Mit der im Jahre 1865 eingeführten
OFFENEN KARTE, wie sie amtlich genannt wurde, war ein entscheidender Schritt in Richtung
DRUCKSACHENKARTE
getan worden. Das
FORMAT entsprach dem eines gewöhnlichen Briefkuverts, der
TEXTUMFANG der Mitteilung inklusive Adresse und Signatur wurde auf 20 Wörter begrenzt und der
TEXT konnte optional
HANDSCHRIFTLICH oder
GEDRUCKT verfasst sein.
Die Portopauschale der
POSTKARTE zum halben
BRIEFPORTO hielt sich noch sehr lange bei der Deutschen Post auf dem Gebiet der ehemaligen DDR.
(Postkarte = 10, Brief = 20 Pfennige)
Durch Einbeziehung vorgefertigter
GEDRUCKTER TEXTE war diese spezielle
KORRESPONDENZKARTE auf den
GESCHÄFTSVERKEHR zugeschnitten. Durch in der Folgezeit eingefügte
VIGNETTEN,
FIRMENSTEMPEL oder
ABBILDUNG des Unternehmens bzw. dessen
WARENANGEBOTS wurde eine
DRUCKSACHENKARTE automatisch zur
WERBEKARTE.
Mit ihr ließ es sich unmittelbar kommunizieren, das lästige Verschließen und Öffnen von Briefumschlägen entfiel und der
KURZMITTEILUNG entsprechend konnte unverzüglich gehandelt werden. Der zentrale Einsatzbereich dieser Karten lag dabei in der Vor~ und Nachbereitung geschäftlicher Transaktionen und der genauen Terminierung von Sendungen. Kurzgefasst und präzise wurden dem Empfänger Kurzmitteilungen über Sortiment, Preise und Qualität sowie Angaben zu Bestellung & Verrechnung oder Lieferverzögerungen per
KARTE zugeschickt.
Wichtig dabei war allerdings, dass trotz der Kompaktheit und Direktheit der Kartentexte die
HÖFLICHKEIT keinesfalls ausgeklammert werden durfte. Selbstredend verwies man aber darauf, sich stets eines
SACHLICHEN TEXTSTILS,
„welcher ohne anbiedernde Floskeln, Aufschriften und Versicherung der ungetheiltesten Hochachtung auf die unumgänglich nothwendigen Ausdrücke beschränkt sei“, zu befleißigen.
Die folgenden
BEISPIELE waren allerdings ob der undeutlichen Handschrift mancher Geschäftsleute nur mit Mühe zu entziffern,
einige wenige Wörter blieben leider "unentdeckt".
Die heute vorgestellte älteste
DRUCKSACHE Nr.1 wurde am 6. Januar 1875 von der Bergbau-Actien-Gesellschaft an den in Cottbus wohnhaften Herrn H. von Loeber verschickt, in der ihm betr. seiner aus der Reppister
GRUBE MARIE angesagten
KOHLELIEFERUNG per 5 Lowry mitgeteilt wurde, dass
„die Ihnen gestern avisierte LOWRY 2072 ausfällt, da dieselbe beschädigt worden ist. Es folgt dafür die ERSATZLOWRY 1922.“Damit war eine ev. längere Suche nach der richtigen
LORE, vom englischen Wort
>LOWRY< für einen „offenen Eisenbahn-Güterwagen“ abstammend, vom Tisch.
Die
DRUCKSACHE Nr. 2,
am 20.1.1898 verschickt, hatte etliche
IRRWEGE bis zur Ankunft beim Empfänger Herrn Landfried, seines Zeichens
„Agent für Cigarrenfabrik“ in angeblich
BAUENBURG mit dem Wohnung-Vermerk
„jedenfalls i.d. Pfalz“ zurückzulegen.
„In RUMBERG Pfalz unbekannt“ vermerkte ein Postbote namens Nickles,
auch
„in BAUMBERG und BAMBERG unbekannt“…
Es ist halt ein „Kreuz“ mit so vielen ähnlich lautenden Ortsnamen in deutschen Landen…
Übrigens erbat sich der sehr bekannte Senftenberger Kaufmann Hermann Sprengel
„Handmuster v. Cigarren im Preise von 18 – 30 M.“ und merkte wichtigtuerisch an:
„Nur billigster Preis bei guter Qualität bringt Auftrag!“ –
über dem Namen Hermann Sprengel steht leider ein nicht zu deutendes
WORT…Hätte mich schon interessiert,
ob er wohl je seine wunschgerecht-billigen Cigarren-Warenproben bekommen hat ?
In der
DRUCKSACHE Nr.3übermittelte der Tapeziermeister Alfred Lichey am 18.9.1928 einem Kunden in Arnsdorf, der eine
POSAMENTERIE betrieb, also mit Zierbändern, gewebten Borten, Litzen, Kordeln, Quasten, Volants und dgl. mehr handelte, folgende, leicht mit Rechtschreibfehlern behaftete
NACHRICHT:
„Empfing Ihr Schreiben, bitte etwaß Geduld noch haben, daß ich Ihnen in nächster Zeit schaffe (?) brauchen keine Angst haben, sie erhalten alles es geht nicht so schnell durch die HausGeschichte, Zinsen zahle ich Ihnen gern, schon durch Ihr EntgegenKommen.“Ich nehme stark an, dass Herr Brußen gegen Rabatte nichts einzuwenden hatte…
Die
DRUCKSACHE Nr.4ist noch ein
GROSSES RÄTSEL für mich.
Beim Betrachten der
KARTE, welche die Porzellanmanufaktur Geiersthal verschickte, ist eine
ZEICHNUNG der Stadt Senftenberg N.-L., mit folgenden handschriftliche Anmerkungen zu sehen:
von links:
„Trapeze, Ziegeldach, Schiefer & Ziegeldächer, Wasser, Schieferdach, Steingebäude …Bitte Herrn Schneider fragen.“Tja, was wollte man wohl damals bei o.g. Person in Erfahrung bringen bzw. welches ANGEBOT wurde hier wem gemacht?
Fragen, deren Beantwortung der
HEIMATFORSCHUNG obliegen…
Die folgenden
4 DRUCKSACHEN von
1928 – 1930 – 1945 sind dagegen einfach zu deuten, da man sich in der Zwischenzeit einer
SCHREIBMASCHINE bediente und damit der Unleserlichkeit handschriftlicher Mitteilungen den Kampf ansagte.
GROSSE EREIGNISSE verraten sie nicht, erinnern aber an einst wohlbekannte
FIRMEN unserer Heimatstadt Senftenberg.
In diesem Zusammenhang wird sich die Nachkriegsgeneration durch die nachfolgende
UMFUNKTIONIERTE DRUCKSACHE ganz sicher noch an wirtschaftliche
ENGPÄSSE erinnern, als z.B. Zeitungsränder & Rückseiten von Formularen für schulische Aufzeichnungen und ausgemusterte
KARTON-POSTKARTEN als
BASTELMATERIAL Verwendung fanden.
Das war damals Realität, aber von der jetzigen Generation glaubt das eh keiner mehr…
Jedenfalls sind wir auch mit
>KÖPFEN DER ZEITGESCHICHTE< großgeworden, deren Kommen & Gehen wir letztlich noch auf alten
DDR-POSTKARTEN nachvollziehen können. Und ich werde den Eindruck nicht los, dass hier ein anonymer
WAHRSAGER seine Hand im Spiel hatte.
Er konstatierte schon Anfang der 1950er Jahre, dass
BERLIN eines Tages wieder
GESAMTDEUTSCHE HAUPTSTADT sein würde...Alle Achtung für diese
WEITSICHT !