen. Unter der Herrschaft Dietrichs des Bedrängten von Meißen, der mit dem Abte des Klosters Pegau in Streith gerieth, wurden die Länder des Markgrafen mit dem Interdict belegt, und es durfte auch in SENFTENBERG kein öffentlicher Gottesdienst gehalten, keine Glocke geläutet und kein Todter feierlich zur Erde bestattet werden, bis sich Dietrich mit dem Abte ausgesöhnt hatte.
Die Glieder der altadligen Familie von Ileburg, deren wir oben schon erwähnt, sind sehr wahrscheinlich die ersten Burggrafen von SENFTENBERG gewesen, denn sie sagen im Jahre 1290, daß sie die Rechtspflege hier schon von Alters her gehabt hätten.“

(>Berlin und die Mark Brandenburg< nach amtlichen u.a. Mittheilungen / 1861)

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(3) JOHAN CARL BÜTTNER in seiner >Selbstbiographie< von 1828

„Ich hatte in meiner Selbstbiographie versprochen: in dieselbe einige interessante Nachrichten aus der CHRONIK SENFTENBERGS aufzunehmen. Um dieses mein Versprechen erfüllen zu können, wandte ich mich an den hiesigen Herrn Oberpfarrer und Ephorie-Adjunct LIEBUSCH, von welchem ich wußte , daß er sich für die Geschichte der Stadt und des Amts SENFTENBERG interessire, mit der Bitte: mich gefälligst und gütigst in den Stand zu setzen, mein gegebenes Wort lösen zu können. Dieser erwiderte aber: daß, so gern er meinem Wunsche genügen wolle, er sich es nicht verhehlen könne, daß durch die Aufnahme mehrerer Nachrichten aus der LOCALGESCHICHTE in meine Selbstbiographie der Charakter und die Gestalt selbiger sehr verwischt und entstellt werden würde. Da mir der Grund dieses Einwandes einleuchtete, so wagte ich…die Bitte an ihn: mir das Manuscript, so weit es fertig wäre, gütigst zu überlassen, damit ich es als Anhang zu meiner Selbstbiographie abdrucken lassen könnte. Mein dringendes Bitten war nicht vergeblich…“

So kam BÜTTNER mittels „fremder Federn“ zu Heimatforscher-Ehren !

(4) GEORG LIEBUSCH in >Chronik der Stadt und des Amts Senftenberg< (1827)
„Da es nicht genau bekannt ist, zu welcher Zeit die SENFTENBERGER WENDEN von den Deutschen unterjocht worden sind, so habe ich das Jahr 1000 nach Christi Geburt als den Zeitpunkt angenommen, wo sich die e r s t e Periode der Geschichte der Stadt und des Amts SENFTENBERG schließt und die ich die ‚Periode der serbischen Unabhängigkeit genannt habe.“

Weitere "ERKENNTNISSE" lieferten diverse NACHSCHLAGEWERKE:

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„Bis ans Ende des 13n Jahrh. war SENFTENBERG (in Urk. Semphtenbergk) eine Niederlausitzisch-Böhmische Herrschaft, welche nach Urkunden von 1290 einem JOHANN von SENFTENBERG gehörte, 1308 aber von Gumpert v. Alsleben und Anna von Sydow an die Mkf. Waldemar und Joh.v.Brandenburg, die ohnehin schon den 3n Theil der Herrschaft inne hatten, für 2500 Mk. Silber verkauft.
In der Folge, (wenn? und wie läßt nicht bestimmt sich angeben) kam SENFTENBERG nach und nach an die Familien von Eilenburg, Köckritz (1332), Schafgotsch, Weissenbach, Zschaslau von Penzk und Henzel Schaf (1384) endlich an Hans von Polenz (1408).“
(>Erdbeschreibung des Königreich Sachsen< 1806)

„Die frühe Besiedlung der SENFTENBERGER GEGEND beweisen die massenhaften Urnenfunde und das „ALTE SCHLOSS“ im Laugk, ein vorslawischer RUNDWALL eine halbe Stunde östlich der Stadt.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die STADT von deutschen Kolonisten nach ostdeutschem Plane angelegt.“
(>Kursächsische Streifzüge< von Otto Eduard Schmidt 1922)

Den sprichwörtlichen "VOGEL" schoss wahrscheinlich der folgende KARTHOGRAPH ab, der SEMPFTENBERCH ins Heilige Römische Reich katapultierte. Was aber, wenn er richtig liegt ?

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ÜBRIGENS: gibt es nicht nur bei der STADTGRÜNDUNG unterschiedliche MEINUNGEN, sondern auch beim ANTLITZ unserer Heimatstadt :
negativ 1714:
„Das Städtlein bestehet etwan aus 300 HÄUSERN, unter denen ausser der KIRCHE und dem RATHHAUSE keines von sonderlichem Ansehen ist.“

positiv 1856:
„Der BODEN ist ein recht ergiebiger. Er wird in Koppelwirtschaft ausschließlich zum Anbau von CEREALIEN benutzt. Die ein~, auch zweischürigen WIESEN sind den Überschwemmungen der Elster mehr, als zuträglich unterworfen. Die wenigen GÄRTEN werden zur Erbauung von KÜCHENGEWÄCHSEN ausschließlich für den Hausbedarf benutzt. WEIN wird nur wenig erbaut und von nicht besonderer Güte; auch findet der Verbrauch des Produktes nur in Senftenberg selbst statt. Beträchtlicher dagegen ist der OBSTBAU, welcher die Kultur der Rebe aus den WEINBERGEN allmählich verdrängt. Diese geben der Gegend ein freundliches Ansehen, die überhaupt nicht ohne landschaftliche Reize ist, wozu noch der Schmuck des Städtchens kommt, dessen Hauptstraße gleichsam eine ROSENALLEE bildet, da vor jedem Hause hochstämmige ROSEN stehen, – ein prachtvoller Anblick zur Blüthezeit.“

IN SENFTENBERG GAB ES ALSO AUCH SCHON ROSIGE ZEITEN ! :D


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