Neues 383 - 2019-07-21

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Matthias
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Neues 383 - 2019-07-21

Beitragvon Matthias » Sa 20. Jul 2019, 09:25

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Harald
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Re: Neues 383 - 2019-07-21

Beitragvon Harald » So 21. Jul 2019, 10:49

Das >Vollständige Staats~, Post~ und Zeitungs-Lexikon von Sachsen< (1814) definiert die beiden Senftenberger VORORTE wie folgt:

Juettendorf - Thamm.jpg

Das ehemalige DORFSIEGEL von JÜTTENDORF zeigt eine Sichel, ein Sternchen und eine Weintraube, das SIEGEL von THAMM ebenfalls eine Sichel sowie einen Damm, der durch eine Niederung führt, wodurch Landschaft und Erwerbszweige der Bewohner angedeutet wurden. Die JÜTTENDORFER waren arme Leute, zumeist WENDEN, die in kleinen KUTEN (Katen) auf sumpfigem Untergrund zu beiden Seiten des Dorfangers und der späteren KAISER-FRIEDRICH-STRASSE wohnten, überwiegend Land~ & Viehwirtschaft betrieben und die Weinberge bestellten und bei der Weinlese halfen.

Die Gemeinde THAMM lag einst rechts von der THAMMER STRASSE und wurde begrenzt von der WESTSTRASSE und der kleinen ANNAGASSE. Später kam noch NEU-SORGE, eine kleine Kolonie Jüttendorfs links der Thammer Straße, hinzu.
Die Einwohner von THAMM waren sämtlich HÄUSLER (andernorts auch Hausleute, Hausgenossen, Häuslinge oder Büdner genannt), die allerdings in der Mehrheit weder eigene HÄUSER noch NAHRUNG (zu bewirtschaftende Grundstücke) besaßen,
„sondern nur bey Bauern und andern Einwohnern des Dorfes zur Miethe wohnten unter der Bedingung, ihnen in ihren häuslichen Geschäften vorzüglich auf mancherley Art zur Hand zu gehen. Einigen HÄUSLERN wurde erlaubet, sich ein eigenes HAUS auf dem herrschaftlichen Grund und Boden auf ihre eigenen Kosten zu erbauen. Da solche Leute aber wenig oder gar keinen ACKER besaßen, mußten sie der Herrschaft des Ortes (in unserem Falle dem AMT SENFTENBERG) gemeinsame Dienste leisten.“

Hierzu muss man wissen, dass es auf dem Lande unter den DORFBEWOHNERN verschiedene KLASSEN gab:
(GANZ)HÜFNER – HALBHÜFNER – GÄRTNER – ANSPÄNNER –HÄUSLER,
deren „gesellschaftlicher Wert“, z.B. bei der Verteilung der Kirchbaukosten, in der Provinz Sachsen wie folgt geregelt war:
je 2 Halbhüfner, 4 Gärtner oder 8 Häusler wurden einem Ganzhüfner gleich gerechnet.
Dagegen galten Müller und Schenkwirte doppelt so viel als ein Ganzhüfner.
Im Jahre 1920 erfolgte die EINGEMEINDUNG von THAMM, 1923 die von JÜTTENDORF.

vorortbote_resize.jpg

Per >SENFTENBERGER VORORT-BOTE<
– einem von mir frei erfundenen, imaginären „Lokalblättchen“ – noch ein Wort zum

>DREILÄNDERECK<:

Karte.jpg

Auf dem STADTPLAN – Ausschnitt von 1910 sind die VIER STADTTEILE von SENFTENBERG verschiedenfarbig hervorgehoben.
Das GEBÄUDE, in dessen Obergeschoss unser ADMINISTRATOR u.a. sein „BUREAU“ hat, ist ebenfalls gekennzeichnet und bestätigt dessen Lage am von IHM bezeichneten >DREI – ORTE – ECK<:
Während die WESTSTRASSE lediglich die geographische Lage bezeichnet, glänzt die ANNAGASSE mit großartigem, historischen, gar mütterlichem Hintergrund. Immerhin ist „die unter dem Namen MUTTER ANNA in die Herzen von Alt und Jung, Vornehm und Gering übergegangene KURFÜRSTIN ANNA von SACHSEN, vermählt mit dem KURFÜRSTEN AUGUST, eine der populärsten Erscheinungen unter den deutschen Fürstenfrauen in der Mitte des 16. Jahrhunderts.“
(Leipziger Zeitung 1865)

AnnaGASSE_resize.jpg

„MUTTER ANNA & VATER AUGUST“ lebten außergewöhnlich harmonisch zusammen.
Das Ehepaar war während ihrer 37-jährigen Ehe nur wenige Tage getrennt, da die Kurfürstin ihren Mann überallhin begleitete.
Von ihren 15 Kindern starben elf schon früh. Vor jeder Geburt legte sie ihre Leichentücher zurecht, damit sie im Ernstfall gleich bei der Hand wären.
Sie wusch und butterte selbst, verarztete ihren Gemahl und versuchte auch, Einfluss auf die Staatsgeschäfte zu gewinnen.
AUGUST hing mit herzlicher Liebe an ihr und war ihr mit wahrer, nie verletzter Treue zugetan,
doch brauste er leicht auf und ließ sich in der Hitze des Zornes zu Worten und Handlungen hinreißen, die er, wenn er wieder zur Besinnung kam, bitter bereute.
ANNA erfüllte nichtsdestoweniger die Pflichten einer treuen, liebenden Gattin mit der vollen Hingebung ihres Herzens,
die auch dann nicht nachließ, wenn sie unerfreulicher Härte begegnete.
Ein Zeitgenosse berichtet über ihr Verhalten gegen ihren Gemahl:
„Sie hatte gelernt, wenn er zürnte, ihn zu besänftigen, wenn er beleidigt war, ihn zu versöhnen, wenn er ein Gesuch abgeschlagen, es von ihm zu erlangen, wenn die Zeiten Geschäfte mit sich brachten, die ihn mit Sorgen beluden, ihn zu erheitern, wenn er einmal gefehlt hatte, bis zur gelegenen Zeit zu schweigen und dann rechtzeitig ihn zu erinnern.“

Da bleibt kein Wunsch mehr offen, oder ?
Wohl dem, der in, an oder zumindest in der Nähe der ANNAGASSE wohnt ! ;)


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