Der ursprüngliche Zweck der seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründeten
KRIEGERVEREINE,
welche anfangs nur Soldaten, die an Feldzügen teilgenommen hatten, später alle Gedienten vertraten, bestand darin, würdige militärische Bestattungen nach dem Ableben bedürftiger Kameraden sicherzustellen und die Hinterbliebenen zu unterstützen. Hinzu kamen frühzeitig die Pflege der Kameradschaft und der militärischen Tradition, die Beschwörung gemeinsamer Erlebnisse (vordergründig natürlich der „Siege“ in diversen Schlachten) und die stets betonte Verbundenheit >Mit Gott für König/Kaiser und Vaterland<.
KRIEGERVEREINE (KV), auch als
MILITÄR~ (MV), SOLDATEN~ oder
VETERANENVEREINE (VV) auftretend, wurden bezüglich ihrer militärischen Äußerlichkeiten und vermeintlichen „Soldatenspielerei“ gern verspottet
Dem
KREISKRIEGERVERBAND CALAU gehörten laut Anwesenheitsliste bei der Herbstversammlung 1926 u.a. folgende
VEREINE unserer Region an:
Altdöbern, Annahütte-Särchen, Barzig, Bischdorf, Brieske, Bronkow, Buchwalde, Bückgen, Calau KV-MV, Costebrau, Dobristroh, Dörrwalde, Drebkau, Drochow, Großräschen, Grube Anna-Mathilde / Ilse / Marga / Renate, Hörlitz, Jüttendorf-Thamm, Kleinkoschen, Kleinräschen, Klettwitz, Lautawerk, Meuro, Rauno, Reppist, Sauo, Sedlitz, Senftenberg KV-VV-V.ehem.Artill.-V.e.Kavall., Senftenberg 2, Wormlage, Zschornegosda;
Im
AUGUST 1926 fanden in
BRIESKE-MARGA nacheinander
SOMMERFESTE
mit fast stereotypem
FESTVERLAUF statt. Bei aufmerksamer Lektüre der
PROTOKOLLE fällt auch auf,
dass einige Teilnehmer mehrmals auftauchen, was auf die sogenannte
VEREINSMEIEREI hindeutet,
womit das übertriebene Wichtignehmen der Betätigung in einem oder mehreren, oft gleichgearteten Vereinen gemeint ist.
Ich habe diese
AUFFÄLLIGKEITEN in den Texten hervorgehoben.
17. August 1926:„Ein glänzend gelungenes Fest mit einer großen Beteiligung bei schönstem Wetter war das
SOMMERFEST DES KRIEGERVEREINS GRUBE MARGA.
Schon am Vormittag setzte ein eifriges
SCHIESSEN auf sämtlichen Ständen ein. Beim
AUSMARSCH um 1 Uhr beteiligten sich 180 Kameraden,
voran marschierte die gesamte
BERGKAPELLE MARGA.
Ein interessantes Bild bot der lange
FESTZUG, dem eine
FELDKÜCHE folgte.
Auf dem
FESTPLATZ angekommen, setzte sofort wieder das
SCHIESSEN ein. Reges Leben und Treiben herrschte am Nachmittage.
Die Zahl der Anwesenden wird einschließlich der Kinder auf rund 800 geschätzt. Buden, Zelte und Belustigungen aller Art waren aufgeschlagen,
deren Besitzer sich eines guten Geschäfts erfreuen konnten. Die
BERGKAPELLE konzertierte auf dem Platze zur Unterhaltung der Festteilnehmer.
Auch ein
KINDERFEST war mit diesem Tage verbunden.
Die Königswürde errang Kamerad Harting, Marschall wurde Kamerad Hauptmann
KLITZING.
Bei anbrechender Dunkelheit erfolgte der
EINMARSCH mit Lampions in die festlich
ILLUMINIERTE KOLONIE.
Vor dem Abtreten hielt Direktor
KLITZING eine
ANSPRACHE, in der er die Kameraden ermahnte, stets treu zur deutschen Kriegersache zu stehen.
Das Hoch auf das deutsche Vaterland sowie auf den Ehrenvorsitzenden des Deutschen Kriegerbundes Reichspräsident v. Hindenburg brachte der Vorsitzende Kamerad
LENZ aus.
Auf der
PREISSCHEIBE hatte die beste Ringzahl Kamerad
ZIEGLER,
Zweiter wurde Kamerad Hugo Schneider
und Dritter Kamerad
BÖTTCHER.“
24. August 1926:„Das diesjährige
AUGUSTSCHIESSEN DER GILDE MARGA nahm einen sehr befriedigenden Verlauf. Um 1 Uhr rückte die
GILDE mit der
BERGKAPELLE sowie den Offizieren und Suite zu Pferde, nach dem
FESTPLATZ aus. Schon am Morgen von 8 – 11 Uhr wurden die
PREIS~ und LAGENSCHEIBEN beschossen und sehr gute Resultate erzielt, die aber am Nachmittag noch überboten wurden.
Der Besuch auf dem
FESTPLATZ, auf dem Zelte aufgeschlagen waren und die
BERGKAPELLE durch
KONZERT für Unterhaltung sorgte,
ließ diesmal etwas zu wünschen übrig.
Gegen 8 Uhr abends erfolgte mit starker Beteiligung des Publikums der
EINMARSCH in den
ILLUMINIERTEN ORT.
Die Königswürde errangen bei den Schützen Kamerad
ZIEGLER,
bei den Jungschützen Kamerad Nakonzer,
Marschälle wurden bei den Schützen Kamerad Köhler,
bei den Jungschützen Kamerad Tilgner.
Auf der
PREISSCHEIBE errangen folgende Kameraden Preise:
1.
BÖTTCHER (57 Ringe); 2. Kunath (56); 3.
LENZ (47);
bei den Jungschützen:
1. Richter (47 Ringe); 2.
LENZ (47); 3. Hörenz (44);
Der Beste auf der
LAGENSCHEIBE war Kamerad
LENZ mit 56 Ringen.
Geschossen wurde überall mit
DIOPTORBÜCHSE auf 20er Ringscheiben; Standlänge 150 Meter.“
28. August 1926:„Der
KRIEGERVEREIN von DORF BRIESKE begeht am Sonntag sein
SOMMERFEST. Geschossen wird am Nachmittag nach dem
AUSMARSCH vom Gasthof Brieske, auf den Schießständen der
SCHÜTZENGILDE MARGA.
Es werden eine
KÖNIGS~, eine
PREIS~ und eine
LAGENSCHEIBE beschossen, letztere ist öffentlich.
Nach dem
EINMARSCH findet ein öffentlicher
BALL im Gasthaus Brieske statt.“
24. August 1926:„Der
STAHLHELM tagte am Sonntag abend im Gasthause
MARGA und beschloß einstimmig, am Sonntag, 5. September, ein
SOMMERFEST mit
EIN~ & AUSMARSCH zu veranstalten. Es sollen eine
KÖNIGS~ und eine
PREIS~, sowie
LAGENSCHEIBEN beschossen werden.
Kameraden, die sich ohne genügenden Grund nicht am
AUSMARSCH beteiligen, verlieren ihr Anrecht auf einen Preis.“
8. September 1926:„Das
SOMMERFEST des STAHLHELMS erfreute sich guter Beteiligung. Früh um 8 Uhr begann das
SCHIESSEN auf den Ständen der
SCHÜTZENGILDE. Einige Kameraden hatten dazu freundlicherweise ihre eigenen Scheibenbüchsen und Munition zur Verfügung gestellt.
Es wurden eine
KÖNIGS~, eine
PREIS~ und die
LAGENSCHEIBE beschossen. König wurde Kamerad Max
SCHNEIDER und Marschall Kamerad Tonn.
Wertvolle Preise waren auf der
PREISSCHEIBE ausgesetzt und zwar erhielten den 1. Preis Kamerad
BÖTTCHER, den 2. Kamerad Winzer, den 3. Kamerad Lißmann, den 4. Kamerad Jäntsch, den 5. Kamerad Kunert und den 6. Kamerad Tonn.“
5. Oktober 1926„Am Sonntag abend hielt der
KRIEGERVEREIN MARGA eine
VERSAMMLUNG ab, die gut besucht war, und verband damit eine Feier anläßlich des Geburtstages unseres Reichspräsidenten. Der Saal zeigte prächtigen Flaggenschmuck und auf der Bühne war das große, in Oel gemalte Hindenburgbild aufgestellt, das schön umkränzt war.
Im Mittelpunkt des Abends stand die Rede des Kameraden
LENZ zu Ehren des Reichspräsidenten. Mit dem Deutschlandlied klang seine beifällig aufgenommene Rede aus.
KONZERTVORTRÄGE DER HAUSKAPELLE, gemeinsame
GESÄNGE und ein gemütliches
BEISAMMENSEIN schlossen die wohlgelungene, erhebende
FEIER.“
Das große
GRUPPENFOTO ließe sich daher sowohl dem S
OMMERFEST (17.08.) als auch der
HINDENBURG-FEIER (5.10.) zuordnen.
Auf jeden Fall wird der
FOTOTERMIN wohl irgendein
„NATIONALFEST ZUR VERHERRLICHUNG DER PICKELHAUBE“ gewesen sein,
welches "ganz offiziell" so oder ähnlich ablief:
„
Während das Publikum mit Musik und Gesangsvorträgen unterhalten wurde, hatte sich das junge Völkchen um die einzelnen Schießstände,
andererseits zu einem Tänzchen oder Gesellschaftsspiele geschaart.
Selbst für Unterhaltung der KINDER war mit einem Ballwerfen nach einem hölzernen Manne gesorgt.
Hier frohes Spiel und Tanz, dort rege Gespräche bei famosem Gerstensaft, Musik und Gesang, dazwischen das vom Beifallsjubel begleitete Knallen der Scheibenbüchsen. Unter klingendem Spiel, mit wehenden Fahnen wurde der Rückmarsch angetreten.“Ich möchte schließen mit dem
HUMORVOLLEN AUGENZEUGENBERICHT eines Halbwüchsigen vom Lande zum Thema
>KRIEGERVEREINSLEBEN<, den ich gekürzt dem
EPISODENROMAN >Der Himmel ist hoch< von Karl-Heinz Madauß entnahm:
„Das ist mal so auf’m DORF, wenn Gelegenheit zum Feiern ist, da will sich keiner was entgehen lassen.
Die Leute sagen sich halt: KRIEGERVEREIN MIT DEN ALTEN FLINTEN ist im ganzen Jahr nur eins, wo es so abgeht. Und morgen früh ist die Nacht zu Ende!
Wir GÖREN da draußen an den Saalfenstern sehen das auch so und halten aus.
Nun bläst der ganze KRIEGERVEREIN zum GENERALANGRIFF.
Alles was noch ein BIERGLAS festhalten kann, reckt es in die Gegend rum.
Und alle Augenblicke wird gerufen:
>Und 1 – 2, zicke, zacke, zicke, zacke, hoi-hoi-hoi !<
Die UHREN gehen sacht auf 10 Uhr. Ein paar KRIEGER im Saal sind schon gefallen, pardauz vom Stuhl untern Tisch, und wer zu gewaltig im Wege liegt, wird ein wenig beiseitegeschoben. Andere packen still den Kopf auf’n Tisch und schlafen sanft ein. Die meisten aber, die stehen ihren Mann:
DEUTSCHE EICHE – sozusagen.
Gegen 12 Uhr kommt es an der Saaltür zum kleinen KRAWALL. Wollen da nun welche rein, die nicht dürfen oder sollen welche raus, die nicht wollen ?
Kommt es auch zu einem GERANGEL - was schert das die Saalordner um diese Zeit.
>Wer will unter die Soldaten?< singt die eine Saalecke, und sie müssen dabei gewaltig laut werden, wollen sie sich bei diesem LÄRM ein bisschen Gehör verschaffen. Wir können von draußen an den Fenstern eigentlich gar nicht genau hören, wo was gesungen wird. Wir merken aber akkurat, welche Ecke im Saal grad die große STIMMUNG macht.
Im STEHEN singt es sich wohl besser, lauter aber ganz gewiss. Stehenden Fußes halten sie das BIERGLAS weit weg vom Leib, als möchten sie da nun gar nichts mehr davon riechen…HELDEN SIND HELDEN. Da ist doch einer wie der andere… “